L.354
Eine herrliche, prunkvolle Imari-Lampe, die ich bei einem Auktionshaus erstanden habe. Da die Vase erst nachträglich gebohrt ist, könnte man die Lampe um 1885-1890 datieren.
Die Lampe gibt einige Rätsel auf: Der Sockel ist eine außerordentlich feine, aufwändig detaillierte Gussarbeit. Der Bassin-Deckel hingegen passt mit seiner Dekoration aus Akanthus-Blättern nicht zum Sockel. Außerdem ist der Vasenring auch mit dem Stobwasser-Logo gemarkt. Das integrierte Rincklake-System zum Abfangen der heraustretenden Petroleum-Tröpfchen ist wohl extrem selten zu finden. Die Lampe in ihrem Aufbau ist typisch französisch: aufwändiger Sockel aus Messingguss, Messing-Verbinder zur Vase, Imari-Vase. Der Oberteil mit Bassin inkl. Vasenring von Rincklake und Stobwasser-Brenner ist dagegen eher deutsch. Sockel und Bassin-Deckel passen ornamentenmäßig nicht zueinander, waren aber mit dem gleichen Schutzlack versehen. Hat man eine prunkvolle, aber nicht vollständige französische Lampe mit deutschen Teilen ergänzt? War möglicherweise die gesamte Lampe von Stobwasser? Warum ist diese mächtige Lampe mit einem verhältnismäßig kleinem Brenner und Petroleumtank bestückt?
Die Vase ist aus Imari-Porzellan mit der typischen Imari-Bemalung in Kobaltblau (unter Glasur), Eisenrot und Gold (über Glasur). Die goldenen Zierlinien sind doch relativ gut erhalten. Die Vase ist erst nachträglich für den Gewindestab gebohrt, leider direkt durch die Bodenmarke! Der Sockel ist außerordentlich fein gegossen; Schlangenleiber, Adlerköpfe und Löwentatzen geben sich ein Stelldichein... Der Messing-Verbinder zwischen Sockel und Vase war ordentlich verbeult, ebenso der schöne Bassindeckel an einer Kante. Ich habe beide behutsam zurecht gebogen.
Der 14''' Victoria-Brenner von Stobwasser ist hier mit dem Rincklake-Tropfenfänger bestückt. Der Vasenring des Bassin-Deckels trägt die Angabe: „System Rincklake“ plus Stobwasser-logo. Glücklicherweise konnte ich einen Original-Victoria-Zylinder von Stobwasser finden.
Zu dieser großen Lampe habe ich einen britischen Kugelschirm gekauft, der von der Größe gut zur Lampe passt, obwohl das floral-geätzte Motiv etwas in Hintergrund gerät.
Lampendaten
Von mir ergänzt:
Glaszylinder, Kugelschirm und Kugelring.
Reinigung und Reparatur:
Den verbeulten Bassindeckel und den Messing-Verbinder zurecht gebogen. Eisengewicht entrostet, mit Rostumwandler behandelt und schwarz lackiert.
Lampenkörper:
Sockel aus hochwertigem, durchbrochenem Messingguss, mit Schlangen und Adlerköpfen, auf 3 Tatzenfüßen, Ø ca. 190 mm. Eisengewicht unter dem Sockel.
Große Imari-Vase mit Bemalung in Eisenrot, Kobaltblau und Gold, nachträglich durch die Bodenmarke gebohrt, unten handschriftlich gemarkt: N 150 V. Vase Ø 177 mm. In der Vase ein Zusatz-Behälter aus Messingblech, Ø 137 mm.
Bassin aus Messingblech, unten handschriftlich gemarkt: 302. Bassindeckel ornamental gedrücktes Messingblech, Ø 144 mm. Vasenring gemarkt: System Rincklake + Logo Stobwasser.
Brenner:
14’’’ Victoria-Brenner von Stobwasser, Berlin.
Dochtrad gemarkt: Stobwasser Berlin. Rückseite: F. S.
Dochtrad-Stift mit Rincklake-Zahnrad ("Tropfsternchen").
Original-Flammscheibe mit kleiner Scheibe auf Stift.
Flachdocht 67 mm.
Glaszylinder:
15’’’ Knick-Zylinder. Höhe 257 mm, Ø unten 53 mm.
Gemarkt: Logo Stobwasser = St. auf Lampe + V 14'''.
Schirm und Schirmhalter:
Britischer Kugelschirm, leicht eiförmig, farbloses Glas, satiniert, tief-geätzte Blattmotive.
Höhe 191 mm, Ø unten 102 und Bauch 191 mm.
100 mm Kugelring für 14’’’/15’’’ Brenner.
Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 43,0 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 72,0 cm.
Gesamtgewicht 4820 g.