© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.057

Eine seltene Schiebelampe vom innovativen französischen Lampisten Henri Peigniet-Changeur aus Paris. Diese unverwechselbaren Lampen wurden in den Jahren um 1880-1890 als „Lampe de travail“ (etwa „Büro-Lampe“) vermarktet. Heute sind sie gesuchte, teure Raritäten.

Der Aufbau der Lampe ist angelehnt an die berühmte „Vesta-Schiebelampe“ von Wild & Wessel: Auch hier geht die mittlere Trägerstange mitten durch den Petroleumtank, der länglich und breit geformt ist. Zum Unterschied zur Vesta-Lampe sind aber die Petroleumbehälter bei Peigniet-Changeur aus Porzellan angefertigt.  Die Trägerstange ist wie eine breite Zahnstange bearbeitet; mit einem Federmechanismus kann man die Lampe in einer bestimmten Höhe fest arretieren.

Der Porzellan-Behälter ist mit Renaissance-Stilelementen in Relief verziert und mit hellblauer Farbe glasiert. Die Kappe des Einfüllstutzens sitzt fest; ich konnte sie nicht öffnen.

Der Eisensockel war das große Problem. Alle mir bekannten Schiebelampen von Peigniet-Changeur haben einen runden, großen Porzellan-Sockel mit einem kleineren Eisenkern in der Mitte. Dieser Sockel jedoch besteht komplett aus Eisen. Auf diesem Eisenkern war vermutlich eine dicke Emailschicht angebracht und mit hellblauer Farbe (passend zum Bassin) glasiert. Das ist reine Vermutung, denn von den Farbschichten waren nur noch sehr kleine Spuren übrig. Mein Sohn hat den Sockel mit Sandstrahl vom Rost befreit. Ich habe den gereinigen Sockelkern mit Rostumwandler behandelt, dann mit schwarzer Revell-Farbe (Matt 8) bemalt, darauf eine Schicht Faubourg-Patina angebracht, und zum Schluss mit Bronzewachs (Laiton + Or Classique) bronziert. Den Eingangsbereich der Trägerstange in den Sockel habe ich mit drei passenden Messing-Scheiben ansprechend gestaltet.

Ich konnte einen typischen, alten Schiebelampen-Schirm in grüner Farbe aus Großbritannien kaufen. Aufgrund des relativ kleinen Schirms habe ich einen 12''' Kosmos-Brenner ausgewählt, um die Proportionen angenehm zu gestalten. Den 155 mm-Schirmreif habe ich in der Mitte mit einem Kugelring für Flachbrenner verlötet und mit verlöteten Kupferdrähten und Messingstückchen an den Brenner angepasst.

Der Lohn für diese langwierige Arbeit ist eine stimmige Schiebelampe von Peigniet-Changeur, für die man üblicherweise einen doppelt so hohen Preis zahlen müsste.

 

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Brenner, Glaszylinder, Glasschirm und Schirmreif.

Reinigung und Reparatur:
Siehe oben.

Lampenkörper:
Lampenkörper aus hellblau glasiertem Porzellan im typischen Peigniet-Changeur-Design. Sockel aus sehr schwerem Eisenguss. Die üblicherweise auf diesem Eisenkern angebrachte Keramikschicht ist bei dieser Lampe völlig abgerieben, daher habe ich ihn selbst bronziert. Sockel Ø 163 mm. Höhe der Stange 48,6 cm. Länge des Porzellankörpers 243 mm. Lampenkörper in der Höhe variabel.
Lampenkörper ist gleichzeitig Bassin. Der Einfüllstutzen sitzt fest. Der Keramik-Einsatz hat einige Sprünge. Gemarkt: Lampe de Travail - Breveté S.G.D.G. - France Etranger - Marque de fabrique - H. Peigniet Changeur & Cie.

Brenner:
12’’’ Kosmos-Brenner von Hugo Schneider, Leipzig.
Dochtrad gemarkt: Logo von Hugo Schneider.
Flachdocht 57 mm.

Glaszylinder:
12’’’ Kosmos-Zylinder. Höhe 255 mm, Ø unten 44 mm.
Gemarkt: Cristal Recuit - Louis Albert Porcelaines Pertuis (Vaucluse) - 12''' + Löwe.

Schirm und Schirmhalter:
Typischer Glasschirm für britische Schiebelampen, weißes Milchglas grün überfangen, Oberrand glatt.
Höhe 122 mm, Ø unten 150 mm.
155 mm Schirmreif mit einem Kugelring für 11’’’ Flachbrenner als Mittelring, angepasst an den Brenner.

Lampenmaße:
Gesamthöhe mit Zylinder minimal 48,6 cm (Höhe der Trägerstange), maximal 70,2 cm.
Gesamtgewicht 4100 g.