© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Lampen unbekannter Herkunft

Es gibt viele Lampen in meiner Sammlung, deren Ursprungsland trotz aller Bemühungen nicht sicher herauszufinden ist. Insbesondere deutsche Lampenhersteller haben ihre Lampen bzw. Lampenteile nicht sonderlich markiert, so dass es bei vielen Lampen bei einer vagen Vermutung bleibt, dass sie evtl. aus Deutschland stammen könnten, aber ein erhärtender Hinweis fehlt völlig.

Bei den Lampen von anderen Ländern ist es mir leichter gefallen, eine länderspezifische Zuordnung vorzunehmen, weil eben die Hauptmerkmale der Lampen von diesen Ländern gut unterscheidbar sind. Trotzdem bleibt auch bei diesen Lampen da und dort ein letzter Zweifel, ob die Zuordnung richtig ist.

Es gibt Lampen, die einen Lampenteil, meistens die Vase, tragen, die von einer bekannten Manufaktur eines Landes kommt, aber die Lampe selbst von einem anderen Land stammt. Beispiele dafür aus meiner Sammlung:

L.124 hat eine Keramikvase von Gien aus Frankreich, und einen Duplex-Brenner aus Großbritannien, ist aber eine richtig amerikanische Lampe, erwiesen durch ein Papieretikett im Innern.

L.364 hat eine Vase der britischen Glasmanufaktur Thomas Webb, ist aber in den USA mit den restlichen Lampenteilen ausgestattet.

Die große Lampe L.314 mit Delft-Motiven besteht aus Keramik-Teilen von Empire Porcelain Company aus Großbritannien, ist aber sicher als eine amerikanische Zentralluftzug-Lampe zu identifizieren, da die obere, kleine Vase ganz gezielt für die amerikanischen 5 Zoll-Messingbassins ausgelegt ist.

Die ebenfalls mit Delft-Motiven bemalte Lampe L.305 ist zwar auch zum Export nach USA bestückt, da der Vasenring ein typischer USA #3-Vasenring ist, ist aber selber von der französischen Manufaktur Fourmaintraux Frères hergestellt. Ich habe diese Lampe zu französischen Lampen zugeordnet.

Ein ähnlicher Fall liegt vor bei der Lampe L.160 mit dem Keramikteil von Faïencerie de Wasmuël in Belgien. Der Lampenkörper ist zwar aus Belgien, aber die Lampe selbst könnte sehr wohl eine französische Lampe sein. Ich habe sie trotzdem bei den belgischen Lampen beschrieben.

Dann gibt es Lampen, die alle Attribute eines Lampenproduzenten aufweisen, aber deren Markenzeichen überhaupt nicht. Hier sind einige Beispiele dafür:

Die Lampe L.287 könnte meinetwegen sehr wohl von Wild & Wessel sein. Dafür sprechen die schwarze Glasvase mit ihren sehr akkurat ausgeführten, länglichen Schälschliffen, die sehr charakteristischen Henkel und der Messingring oben mit den feinen senkrechten Rippen. Eine billigere Version dieser Lampe komplett aus Zink erscheint im Katalog 1875 von Zimmermann, London.
Nachtrag Feb. 2023: Erst vor kurzem habe ich diese einfachere Zink-Version ersteigert, da sie innen einen Zusatzbehälter mit dem bekannten Logo von R. Ditmar hat! Meine aufwändigere Glasversion ist somit eine Ditmar-Lampe und wird in die Reihe von Ditmar-Lampen eingereiht. 

Ein sehr ähnlicher Fall liegt bei der prächtigen Lampe L.204, die auch kein Zeichen von R. Ditmar trägt, aber die zentrale weibliche Figur ist eindeutig von R. Ditmar (siehe dazu die Erläuterung beim Steckbrief der Lampe). Ich habe mir erlaubt, diese Lampe als eine R. Ditmar-Lampe zu titulieren.

Die große Lampe L.230 ist entweder französisch oder belgisch, denn auf dem Bassin ist „Breveté S.G.D.G.“ eingetragen. Diese Kürzel für „Sans Garantie Du Gouvernement“ kommt nur bei diesen beiden Ländern vor. Aber bisher hat kein mir geläufiger Sammler den einmaligen Brenner dieser Lampe gesehen. Also weiterhin unbekannt.

Die Lampe L.276 ist wieder so ein Rätselfall. Der Sockel und die Vase mit den Henkeln kommen bei zwei unterschiedlichen Lampen der Londoner Firma Silber & Fleming vor. Die Lampe kam zu mir aus Frankreich. Und die Henkel sind in ihrem oberen Teil sehr ähnlich zu Henkeln bei einer Lampe von R. Ditmar! Sie können jetzt überlegen, woher diese Lampe kommen mag. Fotos dazu siehe den Steckbrief.

Man kann diese Liste mit einigen weiteren Lampen noch verlängern. Die oben gegebenen Beispiele zeigen schon überzeugend, welche Schwierigkeiten bei der Zuordnung zu einem bestimmten Herstellerland auftauchen können.

Von meinen 365 Lampen sind 60 nicht zu einem Land zuzuordnen; sie sind Lampen unbekannter Herkunft, obwohl bei einigen dieser Lampen schon ein gewisser Verdacht vorliegt, woher sie stammen könnten. Ich vermute, eine nicht zu unterschätzende Anzahl von denen aus Deutschland kommt.

Ich habe diese Lampen in 4 Unterkapiteln eingeteilt:
1. Lampen mit Zinkguss-Teilen
2. Lampen aus Glas und Majolika
3. Lampen aus anderen Materialien
4. Hängelampen