© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.310

Eine sehr auffällige, äußerst seltene, kleine Lampe, die ich bei eBay Großbritannien fand und auch tapfer ersteigerte. Vermutlich ist sie ein Erzeugnis aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, wo die Lampen noch in aufwändiger Handarbeit gefertigt wurden.

Eine rechteckige Keramikvase sitzt in einem Metallgestell, das vermutlich extra für diese Vase hergestellt wurde. Das Metallgestell ist sehr aufwändig gestaltet: Auf einem 4-füßigen Podest sind 4 lange, schmale Säulen angebracht, die oben wiederum ein abschließendes Baldachingestell festhalten. Die Säulen und deren oberen Abschlüsse sind verschraubt. Das Gestell ist aus Messing- oder Bronzeguss und ursprünglich vergoldet. Die Vergoldung ist allerdings an den erhabenen Stellen schon abgerieben. Die ganze Ornamentik erinnert mich an französische Erzeugnisse des 2. Empire (so um 1850-1870): Prunkvolle Dekorationen mit Löwenköpfen, Rocaillen, geschwungenen Füßen, etc.

Die rechteckige Vase ist an allen 4 Seiten unterschiedlich bemalt mit Brombeeren und Blumen. Die Bemalung und die goldenen Linien sind hervorragend erhalten. Leider ist der Blindstempel an der unteren Seite nicht entzifferbar. Der englische Verkäufer (ein Antiquitätenhändler) hatte auf Sarreguemines (= Saargemünd) getippt.

Der Vasenring war mit einem weiteren, engeren, versilberten Metallteil ergänzt, den man in den Vasenring hineingesteckt und daran geklebt hatte. Ich konnte diesen Teil wieder abnehmen. Das Gewinde des eigentlichen Vasenrings war abgelöst, befand aber noch im Vasenring. Erstaunlich genug: Der Vasenring war nicht eingekittet; der Halsbereich der Vase war völlig sauber!! Ich habe das Gewinde wieder am Vasenring angelötet und den Vasenring ordentlich eingekittet.

Ein Vermutstropfen an der Lampe war jedoch, dass die Keramikvase unten angebohrt war. Die Lampe war wohl früher elektrifiziert. Das würde auch den zusätzlichen Vasenring erklären, der vermutlich zur Befestigung der Lampenfassung diente. Ich habe das Loch mit einer Alu-Scheibe und Stabilit-Kleber zugemacht.

Ergänzt mit einem guten 10''' Kosmos-Brenner und einer wohl auch ziemlich alten Tulpe mit geschnittener Ornamentik, strahlt die Lampe gediegene Eleganz aus. Sie gehört zu den außergewöhnlichen Lampen in meiner Sammlung.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Brenner, Glaszylinder, Tulpenschirm und Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Zwei Füße unten ziemlich abgefeilt, um Gleichstand auf 4 Füßen zu gewährleisten. Das Loch unten mit Alu-Scheibe und Stabilit zugeklebt. Vasenring repariert und eingekittet.

Lampenkörper:
Fuß und Gestell aus Messing- oder Bronze-Guss, Empire-Stil, ehemals vergoldet (ziemlich abgerieben), rechteckig auf 4 geschwungenen Füßen, 14 x 11,5 cm.
Vase aus polychrome-bemalter Keramik, rechteckig, 8,2 x 6,0 cm. Goldstaffage sehr gut erhalten. Unten handschriftliche Markierungen; Blindstempel unleserlich.
Vase ist gleichzeitig das Bassin.

Brenner:
10’’’ Reform-Kosmos-Brenner von Hugo Schneider, Leipzig.
Dochtrad gemarkt: Kosmos Brenner.
Brandrohr gemarkt: M.
Flachdocht 50 mm.

Glaszylinder:
10’’’ Kosmos-Zylinder. Höhe 226 mm, Ø unten 40 mm.
Gemarkt: Logo von Wensel.

Schirm und Schirmhalter:
Tulpenschirm, farbloses Glas, satiniert, geschnittene Ornamentik, Oberrand eckig geschnitten.
Höhe 103 mm, Ø unten 66 und oben 128 mm.
70 mm Kugelring für 10’’’ Brenner.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 19,0 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 45,2 cm.
Gesamtgewicht 1390 g.