© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.204

Eine sehr imposante, wohlgeformte, hohe Lampe für einen anspruchsvollen Kundenkreis. Ich habe die Lampe in Apulien (Süd-Italien) entdeckt. Sie stammte von einem Palazzo in Mesagne, wie der Verkäufer mir mitteilte. Hergestellt ist sie vermutlich 1880-1890 im Höhepunkt des Historismus. Durch die Frauenfigur im Säulenteil kann man die Lampe dem Wiener Hersteller R. Ditmar zuordnen (siehe unten), obwohl sie keine sichtbaren Marken von R. Ditmar zeigt.

Die Lampe besteht aus drei Hauptteilen: Ein separater Sockel mit großen Löwenköpfen, ein Mittelteil mit der großen Figur einer Frau, die eine kannelierte, füllhornförmige Säule hält, und die Vase. Die Vase enthält drei ausgesparte Kartuschen, in denen jeweils zwei Putten unterschiedliche Wissenschaften ausüben (Archäologie, Astronomie und Geographie). Alle Teile gehören zweifelsfrei zueinander, da sie passende Ornamentik aufweisen.

Zuordnung zu R. Ditmar (siehe dazu letztes Foto unten): Eine alte Lampe aus dem Ditmar-Katalog 1869 (Tafel 22, Lampe 5383) hat eine ähnliche, füllhornhaltende, aber doch unterscheidbare Frauenfigur, die auf einem zylindrisch-strengen Sockel befestigt ist. Zufälligerweise hat ein Sammlerfreund eine Lampe, die den gleichen Sockel wie diese Lampe aus dem alten Katalog, aber jetzt die weibliche Figur von meiner Lampe besitzt. Offensichtlich hat R. Ditmar später die Frauenfigur modernisiert. Möglicherweise wurde meine Lampe speziell für einen Lampenhändler oder für Export produziert und trägt daher keine Marke von R. Ditmar.

Die Lampe war fast nur in schwarzer Farbe mit spärlichen Spuren von einer Bronzierung erhalten. Außerdem waren zwei kleine Kosmos-Brenner passend ineinander und auf dem Vasenring geklebt (mit Silikon!). Ich musste die Lampe vom jahrzehntelangen Schmutz reinigen, dunkel grundieren und mit messingfarbenem Goldwachs bronzieren. Damit bekam die Lampe ein sehr feierliches, ungemein prunkvolles Aussehen.

Zu dieser mächtigen Lampe passte ein großer Brenner. Ich habe sie komplettiert mit einem 20-linigen Schwintzer & Gräff-Brenner mit dem dazu passenden Flaschen-Zylinder und einer herrlichen, großen Tulpe, die ich aus Frankreich ersteigert habe. Diese Lampe gehört zweifellos zu den sehr prunkvollen, hoch herrschaftlichen Lampen meiner Sammlung.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Brenner mit Flammscheibe, Glaszylinder, Tulpenschirm und Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Lampe gründlich gereinigt, dunkel grundiert und mit Messingwachs bronziert.

Lampenkörper:
Sockel, figürliche Säule sowie Vase aus sehr ornamentalem, reichhaltig dekoriertem Zinkguss. Sockel mit 2 Löwenköpfen, auf 4 Füßen, Ø 192 mm.
Säule in Gestalt eine Frau, die einen Füllhorn hält. Vase mit 3 Szenen mit Putten, die wissenschaftliche Tätigkeiten ausüben. 3 Eulen unterstreichen den Wissensaspekt. Vase Ø 163 mm.
Bassin aus klarem, farblosem Glas, eingegipst unter dem Deckel aus ornamentalem Zinkguss, eingesteckt in der Vase. Deckel Ø 143 mm. Bassin kann entnommen werden.

Brenner:
20’’’ Brenner von Schwintzer & Gräff, Berlin. Dieser Brenner ist nicht in Goldberg-Katalogen erwähnt.
Dochtrad gemarkt: Logo von Schwintzer & Gräff.
Original-Flammscheibe mit flacher Scheibe auf langem Siebrohr.
Flachdocht 100 mm.

Glaszylinder:
20’’’ Flaschen-Zylinder. Höhe 290 mm, Ø unten 63 mm.
Gemarkt: Germania Cylinder 20’’’ + Stern in Kreis + 2 gekreuzte Pfeile.

Schirm und Schirmhalter:
Tulpenschirm, farbig gebeiztes Glas, oben cranberry, unten und Krone bernsteinfarbig, reliefiert angebrachte Blumenmotive (Alpenveilchen) in weißlichem Glas, Krone gewellt und gerüscht.
Höhe 246 mm, Ø unten 85 und oben 190 mm.
85 mm Kugelring für 20’’’ Brenner.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 56,6 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 89,1 cm.
Gesamtgewicht 5790 g.

 

 

 

Von links: Bild einer Lampe aus dem Ditmar-Katalog von 1869 – Foto einer Lampe mit dem gleichen Sockel aber mit einer veränderten Frauenfigur (Photo mit freundlicher Genehmigung von Dr. R. Schoeneborn, Saarbrücken) – Meine Lampe mit der gleichen Frauenfigur wie auf dem Foto links – Tulpenschirm aus Frankreich.