Ein sentimentaler Rückblick
Eine lange Reise geht zu Ende. Eine Reise, die vor zehn Jahren in Paris begann, in einem kleinen, feinen Geschäft für antike Lampen von meinem Freund Ara Kebapcioglu. Eine Reise mit außergewöhnlichen Entdeckungen, Erlebnissen, Erkenntnissen, Höhepunkten und auch mit schlechten, regnerischen Tagen. Eine Reise, die ich in meinem Leben nicht vermissen möchte. Ich habe dabei bemerkenswerte Leute kennen gelernt, tolle Freunde gewonnen, vieles mir davor völlig Unbekannte gelernt und ein tiefes Verständnis zu einem erstrangigen Kulturgut gewonnen. Eine Reise nicht in 365 Tagen, sondern mit 365 Petroleumlampen, die mein Leben bereichert, mich unzählige Arbeitsstunden gekostet, unser Haus aufgefüllt und meine Geldbörse geleert haben.
Und jetzt? Die Reise geht für mich zu Ende. 10 Jahre und 365 Lampen sind genug (sagt mein Gehirn; mein Herz sagt natürlich was ganz Anderes). Das Ziel habe ich erreicht. Die Website, deren Zeilen Sie lesen und deren Fotos Sie sich anschauen, mauserte sich letzten Endes zum Ziel. Ich habe jetzt die Genugtuung, genau das erreicht zu haben, was vor einigen Jahren in meinem Kopf als Wunschtraum entstand und mit den Jahren immer stärker und drängender wurde, nämlich die Einbringung meiner Sammlung in einer detaillierten Website, damit sie der Öffentlichkeit zugänglich wird.
Aber die Reise ist für meine Lampen noch lange nicht zu Ende. Sie marschieren (oder gar fliegen?) jetzt in den unermesslichen Tiefen des Internets; werden von anderen Leuten angeschaut, zur Kenntnis genommen und hoffentlich auch teilweise bewundert. Das haben sie nämlich verdient. Sie waren etliche Jahrzehnte lang (man kann sogar sagen, fast ein Jahrhundert lang) die besten Begleiter der Menschen. Sie brachen die Dunkelheit, sie ließen Leute auch spät in der Nacht etwas Schönes lesen, einen Liebesbrief schreiben, notwendige Reparaturarbeiten verrichten. Sie machten Abendessen zum Vergnügen; sie nahmen den Kindern die Angst vor der Dunkelheit weg. Sie waren unersetzlich. Ihre Reise geht daher wohl nicht zu Ende, hoffentlich noch lange nicht. Eines Tages werden Sie in die Sammlungen anderer Menschen kommen, andere Sammlerherzen erfreuen und sie werden wieder als neue Trophäen geschätzt. Das gönne ich ihnen, sie sind es wert.
Die eine Frage, nämlich die über die Zukunft einer großen, wertvollen, mit viel Mühe und Geldopfer zusammengetragenen Sammlung, beschäftigt jeden Sammler. Ich muss gestehen, am Anfang der Sammlung, noch vor etlichen Jahren, machte ich mir darüber gar keine Gedanken. Das Aufstöbern, Erwerben, Reparieren, Komplettieren einer jeden Lampe war das einzige Ziel, und nicht deren Zukunft. Als Jahre vergingen, als die Sammlung immer größer und wertvoller wurde, wurde ich auch älter. Im Alter kommt unweigerlich die Frage, was wohl mit den gesammelten Schätzen passieren soll, wenn die Erben nicht bereit sind, die Sammlung zu behalten und sogar weiter zu führen. Das ist eine dominante, bisweilen Angst einjagende Frage, denn darauf gibt es keine vernünftige Antwort.
