© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.124

Eine für den amerikanischen Geschmack eher ungewöhnliche Keramik-Lampe des USA-Lampenherstellers R. Hollings in Boston, angefertigt teilweise mit Teilen aus Europa. Herstellung um 1890-1900.

Die streng zylindrische Vase ist ein Erzeugnis der französischen Keramikmanufaktur Gien. Sie ist unten signiert (Marke ab 1875; Buchstabe L datiert 1889). Innen ist sie mit einem Etikett der Herstellerfirma R. Hollings & Co., Boston, versehen. Diese Vase war wohl ursprünglich eine reguläre Blumenvase, denn sie ist erst nachträglich unten gebohrt, um einen Gewindestab anzubringen. Sie muss wohl ursprünglich auch höher gewesen sein, denn sie ist oben glatt abgesägt.

Die Vase ist flächendeckend mit Nelken in drei verschiedenen Farben auf intensiv blauem Hintergrund bemalt. Diese Bemalung mit Emaille-Farben wurde durch die französischen Manufakturen Longwy, Gien und Vieillard weltberühmt. Maria findet, dass das Muster und die Farbgebung an osmanische Kacheln aus Iznik erinnern.

Der Duplex-Brenner von Wright & Butler ist aus Birmingham. Ein erstaunlicher Duplex-Brenner, der im Innern eine Öffnung zum Nachfüllen von Petroleum und zusätzlich eine Füllanzeige aufweist und damit wohl einzigartig ist. Es ist anzunehmen, dass Hollings feine Lampen mit britischen Duplex-Brennern bestückt hat (es gibt ein Buch in Metropolitan Museum, NY, mit dem Titel: R. Hollings & Co. Manufacturers of Gas Fixtures and Duplex Lamps). Ich konnte im Internet weitere Hollings-Lampen mit sehr ähnlicher Konstruktion finden, oft mit keramischen Vasen und Duplex-Brennern aus Europa.

Den mitgelieferten, großen Matador-Zylinder habe ich mit einem gemarkten Duplex-Zylinder ausgetauscht.

Die britische Tulpe für Gaslampen passt mit ihrer Form und Dekoration bestens zu dieser Lampe, da die stilisierten Blumen irgendwie an die bemalten Nelken auf der Vase erinnern und die eher zylindrische Gestalt mit der Lampe sehr gut harmoniert. Da die untere Öffnung der Tulpe ziemlich groß ist, musste ich eine entsprechende Halterung konstruieren, damit die Tulpe sicheren Stand auf dem Kugelring bekommt. Dafür habe ich einen anderen Kugelring einfach umgedreht auf den Original-Kugelring des Brenners aufgesetzt. Die Tulpe sitzt nun auf dem umgedrehten Rand dieses zusätzlichen Kugelrings.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Glaszylinder, Tulpenschirm und zusätzlicher Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Siehe oben.

Lampenkörper:
Sockel aus ornamental verziertem Messingguss, auf 4 Füßen, 152 x 152 mm, Ø 192 mm. Unter dem Fuß ein Gewicht aus Eisenguss.
Vase aus handbemalter Majolika von Gien, Frankreich, mit Etikett von R. Hollings, Boston, USA, zylindrisch rund, Ø 126, Höhe 145 mm.
Bassin aus Messingblech, versteckt in der Vase. Deckel aus getrepptem Messingblech, Ø 133 mm.

Brenner:
Duplex-Brenner von Wright & Butler, Birmingham, mit Gewinde-Anschluss, Petroleum-Einfüll-Öffnung und Füllanzeige. Fest mit dem Kugelring verbunden.
Zwei Dochträder, gemarkt: Wright & Butler Improved Duplex Burner Birmingham. Schwarze Glaseinlagen.
Zwei Flachdochte, je 28 mm; zusätzlicher Saugdocht.

Glaszylinder:
Duplex-Zylinder mit ovalem Bauch. Höhe 256 mm, Ø unten 64 mm.
Gemarkt: Griffin-Brand Fireproof Foreign + Drache.

Schirm und Schirmhalter:
Britischer Tulpenschirm für Gaslampen, satiniertes Glas, oben cranberry, unten heller, leicht erhabene, transparente Blumenmotive, Oberrand gewellt. Ohne Kragen.
Höhe 132 mm, Ø unten innen 111 und oben 200 mm.
100 mm Kugelring für 20’’’ Brenner; fester Bestandteil des Brenners. Zusätzlicher 100 mm Kugelring umgedreht darauf angebracht und angelötet.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 24,3 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 52,2 cm.
Gesamtgewicht 3410 g.