© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.293

Eine belgische Zentralluftzug-Lampe aus geprägtem und durchbrochenem Messingblech, vermutlich von Albert Wauthoz in Brüssel. Hergestellt ca. 1890-1900.

Diese Lampe ist deshalb interessant, da sie keine der üblichen Bezeichnungen wie Firmennamen, Logos, Patentangaben und desgleichen aufweist, was bei den belgischen Zentralluftzug-Lampen eine ziemlich außergewöhnliche Situation ist. Lediglich der Petroleumtank unten trägt die Bezeichnung "Lampe Bruxelloise". Diese Markierung führte (zumindest bei mir) zu der Annahme, dass die Lampe wohl vom belgischen Lampenhersteller Albert Wauthoz stammt, denn von allen nennenswerten belgischen Lampenmanufakturen war nur A. Wauthoz in Brüssel tätig. Der Brenner unterscheidet sich allerdings vollständig von den bekannten Zentralluftzug-Brennern von Wauthoz mit dem Logo "Lampe Dite Electrique"; er ähnelt äußerlich den Brennern von Lempereur & Bernard; bei näherer Untersuchung sind aber auch hier signifikante Unterschiede sichtbar.

Maison Hanniet als der zweite Brüsseler Lampenhersteller könnte auch als Urheber dieser Lampe in Frage kommen. Ich habe bis jetzt nur zwei Lampen dieses Herstellers gesehen: Die erste ist meine Lampe L.309, die zweite ist ein Lampenpaar im Internet, das mit den bekannten Brennern von A. Wauthoz ("Lampe Dite Electrique") bestückt ist. Weitere Hinweise fehlen völlig. Daher neige ich eher zu meiner Annahme von A. Wauthoz als Hersteller. Weiterführende Hinweise von Lampensammlern sind willkommen!

Ein weiteres Problem war die fehlende Original-Flammscheibe. Man hatte stattdessen eine Flammscheibe von L&B hineingezwängt. Ich habe eine Ersatz-Flammscheibe selbst konstruiert, indem ich mich an der Flammscheibe meiner anderen Wauthoz-Lampe (L.350) orientierte und eine flache, große Scheibe (Ø 30 mm) auf einem exakt passenden Rohr anschraubte. Ob diese Konstruktion tatsächlich dem Original entspricht muss noch eruiert werden.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Flammscheibe (Nachbau).

Reinigung und Reparatur:
Die dunkel angelaufene Messing-Oberfläche mit sehr feiner Stahlwolle gereinigt.

Lampenkörper:
Fuß aus ornamentalem, durchbrochenem Messingguss, auf 4 Füßen, Ø 190 mm. Vase aus verziert geprägtem Messingblech, teilweise durchbrochen, mit zwei angeschraubten Henkeln. Vase Ø 162 mm, mit Henkeln 247 mm.
Petroleumtank zum Einhängen aus ornamental geprägtem Messingblech, passend zur Vase, unten gemarkt: Lampe Bruxelloise. Extra-Einfüllöffnung. Tank Ø 153 mm.

Brenner:
18’’’ Zentralluftzug-Brenner, vermutlich von Albert Wauthoz, Brüssel. Weder auf dem Brenner noch auf dem Dochtrad gibt es Marken.
Replika-Flammscheibe als große Scheibe auf Rohr (von mir selbstgebaut).
Schlauchdocht Ø 33 mm. Rechnerische Brennergröße: 23’’’.

Glaszylinder:
18’’’ Matador-Zylinder mit schmalem Bauch. Höhe 267 mm, Ø unten 63 mm.
Gemarkt: V.S.L Deposé Boromica. (V.S.L. = Val-Saint-Lambert, Belgien).

Schirm und Schirmhalter:
Tulpenschirm, farbloses Glas, Mittelteil satiniert, unten klares Glas mit gravierten Motiven, Oberrand gewellt.
Höhe 191 mm, Ø unten 102 und oben 148 mm.
100 mm Original-Kugelring für 20’’’ Brenner.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 31,1 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 61,3 cm.
Gesamtgewicht 2780 g.