L.123
Diese außergewöhnliche Wild & Wessel-Lampe ist im Konzept innerhalb von wenigen Minuten entstanden. Ich hatte einen von diesen seltenen flachen W&W-Schirmen mit einer anderen Lampe bekommen. Als ein Sammlerfreund davon erfuhr, bot er mir gleich eine W&W-Säulenlampe zum Kauf an, die dem Schirm gut passen würde.
Die Lampe hat zwar einen einfachen, quadratischen Sockel und ist daher mit den hochwertigeren Säulenlampen von W&W mit ornamentalen Füßchen nicht zu vergleichen, doch verfügt sie über ein sehr schön geschliffenes Kristallbassin mit dem W&W-typischen Zapfen, und ist damit ganz eindeutig als W&W-Lampe zu identifizieren. Im Jubiläum-Katalog 1894 von W&W ist die Lampe in dieser einfachen Form nicht abgebildet. Sie ist aber zu erkennen in einem äußerst seltenen W&W-Katalog von 1902/03, der nur noch fragmentarisch erhalten ist. Dort ist sie mit drei unterschiedlichen Steinsäulen gelistet: Nr. 3231 mit rotem Stein (wohl Porphyr), Nr. 3232 mit Onyx (wohl Onyxmarmor) und Nr. 3411 mit Malachit. Alabastersäule wird nicht erwähnt. Außerdem ist sie abgebildet im Kat. 1897 von Schubert & Sorge (Seite 14, Lampe 66), allerdings mit einem anderen Kristallbassin.
Um den mächtigen Schirm auf der Lampe zu verwenden, musste ich einen speziellen Schirmhalter zum Teil aus eigenen Stücken selbst zusammenbauen. Der eigentliche Schirmhalter war zwar mit dem Schirm gekommen, war aber für einen 14‘‘‘ Kosmos-Brenner konzipiert. Daher musste ich den unteren Ring für den Brenner selbst basteln.
Diese flachen Schirme sind im Jubiläumskatalog mit Textilbehängen dargestellt, die aus faltenreichem Stoff oder ähnlich drapierter Spitze bestehen. Ich konnte nach langem Suchen eine Stoffbordüre aus Baumwolle mit schöner Lochstickerei finden. Um das Muster gut zur Geltung zu bringen, habe ich auf Faltenwurf verzichtet und die Bordüre glatt mit doppelseitigem Klebeband an den Schirm geklebt. Unter der Bordüre habe ich noch einen weißen Baumwollstoff als Unterlage angenäht, um eine angenehme Lichtwirkung zu erzielen ohne direkte Flammenansicht. Ein goldfarbener Zierband hat die obere Kante des Stoffbehangs kaschiert.
Diese Lampe bekam einen 16‘‘‘ Central Vulkan-Brenner und den passenden Zylinder. In brennendem Betrieb strahlt die Lampe ein helles und doch sehr angenehmes Licht. Sie ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie W&W aus richtig dimensionierten Säulenlampen, innovativen Brennern und flachen, ausladenden Schirmen eine äußerst ansprechende Lichtstimmung und sehr gute Arbeitsbeleuchtung herzaubern konnten.
Lampendaten
Von mir ergänzt:
Brenner, Glaszylinder, Glasschirm mit Textilbehang und Schirmträger.
Reinigung und Reparatur:
Den speziellen Schirmhalter aus drei Teilen zusammengelötet. Die Stoffbordüre und den Unterstoff passend geschnitten, genäht und am Schirm angeklebt.
Lampenkörper:
Sockel aus quadratischer Zinkgussplatte unter einer profilierten Alabaster-Plinthe, 124 x 124 mm. Konische Säule aus Alabaster, mit Basis und Kapitell aus Zinkguss.
Bassin aus ornamental geschliffenem Kristallglas, Ø 151 mm. Bassin-Zapfen von W&W, fest mit Zinkguss-Verbinder. Bassin vom Gewindestab abschraubbar.
Brenner:
16’’’ Central Vulkan-Brenner von Wild & Wessel, Berlin, mit Heber.
Dochtrad gemarkt: W&W Central Vulkan.
Brandrohr gemarkt: 16.
Original-Central Vulkan-Flammscheibe, gemarkt: Central Vulkan 16 W.&W.
Original-Docht Central-Vulkan W&W, gemarkt: 16.
Glaszylinder:
16’’’ Central Vulkan-Zylinder. Höhe 295 mm, Ø unten 58 mm.
Gemarkt: A. Robert - D.R. Patent 31839 - 16.
Schirm und Schirmhalter:
Flacher Schirm aus weißem Milchglas, Original-Schirm von Wild & Wessel, Oberrand glatt.
Höhe 80 mm, Ø unten 300 und Bauch 335 mm.
Den speziellen Schirmträger aus 3 unterschiedlichen Teilen zusammengelötet:
a) Original-Schirmträger W&W mit 3 Armen, die oben eine Messinggalerie tragen, worauf der Schirm aufgesetzt wird;
b) 85 mm Kugelring für 20’’’ Brenner, etwas verkleinert im Innen-Durchmesser durch Einsatz von
c) einem Messingring mit 62 mm Innen-Durchmesser.
Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 36,8 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 71,3 cm.
Gesamtgewicht 3900 g.
