© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.044

Hier ist der sprichwörtliche Goliath meiner Sammlung! Eine riesige, imposante Säulenlampe, die vermutlich für Kirchen hergestellt wurde, da sie unten am Fuß religiöse Motive aufweist. Die Lampe ist mit ihren 108 cm die viertgrößte (nach den 3 Standlampen) in meiner Sammlung. Bestückt mit einem großen, sehr aufwändig in Diamantschliff handgeschnittenen Kristallbassin von 19 cm Durchmesser unterstreicht die Lampe ihre gehobene Stellung in sakralen Räumen. Hergestellt vor 1900. Herkunft unbekannt.

Dass ich mit der Lampe ein schwerwiegendes Problem einhandeln würde, wusste ich damals nicht: Die Kombination Sockel + Säule der Lampe besteht aus mehreren Messingteilen, die mit einem sehr langen Gewindestab zusammengebunden sind. Irgendwas war er im Laufe der Zeit lose geworden, so dass die Säule locker und schief war. Ich musste die Säule auseinander montieren. Da die Schrauben am Gewindestab vollständig verrostet waren, mussten mein Cousin und ich die untere Schraube absägen und den verbliebenen Teil des Stabs mit Schlägen locker machen. Und dabei geschah es: Das herrliche, große Kristallbassin am anderen Ende der Lampe zerbrach in zwei Teile! Das Bassin hatte wohl einen Sprung (den ich erst später auf dem eBay-Foto erkannt habe), und der sprang dann durchgehend unter der Vibration der Schläge. Das Bassin zerbrach Gott sei Dank in nur zwei Teile, die ich später mit UHU sorgfältig zusammengeklebt habe. Man erkennt den Sprung nur wenn man von oben auf das Bassin hinschaut. Ein mehrtägiger Test mit Petroleum hat bestätigt, dass das Bassin dicht ist.

Der Original-Brenner war ein Duplex-Brenner deutscher Herkunft mit einem schadhaften Dochttrieb. Deshalb habe ich ihn viele Jahre später mit einem 20''' Flammscheiben-Brenner von Hugo Schneider ersetzt. Dieser Brenner ist mit einem Löscher bestückt, der in der Fachwelt unbekannt zu sein scheint. Die eingeprägte Patentnummer ist von einem Patent, das mit dem Löscher nichts zu tun hat. Siehe dazu: PetroleumbrennerHeber und LöscherDer Löscher.

Die sämtlichen Messingteile der Lampe waren ursprünglich versilbert. Die Silberschicht war fast vollständig angelaufen, so dass beim Reinigen von ihr so gut wie nichts übrigblieb. Aber auch in Messingfarbe macht die Lampe einen sehr nachhaltigen Eindruck: Eine imposante, majestätische Standlampe, die vermutlich nur selten anzutreffen ist.

Zuletzt konnte ich dieser großen Lampe auch eine große, seltene Vianne-Tulpe spendieren, die ich bei eBay USA fand.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Brenner, Glaszylinder, Tulpenschirm und Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Lampenkörper auseinander montiert, mit neuem Gewindestab ergänzt. Das zerbrochene Bassin mit UHU zusammengeklebt. Den fehlenden Löscher-Zylinder des Brenners aus Messingblech konstruiert.

Lampenkörper:
Dreieckiger Fuß aus Messingguss, mit religiösen Motiven verziert, auf drei Tatzenfüßen.
Hohe, konische Messingsäule, vertikal gerippt. Imposante, barockale Gestalt (insg. 5 Teile). Fuß Seitenlänge 21 cm.
Bassin aus klarem, schwerem Kristallglas, mit Diamanten- und Olivenschliff, Ø 188 mm. Abnehmbar nur mit dem Gewindestab. Zersprungen in zwei Teile beim Versuch, die Säule auseinander zu montieren! Sorgfältig zusammengeklebt. Das Bassin ist dicht.

Brenner:
20’’’ Hugo-Brenner von Hugo Schneider, Leipzig, mit Galerie-Heber und Löscher (Löscher-Zylinder Eigenbau).
Dochtrad gemarkt: Logo von Hugo Schneider. Schwarze Glaseinlage.
Galerie gemarkt: D.R.P.No. 81542.
Original-Flammscheibe mit großem Hut auf doppeltem Siebrohr.
Flachdocht 95 mm.

Glaszylinder:
20’’’ Matador-Zylinder. Höhe 282 mm, Ø unten 65 mm.
Gemarkt: VR in Stern - Fabrication Française - Marque Déposée - Matador 20'''.

Schirm und Schirmhalter:
Tulpenschirm von Vianne, satiniertes Glas, oben Cranberry, unten farblos, hoch-geätzte ornamentale Motive, Oberrand gewellt.
Höhe 238 mm, Ø unten 99 und oben 198 mm.
100 mm Kugelring für 20’’’ Brenner.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 76,5 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 107,8 cm.
Gesamtgewicht 5500 g.