© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.338

Eine Wild & Wessel-Lampe (Modell-Nr. 388, hergestellt 1865) mit Säule und Bassin aus facettiert geschnittenem Milchglas, mit gegossenem Metall-Sockel und Metall-Monturen.

Diese Lampe ist abgebildet in Wild & Wessel-Jubiläumskatalog von 1894, Tafel 18, Lampe Nr. 388. Sie wurde in Pariser Weltausstellung von 1867 präsentiert. Sie gehört zu einer Reihe ähnlicher Lampen von Wild & Wessel, die mit ihren länglichen, facettiert geschnittenen Milchglas-Teilen und Messingmonturen elegante Beispiele für Klassizismus abgeben.

Zufälligerweise bekam ich mit einer ganz anderen Lampe einen 14-linigen Ur-Kosmos-Brenner! Dieser Vorläufer der späteren Kosmos-Normal-Brenner wurde in den Jahren 1865-1869 produziert (siehe dazu Unterkapitel Der Kosmos-Brenner in Allgemeine Informationen). Der Brenner bekam in der oben genannten Pariser Weltausstellung eine Preismedaille, was man dann auch stolz auf dem Dochtrad verewigt hat. Dieser Brenner wurde selbstverständlich sofort bei dieser Lampe eingesetzt, da beide aus dem gleichen Zeitraum stammen.

Zu dieser wertvollen, ehrwürdigen Lampe habe ich eine wunderschöne Tulpe aus Frankreich gefunden, die hervorragend zu ihr passt. Die Tulpe hat in 6 Kartuschen zwei alternierende Motive des Historismus. Sie ist sorgfältig reliefiert geätzt. Ich vermute, sie ist um 1875-1890 hergestellt. Ein Problem entstand dadurch, dass die Tulpe einen Kugelring von 70 mm brauchte; der alte W&W-Brenner hatte jedoch einen originalen, daran angelöteten Kugelring von 85 mm. Ich wollte diesen Original-Kugelring unbedingt daran lassen. Also habe ich einen neuen 70 mm Kugelring innen entsprechend abgesägt und in den vorhandenen Kugelring aufgesetzt. Ein deutscher Kosmos-Zylinder älteren Datums hat die Lampe komplettiert.

Diese Lampe mit ihrer über 150 jährigen Geschichte gehört zu den Highlights meiner Sammlung.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Brenner, Glaszylinder, Tulpenschirm und Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Keine Reparaturen notwendig. Die einzige Beschädigung war stellenweise grüne Kupfercarbonat-Bildung am Sockel und an den Metallmonturen, die ich sorgfältig abgeschliffen habe.

Lampenkörper:
Sockel aus ornamentalem, durchbrochenem Messingguss, auf drei Füßen, Seitenlänge 21 cm. Balusterförmige Vase aus weißem Milchglas, vertikal länglich facettiert. Vasenoberteil mit ornamentalen Metall-Monturen aus Messingguss. Vase Ø 141 mm.
Bassin aus weißem Milchglas, Oberteil mit Schälschliff, Ø 143 mm. Typischer W&W Metallzapfen mit Gewinde. Bassin kann abgenommen werden.

Brenner:
14’’’ Kosmos-Brenner von Wild & Wessel, Berlin, aus den Jahren 1865-1869, mit einer einzigen Walze für Dochtransport, damals noch unter dem Namen „Rundflachdocht-Brenner“ vermarktet. Mit dem Kugelring fest verlötet.
Dochtrad gemarkt: W&W Preismedaille Paris 1867. Dochtrad-Rückseite: W&W-Kordel.
Brandrohr gemarkt: Patent Breveté SGDG.
Flachdocht 67 mm.

Glaszylinder:
14’’’ Kosmos-Zylinder. Höhe 262 mm, Ø unten 53 mm.
Gemarkt: Kristall 14''' - Hans Kurray Max Maier Nachf. Eisenhandlung Meersburg + Geflügeltes Rad (Logo von K&T).

Schirm und Schirmhalter:
Tulpe, farbloses Glas, satiniert und geprägt, Knospenform, hochgeätzte Motive, Oberrand wellig geschnitten.
Höhe 210 mm, Ø unten 67 und Bauch 161 mm.
85 mm Kugelring für 14’’’/15’’’ Brenner, Original W&W, gelötet mit dem Brenner.
Zusätzlich einen 70 mm Kugelring eingesetzt, um der Tulpe stabilen Halt zu gewährleisten.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 37,5 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 67,5 cm.
Gesamtgewicht 3070 g.