© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Metalle bei den Petroleumlampen

Messing ist das einzige Metall (eigentlich eine Metalllegierung), das bei allen Lampen verwendet wird, denn die Brenner werden einzig und allein aus Messingblech hergestellt. Ein oft verwendetes anderes Metall ist Zink, das der Hauptbestandteil aller Zinkgüsse ist. Andere Metalle wie Eisen, Zinn, usw., kommen viel seltener vor.

 

Messing

Messing ist eine Legierung von Kupfer und Zink, mit ganz unterschiedlichen Anteilen der beiden Hauptkomponenten. Der Kupferanteil ist meistens höher als der Zinkanteil; eine ungefähre Zusammensetzung von 60-65 Teilen Kupfer und 35-40 Teilen Zink könnte bei den meisten Messingstücken bei unseren Lampen zutreffen. Die Legierung von Kupfer (rot) und Zink (silberfarben) ergibt die typische hellgelb glänzende Farbe von Messing. Mit mehr Kupfer in der Zusammensetzung bekommt Messing eine rötliche Farbe, mit steigendem Zinkgehalt wird die goldgelbe Farbe heller. Neben diesen beiden Metallen kann Messing auch kleine Mengen anderer Metalle, wie Blei, Arsen, etc. enthalten, um die Verarbeitungseigenschaften der Legierung gezielt zu verändern.

Messing ist nicht magnetisch; schmilzt bei ca. 900-1000°C je nachdem, wieviel Zink in der Zusammensetzung ist. Mit höherem Zinkgehalt sinkt die Schmelztemperatur. Mit 30% Zinkgehalt erhält Messing eine exzellente Verformbarkeit. Es kann sehr leicht zu Platten und Drähten gewalzt werden. Das ist auch der Grund, warum alle Brenner und auch fast alle Schirmhalter aus Messing angefertigt sind. Mit 37% Zink in der Zusammensetzung kann Messing sehr gut gegossen werden. Viele Fußteile und andere Zierelemente unserer Lampen sind aus Messingguss, und nicht aus Bronze (siehe unten), sofern sie nicht aus Zinkguss bestehen.

Vorteile für Petroleumlampen:

a) Messing kann hervorragend poliert werden. Sowohl mit weichen Polierscheiben als auch mit Poliercremen kann man etwas verdreckte oder angelaufene Messingoberflächen reinigen und zum Hochglanz polieren.
 
b) Messing ist relativ weich. Verbogene Messingstücke, auch dickere Gussteile kann man wieder zurück biegen.
 
c) Messing kann man sehr gut weichlöten. Beim Hartlöten muss man mit der Löttemperatur vorsichtig sein. Schon unterhalb der Schmelztemperatur ändert Messing seine interne Beschaffenheit.

Nachteile für Petroleumlampen:
 
a) Messing läuft mit der Zeit an. Der Kupferanteil reagiert mit dem Luftsauerstoff und bildet zwei unterschiedliche Kupferoxide, die rot und dunkelbraun sind. Der Endzustand von fast dunkelschwarzbrauner Farbe wird erreicht, wenn auch noch Kupfersulfid (gebildet aus dem Schwefel in der Luft) hinzukommt. Diese dunkelgefärbten Schichten sind allerdings nur an der Oberfläche und können daher mechanisch (abschleifen) und chemisch (Säurebad) entfernt werden.
 
b) Die durch das Anlaufen von Messing gebildeten Kupferoxide können unter Umständen mit dem Kohlendioxid in der Luft reagieren und das dunkelgrüne Kupfercarbonat bilden. Die intensiv grünen Kristalle von Kupfercarbonat sind wasserunlöslich und lassen sich nur mechanisch durch Abschleifen entfernen.
 
c) Messing wird von Säuren angegriffen. Säuren (Salzsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure,  Phosphorsäure, auch in sehr niedriger Konzentration) lösen die Zinkatome aus der Messingoberfläche in kurzer Zeit. Durch die übrig gebliebenen Kupferatome färbt sich die Oberfläche kupferrot. Diese Schicht kann abgeschliffen werden, bis wieder die gelbe, unversehrte Messingoberfläche erscheint.

d) Alte Messingbleche, die unter Druck kalt verformt worden sind (z.B. zu Petroleumtanks), bekommen mit der Zeit Haarrisse. Viele alte Petroleum-Bassins aus Messingblech haben diese Risse, aus denen Petroleum heraustritt. Man muss sie entweder von außen zulöten oder von innen mit einem geeigneten Epoxyharz versiegeln.

 

Bronze

Bronze kommt bei den Petroleumlampen eigentlich sehr selten vor (wenn überhaupt). Da die verwendeten Messingstücke in Gussform fälschlicherweise sehr oft als Bronze genannt werden, muss ich diese Legierung hier kurz vorstellen.

