© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.319

Ein unüblicher, unerwarteter Fund! Eine wunderschöne Jugendstil-Lampe, sehr apart geformt, dazu noch in fast allen Teilen vollständig. Am Fuß unten seitlich ist "K. Moser" gepunzt! Koloman Moser war einer der bekanntesten und produktivsten Designer der Wiener Werkstätte; er war sogar ihr Gründungsmitglied; und diese Lampe ist vermutlich ein Produkt dieser sehr renommierten Werkstätte, denn Material-Auswahl und Sorgfalt in der Herstellung sprechen dafür. Sie kann natürlich auch von einer anderen hochwertigen Manufaktur der Jugendstil-Zeit kommen. Ob die Lampe tatsächlich ein Entwurf von Koloman Moser ist, muss ich noch recherchieren.

Für eine Wiener Lampe hätte ich schon einen hochwertigen Brenner von Ditmar erwartet. Die Lampe ist aber bestückt mit einem 15''' Matador-Brenner von Ehrich & Graetz. Der Brenner muss ein früherer Brenner sein, denn die Flammscheibe trägt noch das Prädikat "Fabrik Marke". Auch der Zylinder ist mit dem Logo von Ehrich & Graetz versehen. Den mitgelieferten, leicht beschädigten Kugelring habe ich mit einem hochwertigen Kugelring ersetzt.

Der farblose Glasschirm ähnelt eher der britischen Bienenkorb-Form und ist spärlich ornamental geätzt. Ich finde, dieser Schirm passt zu dieser Lampe, da er unprätentiös und modern wirkt und die Lampe auf diese Art und Weise recht gut ergänzt.

Ein Wermutstropfen gab es auch bei dieser Lampe: Das Bassin war wohl erst neulich eingegipst worden. Es war aus dicker Keramik und war wohl ursprünglich der untere Teil eines Blumentopfes. Man hatte wohl das Original-Glasbassin irgendwann ersetzen müssen. Ich habe ein altes Glasbassin (ursprünglich eingekittet unter einem Majolika-Deckel) durch viel Abschleifen am oberen Hals passend gemacht und eingekittet.

Diese Lampe gehört zu den bemerkenswertesten Lampen meiner Sammlung sowohl wegen ihrer einmaligen Jugendstil-Form als auch durch den seitlich gepunzten Namen K. Moser. Ich vermute daher, sie ist ein Produkt der Wiener Werkstätte und könnte tatsächlich ein Entwurf von Koloman Moser sein. Irgendwann muss ich Museumsexperten zu Rate ziehen.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Glasbassin und Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Das Keramik-Bassin entsorgt. Ein farbloses Glasbassin unter dem Messingdeckel eingekittet.

Lampenkörper:
Sockel aus dickem Messingblech, Ø 190 mm. Darauf seitlich gepunzt: K. Moser. Auf dieser Platte sind 4 ornamentale, schmale Säulen aus Messingguss montiert, die eine zylindrisch geformte Vase aus Messingblech tragen, worauf stilisierte Girlanden appliziert sind. Vase Ø 158 mm. Lampe vermutlich von Wiener Werkstätte.
Ersatz-Bassin aus klarem Glas, Ø 114 mm, eingekittet unter dem Deckel. Bassindeckel aus Messingblech mit applizierten Girlanden. Deckel Ø 138 mm.

Brenner:
15’’’ Matador-Brenner von Ehrich & Graetz, Berlin, mit Galerie-Heber.
Dochtrad gemarkt: Logo von Ehrich & Graetz.
Dochtrad-Ring gemarkt: 15''' Matadorbrenner.
Original-Flammscheibe, gemarkt: 15''' Matadorbrenner + Logo E&G + Fabrik Marke.
Flachdocht 75 mm, gemarkt: 15 Matador.

Glaszylinder:
15’’’ Matador-Zylinder. Höhe 270 mm, Ø unten 52 mm.
Gemarkt: Prima Boheems Glas - 15''' Matador - 16''' Salvator + Logo E&G.

Schirm und Schirmhalter:
Glasschirm in Bienenkorb-Form, farbloses Glas, teilsatiniert, flachgeätzte Ornamentik.
Höhe 180 mm, Ø unten 90 und Bauch 177 mm.
95 mm Kugelring für 14’’’/15’’’ Brenner.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 33,6 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 65,1 cm.
Gesamtgewicht 3630 g.