© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.116

Eine herrschaftliche, mit vielen gegossenen Messingmonturen prunkvoll ausgestattete Lampe von Ignác Fischer aus Budapest. Die Lampe wurde aus Würzburg zum Selbsteinholen annonciert; und ich habe sie sehr gerne selbst abgeholt. Lampen dieser Güteklasse kommen leider sehr selten bei eBay Deutschland vor.

Interessanterweise hatte die Lampe einen Vasenring von Hinks & Son. Sie war also früher für den britischen Markt bestimmt gewesen. Irgendwann ist sie nach Deutschland gekommen. Man hat dann einen normalen Vasenring mit Gewinde darauf gelötet und die Lampe schließlich mit einem billigen Kosmos-Brenner und neuem Vesta-Schirm bestückt.

Ich habe die beiden verlöteten Vasenringe absägen und entfernen müssen, da sie kaum noch zu retten waren. Ich habe allerdings wieder einen originalen Hinks-Vasenring eingekittet. Ein guter Duplex-Brenner von Hinks zusammen mit einem Duplex-Zylinder sowie einem geätzten Kugelschirm aus Großbritannien haben die Lampe bestimmungsgerecht komplettiert.

Die Keramik-Teile sind in sehr typischem Ignác Fischer-Stil bemalt. Die Bemalung und die goldenen Zierlinien sind hervorragend erhalten. Nur der Bassindeckel ist durch Petroleum-Einwirkung verdunkelt. Alle drei Keramikteile sind innen gemarkt mit "Fischer J. Budapest". Die Vase ist zusätzlich gemarkt mit "Patent". Vase und Bassindeckel tragen jeweils ein Etikett (Des. No. 384, Fac. No. 326). Fußteil hat außerdem eine eingedrückte Nummer 689. Die Lampe ist vermutlich 1885-1895 entstanden. Die Lampe existiert auch mit anders bemalten Keramikteilen und mit Gewinde-Vasenringen, aber immer mit den identischen Messingmonturen. Daraus entnehme ich, dass die Lampe komplett von Ignác Fischer angefertigt wurde und nicht nur die Keramikteile.

Erstaunlicherweise war das Messing-Bassin unten gelocht und wieder zugelötet. Das wäre als Kabelloch ein typischer Hinweis für eine Elektrifizierung. Aber die anderen Teile der Lampe, allen voran der Zusatz-Behälter sind nicht gelocht. Das ist ein Rätsel, denn so kann man gar kein Kabel hindurchführen. Hat man das Vorhaben der Elektrifizierung mitten in der Arbeit wieder aufgegeben? Ich habe das erbärmlich zugelötete Loch entlötet und mit einer zugeschnittenen Messingscheibe erneut zugelötet.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Vasenring, Brenner inkl. Kugelring, Glaszylinder und Kugelschirm.

Reinigung und Reparatur:
Den Original-Vasenring entfernt und ein Hinks-Vasenring eingekittet. Das Loch am Bassin erneut zugelötet.

Lampenkörper:
Sockel aus reliefiert verziertem Messingguss, auf 4 Füßen, Ø 195 mm.
Sockel-Oberteil und Vase aus bemalter Keramik, innen jeweils gemarkt: Fischer J. Budapest. Zwischen Sockel und Vase kurze Säule aus Messingguss. Vasenabschluss mit einem verzierten Ring; zwei verzierte Henkel. Vase Ø 159 mm, mit Henkeln 223 mm. In der Vase ein Zusatz-Behälter aus Messingblech.
Bassin aus Messingblech, fest angebracht unter dem bemalten Keramik-Deckel, eingesteckt in der Vase. Früher gelocht, jetzt zugelötet. Deckel Ø 127 mm. Vasenring war verlötet, jetzt ersetzt. Vasenring gemarkt: Hinks & Son's Patent.

Brenner:
Duplex-Brenner von Hinks & Son, Birmingham, mit Galerie-Heber und Löscher. Fest mit dem Kugelring verbunden.
Dochtrad gemarkt: Hinks's Duplex No.2. Beige Keramikeinlage.
Brenner-Kappe gemarkt: Hinks & Son Patent.
Zwei Flachdochte je 27 mm; zusätzlicher Saugdocht.

Glaszylinder:
Duplex-Zylinder mit ovalem Bauch. Höhe 256 mm, Ø unten 64 mm.
Gemarkt: Griffin-Brand Fireproof Foreign + Drache.

Schirm und Schirmhalter:
Britischer Kugelschirm, farbloses Glas, satiniert, flach-transparente Jugendstil-Motive.
Höhe 183 mm, Ø unten 103 und Bauch 197 mm.
100 mm Kugelring für 20’’’ Brenner, gemarkt: Rd. 65891; fester Bestandteil des Brenners.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 36,5 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 66,4 cm.
Gesamtgewicht 4440 g.