Die historische Bronze ist eine Legierung von Kupfer und Zinn mit ca. 90% Kupfer und 10% Zinn. Heute wird Bronze als ein Sammelbegriff für alle Legierungen, die aus Kupfer und einem anderen Metall bestehen, verwendet (mit Ausnahme von Messing aus Kupfer und Zink). Daher gibt es unterschiedliche Arten von Bronzen mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften, wie z.B. Aluminium-Bronze, Phosphor-Bronze, Arsen-Bronze, etc. Für den Guss der Kirchenglocken verwendet man eine Bronze mit 80% Kupfer und 20% Zinn, da gerade diese Zusammensetzung hervorragende Resonanzerscheinungen im Klang hervorbringt.

 

Messing oder Bronze?

Das Problem, was ich oben andeutete, ist die leichte Verwechselbarkeit von Messing und Bronze. Beide haben die gleiche Farbe, schmelzen im gleichen Temperaturbereich, sind nicht magnetisch, lassen sich gut verlöten und laufen mit der gleichen Farbe an. Da sie jedoch chemisch ganz unterschiedliche Legierungen sind, sollte man sie möglichst gut auseinander halten. Und das ist problematisch! Wir Laien (und auch ich als Chemiker) können zwischen Messing und Bronze nicht unterscheiden ohne chemisch-physikalische Hilfsmittel und Messinstrumente.

Da die Zinn-Bronze sich nicht zu dünnen Blechen verarbeiten lässt, ist es ganz klar: Alle aus Blech hergestellten Lampenteile wie Brenner, Kugelringe, Schirmreife, Säulen, Petroleumtanks und vieles mehr sind zwangsläufig aus Messing. Diese klare Trennmöglichkeit verschwindet aber bei den Gussteilen: Sowohl Messing als auch Bronze lassen sich gut gießen! Dass ich trotzdem den Mut habe zu sagen, dass Bronze nur sehr selten bei den Petroleumlampen vorkommt, ist dadurch begründet, dass Bronze erstens wesentlich teurer ist als Messing, und zweitens ist der Gussprozess bei Bronze schwieriger zu kontrollieren als bei Messing. Wenn es günstiger und leichter ist Messing zu verwenden als Bronze bei relativ unwichtigen Gegenständen wie Petroleumlampen, warum sollte man die teurere und schwierigere Alternative wählen?

Nun, leider hat es sich in der Kunstwelt eingebürgert, alle gegossenen Artikel aus einem gelbglänzenden Metall als Bronze zu titulieren. Das ist wahrscheinlich historisch bedingt, denn in den vergangenen Jahrhunderten wurden hochrangige Kunstobjekte (Skulpturen, Statuen, etc.) und wertvolle Gebrauchsgegenstände (Kerzenständer, Uhrengehäusen, usw.) in Bronze gegossen, da sie das hochwertigere, eher prestigeträchtige Wahl zur Herstellung dieser Objekte war.

Dadurch wird z.B. ein in Messing gegossener Fußteil einer Lampe automatisch als Bronze tituliert, was aber nicht richtig ist, denn trotz ihrer frappierenden Ähnlichkeit sind Messing und Bronze chemisch ganz unterschiedliche Materialien. Diesem Umstand kann man sogar bei den Lampenkatalogen von renommierten Produzenten wie Wild & Wessel begegnen, denn dort spricht man auch von Bronze für Messingteile! Besonders interessant, wenn z.B. zwei- und mehrsprachige Kataloge vorliegen. Im deutschen Text erwähnt man Bronze, in der englischen Übersetzung steht dann dafür „brass“ was Messing bedeutet.

Als eine logische und verständliche Schlussfolgerung gebe ich Messing als Gussmaterial bei den Petroleumlampen an, auch wenn das Objekt theoretisch aus Bronzeguss sein könnte.

 

Zink und Zinkguss

Zink ist das am meisten verwendete Metall für gegossene Lampenkörper oder –teile. Dabei wurde jedoch niemals reines Zink alleine verwendet, sondern immer in einer Legierung mit anderen Metallen, denn erst die gezielte Mischung mit anderen Metallen wie Blei, Antimon, usw. gewährleistet eine bei niedrigen Temperaturen schmelzende und dünnflüssige Legierungen. Zink ist außerdem sehr preiswert.

Zink ist ein unedles Metall von bläulich-weißer Erscheinung. Sein niedriger Schmelzpunkt von 420°C und seine leichte Legierbarkeit mit anderen Metallen hat Zink zu einem vielbenutzten Metall in der Industrie werden lassen. Bei Raumtemperatur ist Zink in reinem Zustand sehr spröde. Diese Sprödigkeit wird teilweise auch in seinen Legierungen, wo Zink der Hauptbestandteil ist, noch beibehalten.

