© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.260

Eine majestätisch anmutende Majolika-Lampe von R. Ditmar mit Metallteilen aus Eisen, Kupfer, Zink und Messing. Ein glücklicher Fund bei einer Antiquitäten-Händlerin in Österreich; allerdings in einem sehr bedauernswerten, extrem restaurierungsbedürftigen Zustand. Sie erzählte, dass die Lampe von einem österreichischen Jagdschloss stammt. Vermutlich stand sie dort jahrzehntelang in einem feuchten Keller und wartete auf ihren ritterlichen Retter…

Eine fast gleiche Lampe ist im Katalog von 1897 abgebildet (Tafel 33, Lampe 8392). Sie ist im Fußbereich einfacher gehalten und etwas kleiner als diese Lampe. Die Keramik-Vase scheint aber identisch zu sein. Meine Lampe trägt die Nummer 8393.

Die Metallteile der Lampe bestehen aus einer Vielzahl unterschiedlicher Metalle (Gusseisen, Schmiedeeisen, Eisenblech, Massiv-Kupfer, Kupferblech, Zinkguss, Zinkblech). Die gesamte Lampe inkl. Brenner, Schirm und Zylinder, wie sie im Foto dargestellt ist, besteht aus mindestens 58 Einzelteilen! Die Lampe prunkt mit einer extrem aufwändigen Konstruktionsweise im sog. Gotik-Stil mit martialischen Bemalungen (Drachen, Greife, mittelalterliche Ritter-Wappen und –Waffen, usw.) und mit mehrteiligen Metallmonturen, die an den britischen Arts & Crafts-Stil erinnern.

Eisenteile waren ziemlich verrostet; Kupferteile bzw. verkupferte Eisenteile waren außerdem von grünem Kupfercarbonat überzogen. Mit sehr langwieriger Schleifarbeit konnte ich die sämtlichen Metalle gründlich reinigen. Alle Eisenteile habe ich außerdem mit Hammerite-Rostumwandler vorgestrichen, anschließend mit Revell-Farbe (Schwarz Matt 8) bemalt und mit Filzscheiben poliert. Diese Lackbehandlung lässt die Metallteile seidenglänzend schimmern. Die Vase und der Bassin-Deckel haben hingegen die Zeiten glänzend überstanden. Auch der Brenner hatte glücklicherweise keinen Schaden.

Der Brenner an der Lampe ist ein 18’’’ Sonnenbrenner; kupferfarbig passend zur Lampe. Viel später konnte ich eine Baccarat-Tulpe mit Drachenmotiven ersteigern, die der Lampe sehr schön passt. Ein echter 18’’’ Sonnenbrenner-Zylinder von Ditmar (ein großzügiges Geschenk von Dr. Schöneborn) hat die Lampe wunderbar komplettiert.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Glaszylinder, Tulpenschirm und Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Siehe oben.

Lampenkörper:
Sockel und Mittelsäule aus Eisenguss, Sockel dreieckig, Seitenlänge ca. 20 cm. Unter dem Sockel gemarkt: 8393/4. Auf dem Sockel drei schmiedeeiserne Arme, die zusammen mit einem Eisenring das Bassin tragen. Blattornamentik aus Kupfer.
Majolika-Vase mehrfarbig bemalt mit drei reliefierten Drachenmotiven. In der Vase ein Zusatz-Behälter, gemarkt: R. Ditmar. Wien.
Bassin aus klarem Glas, transparent, eingesteckt in der Vase. Bassin-Deckel aus passend gestalteter Majolika mit drei Wappen-Symbolen. Deckel Ø 158 mm.

Brenner:
18’’’ Sonnenbrenner von R. Ditmar, Wien, verkupfert. Brenner-Gewinde 50,3 mm.
Dochtrad gemarkt: Sonnenbrenner R. Ditmar Wien. Schwarze Glaseinlage.
Brandrohr gemarkt: Breveté S.G.D.G.
Original-Flammscheibe für Sonnenbrenner.
Original-Brenndocht Ø 29 mm; Original-Saugdocht.

Glaszylinder:
18’’’ Sonnenbrenner-Zylinder (Knick-Zylinder). Höhe 308 mm, Ø unten 63 mm.
Gemarkt: 18 Sonnen Brenner R. Ditmar Wien.

Schirm und Schirmhalter:
Tulpenschirm von Baccarat, farbloses Glas, satiniert, tief-geätzte Drachenmotive, Oberrand eckig geschnitten. Ohne Kragen, 1 Messingring unten.
Höhe 182 mm, Ø unten innen 77 und Bauch 179 mm.
85 mm Kugelring für 14’’’/15’’’ Brenner; mit angelöteten Messingstäbchen zur besseren Zentrierung der Tulpe.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 32,8 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 68,5 cm.
Gesamtgewicht 4940 g.