Ich wurde manchmal gefragt, ob es nicht sinnvoll wäre, eine solche Sammlung einem Museum zu schenken, damit sie möglichst geschlossen erhalten bleibt. Dazu möchte ich ein Erlebnis von meinem Leben erzählen, das Sinn oder Unsinn eines solchen Vorhabens vor die Augen führt: Meine Frau Maria und ich machten vor einigen Jahren eine Auto-Tour durch Niederlande und Belgien, um große und kleine Städte dieser Kulturländer kennen zu lernen. Unter anderem führte uns der Weg natürlich auch nach Brügge, zu dieser wunderschönen, uralten belgischen Stadt mit großartiger europäischer Kultur. In Brügge gibt es auch – neben anderen, herrlichen Sehenswürdigkeiten – ein Lampenmuseum. Es heißt Lumina Domestica und befindet sich mitten in der Altstadt. Und natürlich wollten wir das Museum ganz gerne besuchen. Als wir uns zu Fuß auf den Weg zum Museum machten, bemerkten wir eine lange Menschenschlange draußen vor der Tür des Museums. Ich war irritiert und erfreut zugleich, dass so viele junge Menschen, zum Teil mit kleinen Kindern, ein Lampenmuseum besuchen wollten. Ich stellte mich in die Schlange; meine Frau ging schon zum Eintritt, um sich ein Bild vom Eingangsbereich zu machen. Kurz darauf kam sie zurück und berichtete mir, dass es sich in dem Gebäude zwei Museen befinden; ein Lampenmuseum und ein Schokoladenmuseum; und dass die lange Schlange nur für das Schokoladenmuseum ist. Wir gingen hinein – und tatsächlich, es gab zwei getrennte Kassen zu den einzelnen Museen. Vor der Kasse für das Lampenmuseum war kein Mensch. Wir kauften unsere Eintrittskarten und gingen in das Lampenmuseum. Meine Frau und ich waren ganz allein drin, bis irgendwann ein freundlicher Mensch aus einem Nebenraum herauskam und uns begrüßte. Wir kamen ins Gespräch (Englisch) und erfuhren, dass er der Besitzer beider Museen war. Er war Ed van Belle, der sein Vermögen mit der belgischen Schokolade gemacht und in großem Umfang Lampen gesammelt hat! Er war an dem Tag völlig zufällig in Museum, denn kurz zuvor hatte er zwei Freunden aus Brüssel seine Lampensammlung persönlich vorgeführt. Die traurige Erkenntnis für mich war, dass es heutzutage kaum Menschen gibt, die sich für alte Lampen (und Beleuchtungsgeschichte allgemein) interessieren. Was ist der Wert einer Sammlung, die keine Menschen anziehen kann und in den Räumen eines Museums vor sich hin schläft?
Das gleiche Erlebnis hatten wir auch im Lampenmuseum von Krosno, im tiefen Südosten von Polen. Da musste man uns erst die Räumlichkeiten des Museums einzeln aufschließen; keine Menschenseele war außer uns (und der jungen Frau, die nur radebrechend Englisch sprach und vor uns jeden Raum einzeln aufschließen musste) im Museum. Nun, das kann man evtl. mit dem für die westlichen Besucher sehr weit abgelegenen Standort tief in Osten erklären. Aber Brügge? Ein Touristenmagnet par excellence? Ja, das ist der Triumph der Schokolade über alte Lampen…
Dann lieber die Lampen einzeln verkaufen, damit sie andere Sammler erfreuen und wertgeschätzt werden. Sie bleiben als geschlossene Sammlung ohnehin virtuell in der Website. Verkaufen? Wann soll man damit anfangen? Welche Lampen soll man zuerst veräußern? Sehr unangenehme Fragen ohne eine einzige, vernünftige Antwort. Die rationale und die emotionale Gehirnteile kämpfen unermüdlich gegeneinander…
Die Entstehung dieser Website, gesehen durch meine Brille...
Diese Website in der jetzigen, Ihnen vorliegenden Gestalt ist das Ergebnis unermüdlicher, fleißiger Arbeit der letzten 9-10 Monate. Sie entstand in sehr freundlicher, kooperativer Zusammenarbeit zwischen mir und Frau Tsekyi Thür. Ich habe alle Texte geschrieben, alle Fotos gemacht und für die englischen Übersetzungen gesorgt. Das heißt, ich bin für den Inhalt ganz alleine verantwortlich. Fachliche und sprachliche Fehler gehen auf mich zurück.
