L.344
Nachdem ich einige fast spektakuläre Porzellan- oder Keramik-Lampen bei eBay USA gefunden hatte (z.B. L.252, L.277 oder L.314), habe ich immer nach solchen außergewöhnlichen Exemplaren Ausschau gehalten, obwohl Lampen aus USA immer besonders teuer zu werden pflegen dank der hohen Versandkosten und Zollgebühren.
Diese kleine Lampe gehört zu solchen schönen Lampen, auch ohne spektakulär und pompös zu wirken. Sie ist zierlich, klein, elegant, und aufgrund der feinen, handbemalten Blumengirlanden doch feierlich und erhaben. Die Porzellan-Lampe wurde bei Carl Thieme, in Potschappel bei Dresden angefertigt; die Bodenmarke wurde von 1888 bis 1901 verwendet. Außer der Bodenmarke (Unterglasur) wurde auch handschriftlich über Glasur "Germany" geschrieben. Dadurch war die Lampe wohl nachträglich zum Export nach Großbritannien oder USA bestimmt.
Die Lampe kam mit einem amerikanischen #2 Flachbrenner (Venus von E. Miller) und einem überdimensionierten, riesigen 3 Zoll-Zylinder. Da ich beschlossen hatte, der Lampe wieder ein passendes, europäisches Aussehen zu verleihen, habe ich den amerikanischen Vasenring entfernt und stattdessen einen 8''' Kosmos-Vasenring eingekittet. Mit passendem 8‘‘‘ Kosmos-Brenner und -Zylinder wurde die Lampe wieder "europäisch" bzw. "deutsch".
Der wichtigste und auch kostenintensivste Teil der Lampe ist zweifellos der handkolorierte Lithophanie-Schirm. Diesen Schirm bekam ich mit einer unscheinbaren, kleinen und defekten Lampe aus Frankreich. Er trägt die Marke „Lithophanie française P.R. Paris“. Diese Marke ist allerdings eine Tarnmarke des eigentlichen Herstellers Schierholz PPM (Plauer Porzellan-Manufaktur). Nachdem dieser Porzellanhersteller per Gerichtsbeschluss dazu aufgefordert wurde, den eigentlichen Künstlern der in Lithophanie-Schirmen verwendeten Bilder Entschädigung zu zahlen, war sie wohl gezwungen, ihre Schirme in Paris herzustellen und damit die fälligen Geldzahlungen zu umgehen, denn das Gerichtsurteil war nur im Deutschen Reich gültig (Info aus: KH. W. Steckelings: Leuchtender Stein. Die Geschichte der Lithophanie vom 18. bis ins 20. Jahrhundert. Sandstein Verlag, 2013 Dresden. ISBN 978-3-95498-051-2).
Der Schirm ist vermutlich um 1875-1890 entstanden. Im Gegensatz zu den üblichen Lithophanie-Schirmen ist er außen handkoloriert und glasiert. Die vier dargestellten Szenen haben inhaltlich nichts miteinander zu tun; es sind Bilder, bei denen kleine Kinder vorkommen. Der Schirmhalter aus Messing gehört original zum Schirm.
Mit diesem Lithophanie-Schirm ist ein langgehegter Wunsch in Erfüllung gegangen.
Lampendaten
Von mir ergänzt:
Brenner, Glaszylinder, Lithophanie-Schirm und Schirmhalter.
Reinigung und Reparatur:
USA-Vasenring entfernt, neuen Vasenring eingekittet. Die Verbindung Säule zum Sockel mit hinterlegtem Metallrohr zentriert und stabilisiert.
Lampenkörper:
Fuß, Säule und Bassin aus handbemaltem Porzellan (vorwiegend Blumen und Blumengirlanden) mit Bodensignatur von Carl Thieme, Potschappel. Sockel rund, auf vier Füßen, Ø 117 mm. Säule und Bassin fest miteinander verbunden, Fuß kann abgenommen werden.
Bassin aus Porzellan, handbemalt, Ø 105 mm.
Brenner:
8’’’ Kosmos-Brenner von Hugo Schneider, Leipzig.
Dochtrad gemarkt: Logo von Hugo Schneider.
Flachdocht 42 mm.
Glaszylinder:
8’’’ Kosmos-Zylinder. Höhe 235 mm, Ø unten 37 mm.
Gemarkt: Importé de Tchécoslovaquie - Cristal de Bohême 8''' + Strahlender Stern in ovalem Rahmen.
Schirm und Schirmhalter:
Lithophanie-Schirm, konisch ohne Kragen, Lithophanie mit 4 Szenen, außen koloriert und glasiert, gemarkt: Lithophanie Française P.R. (Tarnmarke von PPM = Schierholz Plaue).
Höhe 103 mm, Ø unten 240 mm.
Spezieller Schirmträger für Lithophanie-Schirme, verzierte Ausführung, ohne Reif, unter dem Brenner zu befestigen.
Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 29,4 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 55,5 cm.
Gesamtgewicht 1010 g.