© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.309

Eine von den übrigen belgischen Lampen völlig unterschiedliche Lampe aus dem Hause Maison Hanniet in Brüssel. Die Zuordnung zum Maison Hanniet basiert einzig und allein auf der Prägung „Mson. Hanniet Bruxelles“ auf dem Vasenring. Eine Recherche im Internet ergab nur sehr spärliche Informationen. Maison Hanniet war wohl ein renommierter Lampenhersteller, gegründet 1836. Auf einer Postkarte ist zu lesen: „Grande Fabrique d’Appareils d’Eclairage en tous genres“ (= Große Fabrik für Beleuchtungskörper aller Art). Auf der gleichen Karte werden zwei Große Preise angeführt: 1911 Charleroi und 1913 Gent. Das heißt, das Unternehmen existierte bis mindestens 1913.

Ich habe nur diese eine Lampe von diesem Hersteller. Im Internet (Oktober 2020) gibt es derzeit auch noch ein Angebot von einem luxuriösen Lampenpaar von Maison Hanniet, allerdings mit Brennern von Albert Wauthoz. Andere Lampen von diesem Haus sind zurzeit nicht auffindbar. Lampen von diesem Hersteller sind wohl äußerst selten.

Diese Lampe ist schätzungsweise um 1870-1880 hergestellt. Diese frühe Datierung basiert auf der Tatsache, dass der gesamte Lampenkörper mit Ausnahme des Petroleumtanks sehr aufwändig aus mehreren Eisengussteilen anstatt Messingguss konstruiert ist. Auch der stilistisch eher an der ägyptischen Sphinx orientierte Sockelbereich ist vermutlich an die Ägypten-Euphorie in dieser Zeit zurückzuführen.

Da die Lampe keine Zentralluftzug-Lampe ist, durfte ich einen beliebigen Brenner mit Seitenluftzug aufsetzen. Meine Wahl fiel auf die ältere Version des 20-linigen Concurrenz-Brenners von Carl Holy, der im Stoll-Katalog von 1889 abgebildet ist. Diese Version benötigt einen Flaschen-Zylinder. Die späteren Versionen unterscheiden sich im Design des Brennerkorbs und werden mit den Schmalbauch-Matador-Zylindern verwendet.

Der von mir gewählte Tulpenschirm ist eine Rarität, denn er ist nicht für Petroleumlampen, sondern für die viel älteren Sinumbra-Öllampen hergestellt worden, und damit ist er einige Jahrzehnte älter als die Lampe. Ich fand, dass er trotzdem gut mit dieser altehrwürdigen Lampe harmoniert.

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Brenner, Glaszylinder, Glasschirm, Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Alle Gusseisenteile waren verrostet. Ich habe den Rost abgeschliffen, die Teile mit Rostumwandler behandelt, mit dunkler Schuhcreme grundiert und anschließend mit Goldwachs bronziert (siehe Foto unten). Die feinen Haarrisse des Petroleumtanks wurden von außen zugelötet und von innen mit Epoxyharz abgedichtet.

Lampenkörper:
Fuß aus Eisenguss, bestehend aus 3 plastisch geformten orientalisch-ägyptischen Frauenköpfen mit Tatzenfüßen, die am Hauptsockel angeschraubt sind. Auf einem kleinen Messing-Verbindungsteil sitzt ein Halter in Palmenform, der die durchbrochene Vase aus Gusseisen trägt. Fuß Schenkellänge ca. 19 cm. Vase Ø 137 mm.
Petroleumtank aus Messingblech zum Einhängen, Ø 178 mm. Oberteil des Bassins ornamental geprägt. Vasenring gemarkt: Mson. Hanniet Bruxelles.

Brenner:
20’’’ Concurrenz-Brenner von Carl Holy, Berlin (ältere Version).
Dochtrad gemarkt: D.R. Patent.
Original-Flammscheibe als große Scheibe auf Stift und Rohr, gemarkt: 20 Concurrenz.
Flachdocht 95 mm.

Glaszylinder:
20’’’ Flaschen-Zylinder, nach oben konisch leicht verjüngend.
Höhe 272 mm, Ø unten 63 mm. Gemarkt: Columbus 20’’’.

Schirm und Schirmhalter:
Französischer Glasschirm für Sinumbra-Öllampen (vermutlich um 1840-1850), farbloses Glas, teilsatiniert, geschliffene Ornamentik, ohne Kragen.
Höhe 177 mm, Ø unten innen 96 und Bauch 204 mm.

100 mm Kugelring für 20’’’ Brenner.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 35,5 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 68,8 cm.
Gesamtgewicht 4080 g.

 

 

Von links nach rechts:
Vor der Reinigung - Von Rost befreit, gereinigt und poliert - Mit Rostumwandler behandelt und grundiert - Mit Goldwachs bronziert