© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.301

Eine Wild & Wessel-Lampe (W&W-Nr. 1110) aus dem frühen Historismus, datiert ca. 1870-1875. Lampenkörper aus ornamentalem Zinkguss, schwarz bemalt und stellenweise dunkelgrün patiniert (als Imitation von grüner Bronzepatina von antiken Gegenständen). Die Originalfarbe ist stellenweise recht gut erhalten. Zusätzliche goldene Akzente sind von mir angebracht.

Mich haben insbesondere die mythologischen Szenen mit recht gut erhaltener Grünpatina interessiert. Einige renommierte deutsche Lampenhersteller (W&W, K&T, etc.) haben ihre Zinkguss-Lampen mit einer grünen Farbe patiniert, um die damaligen archäologischen Bronze-Funde mit Grünpatina nachzuahmen. Diese Lampe mit ihren mythologisch-allegorischen Szenen gehört mit Sicherheit dazu. Die zwei historisierenden Griffe passen hervorragend zur Lampe.

Der mythologische Fries zeigt einmal einen Mann in einem von zwei Pferden gezogenen Wagen, und auf der anderen Seite eine Frau in einem von zwei Schwänen gezogenen Wagen. Der Mann trägt einen strahlenden Sonnenkranz auf seinem Haupt; die Frau dagegen eine Mondsichel. Diese Figuren sind sehr wahrscheinlich allegorische Darstellungen von Sonne und Mond, bzw. von Tag und Nacht. Der Fries ist außerdem reichlich mit Putten und Engeln geschmückt.

Der Bassin-Deckel und der Fußteil der Lampe waren ziemlich abgegriffen und die Grünpatina fast vollständig berieben. Ich habe daher bestimmte Partien mit Goldbronze veredelt. Die schwarzen Teile sowie die ziemlich abgegriffenen Kanten der Lampe konnte ich mit der schwarzen Patina-Farbe (Patine du Faubourg) sehr gut renovieren.

Der Kosmos-Normal-Brenner von Wild & Wessel war ursprünglich versilbert, was den hohen ästhetischen Wert der Lampe zusätzlich unterstreicht. Nach der Reinigung ist allerdings von der Silberschicht reichlich wenig übrig geblieben.

Ich konnte glücklicherweise einen alten, französischen Kugelschirm erwerben, der sehr ähnliche mythologische Szenen aufweist. Vermutlich ist dieser Schirm ein Produkt von Baccarat oder St. Louis, ist jedoch in deren Katalogen nicht abgebildet.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Glaszylinder und Kugelschirm.

Reinigung und Reparatur:
Alle beriebenen Stellen mit schwarzer Patina-Farbe übermalt und mit Goldbronze dekoriert.

Lampenkörper:
Sockel aus ornamental verziertem Zinkguss, Ø 151 mm. Der Fuß unten gemarkt: 1110. Sockel und Vase nicht voneinander trennbar.
Zinkguss-Vase mit umlaufenden allegorischen Szenen. Seitlich zwei hängende Griffe aus Messingguss. Vase Ø 121 mm, 159 mm mit Griffen. Separater Zusatz-Behälter aus Messingblech in der Vase, der wohl an der Vase angeklebt ist.
Bassin aus klarem, farblosem Glas, eingekittet unter dem Deckel aus Zinkguss, eingehängt in der Vase. Deckel Ø 133 mm. Bassin abnehmbar.

Brenner:
14’’’ Kosmos-Normal-Brenner von Wild & Wessel, Berlin. Ursprünglich versilbert.
Dochtrad gemarkt: W&W Kosmos-Normal. Dochtrad-Rückseite: W&W-Zierkordel.
Brandrohr gemarkt: Patent Breveté S.G.D.G.
Flachdocht 66 mm.

Glaszylinder:
14’’’ Kosmos-Zylinder. Höhe 261 mm, Ø unten 52 mm.
Gemarkt: Cristal 14''' + Krone und Girlande.

Schirm und Schirmhalter:
Französischer Kugelschirm aus farblosem Glas, satiniert, tiefgeätzte allegorische Szenen passend zur Lampe. Vermutlich ein Produkt von St. Louis oder Baccarat in Frankreich für Modérateur-Öllampen. 1 Messingring oben. Ohne Kragen.
Höhe 176 mm, Ø unten innen 56 und Bauch 190 mm.
Schirmhalter nicht nötig.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 35,2 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 65,4 cm.
Gesamtgewicht 4490 g.