Tsekyi, die ich aus unseren Sammlerkreisen kenne, hat sich spontan und ohne irgendwelche Bedingungen bereit erklärt, für mich die Website zu erstellen, als ich bei einem jährlichen Sammlertreff (vor Corona-Zeiten) meine Verzweiflung zum Ausdruck brachte, dass ich keine Möglichkeiten sehe, eine Website mit meinen Lampen zu machen, obwohl dies schon lange mein Wunsch war. Tsekyi ist keine berufsmäßige Website-Macherin. Sie hat sich mit diesem Medium nur hobbymäßig beschäftigt und auch einige (weit kleinere) Websites für sich und für einige Freunde gemacht. Sie zeigte mir an ihrem Smartphone einige von ihren Websites. Und ich war begeistert! An dem Tag ist unser gemeinsames Projekt geboren. Ich hatte damals überhaupt keine Ahnung, wie viel Hintergrundarbeit mit spezieller Software erforderlich ist, um eine Website auf die Beine zu stellen. Meine naive Vorstellung war, dass man den Text in einem Textbearbeitungsprogramm schreibt, die dazugehörigen Fotos als Grafiken hinzufügt und das Ganze einfach in einen vorbereiteten Website-Rahmen hinein kopiert. Heute kann ich darüber nur noch lächeln…
Tsekyi hat die andere Hälfte der Arbeit bravurös bewältigt. Sie hat (immer in enger Absprache mit mir) für das Layout gesorgt. Schriftart und -größe, Farben, Abmessungen der Fotos und vieles unzählige mehr, was zu einer solchen Website gehört, ist buchstäblich ihre Arbeit. Sie hat die notwendigen Softwares ausgewählt, die Fotos zu Sammelfotos collagiert, den Entwurf für die Startseite konzipiert, bestimmte Textpassagen miteinander verlinkt, und alles fachgerecht in die Website integriert. Kam sie in irgendeinem Schritt nicht weiter, weil sie diesen Schritt früher noch nie gemacht hatte, hat sie sich Hilfe geholt, bzw. eigenhändig so oft probiert, bis es zu unserer Zufriedenheit geklappt hat. Wenn der Inhalt mit Text und Fotos mein Teil ist, das äußere Erscheinungsbild und das für uns Laien nicht sichtbare und nicht geahnte technische Funktionieren ist ihr Teil. Daher nennen wir diese Website als „unsere Website“, denn sie ist das Ergebnis unser beider Arbeit.
Vermutlich hat Tsekyi ihrerseits wohl keine Ahnung gehabt, auf welche umfangreiche Arbeit sie sich eingelassen hat, als sie mir damals großherzlich und uneigennützig ihre Hilfe anbot. Ganz am Anfang, als wir darüber Gedanken austauschten, was ich in diese Website einbringen wollte, hatte ich nur eine diffuse Vorstellung davon. Ich hatte eher gedacht, so um die 150, maximal 200 Lampen meiner Sammlung in Fotos und mit kurzem, dokumentarischem Text über den verwendeten Brenner und Schirm zuzüglich Lampenmaßen vorzustellen. Dass es daraus ein viel größeres, ein Mammutprojekt entstehen sollte, haben wir beide wohl nicht gewusst.
Wer kennt es nicht? Wenn ein großes, öffentliches Gebäude gebaut werden soll, erstellt man ein verbindliches Budget dafür. Immerhin werden ja Steuergelder dafür eingesetzt. Je mehr der Bau voranschreitet, umso größer werden dann doch die Geldausgaben. Es gibt Gebäude in Deutschland, die das zehnfache (!) ihres ursprünglichen, verbindlich ausgeschriebenen Budgets verschlungen haben. So ähnlich erging es uns mit unserer Website. Mit der Zeit kamen immer mehr Ideen, was man noch hineinbringen könnte. Es kam dann zu einem sehr umfangreichen „allgemeinen Teil“. Und schließlich landeten alle 365 Lampen in der Website und nicht nur ausgewählte Stücke. Der Umfang der Website hat sich „inflationär“ vergrößert. Tsekyi hat mir immer Mut gemacht, diesen Umfang beizubehalten, obwohl sie dadurch auch viel mehr Arbeit am Hals hatte. Die Website hätte diesen Umfang ohne ihr beharrliches Festhalten daran nie bekommen. So gesehen und nüchtern betrachtet, ist diese Website auch ganz klar „ihre“ Website.
Ich danke Tsekyi an dieser Stelle noch einmal von meinem ganzen Herzen, da sie einen großen Wunsch von mir, einen „Wunschtraum“, Realität werden ließ. DANKE TSEKYI!
...und mit den Worten von Tsekyi
Harmonie
Auf einem Lampentreffen, das ein gemeinsamer Sammlerfreund jährlich veranstaltet, habe ich Arto kennengelernt und sofort ins Herz geschlossen. Diese erste Begegnung war nicht nur von Humor geprägt, sondern haben wir sehr schnell festgestellt, dass wir einen ähnlich stark ausgeprägten Sinn für Harmonie haben, was sich nicht nur auf die Stimmung beschränkt, sondern auch auf die Zusammenstellung von Farben und Lampenteilen. Also holte Arto sein Laptop hervor und ich bewunderte die Fotos seiner Lampensammlung, die zu dieser Zeit deutlich kleiner war, als sie es nun ist.
Dazu fällt mir eine kleine Geschichte ein:
Als wir uns wieder einmal auf dem Lampentreffen unseres Freundes zusammenfanden, hatten wir zufällig beide die gleiche Lampe dabei, sogar in der gleichen Farbe. Nur die Farbtöne waren ein kleines bisschen unterschiedlich. Seine Lampe hatte einen Tank, dessen braune Farbe ein bisschen kräftiger und heller war. Mein Tank hingegen war etwas blasser, wenn auch in sehr ähnlichem Braun. Bei den Lampenschirmen war es genau umgekehrt. Der Schirm von Artos Lampe war etwas blasser braun als meiner. Mein Schirm hatte genau die leuchtende Komponente in der Farbe, die zu Artos Glastank passte. Also haben wir mal versucht, wie ein Tausch der Schirme wohl auf das Aussehen wirken könnte. Ich war erstaunt, denn dieser Tausch wertete beide Lampen optisch auf. Es war, als hätten sie einander gefunden, um sich gegenseitig das sprichwörtliche Sahnehäubchen zu geben, das beiden Lampen noch gefehlt hatte.
Bündnis zwischen Geschichte und Zukunft
Das Internet ist für mich wirklich das Tor zur (ganzen) Welt. Über diesen Weg habe ich schon sehr viele ganz unterschiedliche und interessante Menschen kennen gelernt. Einige von ihnen wurden und blieben Freunde. Seit gut 20 Jahren interessiere ich mich nicht nur für die Nutzung der modernen Kommunikationswege, sondern auch für die Erstellung von Webseiten. Ich muss dazu sagen, dass es sich dabei lediglich um eine Art Hobby handelt, ich mache das nicht professionell, sondern einfach aus Freude daran, eine Plattform für Menschen zu erstellen, die sich austauschen wollen oder um der Welt interessante Dinge zu zeigen.
Ständig wachsende Ansprüche an die Funktionalität, die ich als Laie nicht erfüllen konnte, und die immer komplizierter werdenden gesetzlichen Regeln, die man als Webmaster im Auge behalten muss, führten im Laufe der letzten Jahre dazu, dass ich dieses Hobby aufgab und mich auch nicht mehr mit der technischen Entwicklung von Webseiten beschäftigte.
Nun ist Arto ein Mensch, dem ich, seit dem ich ihn kenne, keinen Wunsch abschlagen möchte, sofern ich fähig bin, ihn zu erfüllen. Als er mich auf die Erstellung seines Internetauftrittes ansprach, war klar, dass ich diese Aufgabe übernehmen werde.
Im Oktober 2020 nahmen wir unsere Arbeit auf. Eigentlich hatten wir geplant, uns für 2 Tage zusammenzusetzen, um zu besprechen, wie alles aussehen sollte, welche Möglichkeiten es gibt und auch welche Einschränkungen. Die rasant steigende Anzahl der COVID-19-Patienten machte uns einen Strich durch die Rechnung, weshalb wir uns auf die gemeinsame Arbeit über Online-Meetings und Telefonate umstellten. Sehr schnell zeigte sich, dass die beiden Tage bei Weitem nicht ausgereicht hätten und diese Form der Zusammenarbeit für uns perfekt geeignet ist.
Dann kamen die ersten Fotos bei mir an. Ich muss sagen, ich habe noch nie ein so gut vorbereitetes und hochwertiges Arbeitsmaterial bekommen wie von Arto. Die ersten Collagen haben wir gemeinsam erstellt. Dadurch, dass Arto meine Arbeit auf seinem Monitor mitverfolgen konnte, war es ihm möglich, direkt Wünsche zu äußern. Ich konnte ihm auf diese Weise zeigen, wie die Bilder vorbereitet sein müssen, damit ich sie weiterverarbeiten konnte.
So saß ich also da, bearbeitete die Bilder sehr alter Lampen mit moderner Technik. Dabei erzählte Arto mir sehr viel über die Lampen, woher sie kommen, welchen genauen Zweck sie einst erfüllten und wie sie zu ihm in die Sammlung kamen. Auf diese Weise entstand eine wirklich tolle Verbindung des Vergangenen, der Gegenwart und dem Werdenden.
Die Entstehung dieser Seite war ein Prozess, es war eine Entwicklung, die über fast 10 Monate lief, verbunden mit einem herzlichen, humorvollen und intensiven Austausch. DANKE ARTO!
Wie geht es weiter?
Wir hatten ganz am Anfang, in der Einleitung schon angedeutet, dass eine Website ein „living object“, also ein lebendiges Objekt ist. Man kann sie auch nachträglich aktualisieren, korrigieren, erweitern, verbessern, was auch einen großen Vorteil gegenüber einem gedruckten Buch gleichen Inhalts darstellt. Also nehmen wir uns die Pflicht und die Freiheit, die Website zu aktualisieren (auf gut Neuhochdeutsch: zu updaten), wann immer es notwendig ist.
Das beinhaltet auch die Option, noch weitere Texte und Fotos hinein zu integrieren, wenn das der Sache nützlich ist. Wir haben da einige Ideen, was da noch hinein könnte. Mehr wollen wir nicht verraten. Lassen Sie sich überraschen.