Die für uns Lampensammler größte Bedeutung hat Zink in seinen Legierungen mit Blei bekommen. Durch Zugabe von Blei und anderen Metallen wie Antimon oder Kupfer in geringen Mengen bekommt man Legierungen, die mit ihrem niedrigen Schmelzpunkt und dünnflüssigem Verhalten bestens geeignet sind zum Gießen von sehr detailreichen Lampenkörpern und Skulpturen mit feinster Ornamentik. Daher ist es nicht verwunderlich, dass eine sehr große Zahl von Lampenvasen und Figurenlampen aus Zinkguss angefertigt worden sind. Zinkguss war das gefeierte Material für die überbordende Ornamentik des Historismus bei den millionenfach hergestellten Petroleumlampen.

Régule ist die französische Bezeichnung für eine Zinklegierung, mit der man alle möglichen Skulpturen, Kunstgegenstände, Uhrendekorationen, Vasen, und natürlich auch die Figuren für die Lampen herstellte. Interessanterweise war die Bezeichnung „régule“ ursprünglich der Name für eine andere Legierung, nämlich von Zinn oder Blei mit Antimon als eine Art Bronzeimitation. Aber erst der Ersatz von Zinn durch Zink brachte den erhofften, großen Erfolg. Dies ist das Material, aus dem die meisten farblich patinierten oder metallisierten Statuen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts hergestellt wurden. Régule wurde die „Bronze des armen Mannes“.

Spelter ist die englische Bezeichnung für eine Legierung von Zink mit Blei. Diese Legierung wurde – ganz ähnlich zu régule in Frankreich – zur billigen Herstellung von allen möglichen Dekorationsobjekten wie Kerzenständer, Uhrengehäusen, Tischdekorationen und für Skulpturen in Art Nouveau und Art Déco verwendet.

Zamak ist eine weitere Zinklegierung, die zu ähnlichen Zwecken eingesetzt wurde. Zamak enthält Zink mit geringen Mengen von Aluminium, Magnesium und Kupfer.

Vorteile von Zinkguss für Petroleumlampen:

a) Die Oberflächen können gut mechanisch gereinigt werden. Feine Schleifvorsätze bzw. Stahlwolle reichen zur Reinigung und Politur aus. Oberflächen aus Zinkguss lassen sich sehr gut polieren.

b) Zink lässt sich auch zum Blech formen und eignet sich dadurch zur Herstellung von Behältnissen (z.B. Metallbassins für Petroleum) oder Vasen.

c) Objekte aus Zinkguss (Lampen, Figuren, Uhren, etc.) sind vielfach billiger als entsprechende Stücke aus echter Bronze.

Nachteile von Zinkguss für Petroleumlampen:

a) Oberflächen von Zinkgussobjekten laufen mit der Zeit an! Es bildet sich eine weißlich-graue Schicht, bestehend aus Zinkoxid und Zinkcarbonat. Gut gereinigte und hochpolierte Zinkguss-Oberflächen verlieren innerhalb von 1-2 Jahren ihre schöne Erscheinung, werden matt und gräulich, falls sie nicht durch eine Schutzlackierung geschützt sind. Aus diesem Grund waren die Zinkguss-Lampen früher immer galvanisch bronziert bzw. bemalt. Lampen mit blanker Zinkoberfläche kamen nicht in den Handel.

b) Zinkguss kann nur mit äußerster Vorsicht gelötet werden, denn die Schmelztemperaturen der Legierungen können sehr niedrig sein.

c) Zink ist in Säuren und in Laugen löslich. Eine längere Behandlung mit Natronlauge, um an Lampenoberflächen haftende Lackschichten zu entfernen, greift daher auch die Zinkguss-Oberfläche ein.

d) Zinkguss ist recht spröde und kann bei Stößen mit harten Gegenständen brechen bzw. Risse bilden. Verbogene Zinkgussteile können nur selten zurückgebogen werden, ohne Risse zu provozieren.

e) Die allermeisten Zinkguss-Lampen haben durch die jahrelange Benutzung und Reinigung mit scharfen Putzmitteln ihre ehemalige Bronzierung als Schutzschicht verloren. Sie kommen jetzt als dunkelgraue, völlig unansehnliche Objekte in den Handel und brauchen eine umfassende Reinigung und Neu-Bronzierung, was arbeitsaufwändig ist.

f) Zink kann man mit silberhaltigen Versilberungsflüssigkeiten nicht manuell versilbern.

 

Zinn

Zinn ist auch ein silbrigglänzendes Metall und wird sehr oft mit Zink verwechselt. Daher möchte ich hier auch dieses Metall vorstellen, obwohl es bei den Lampen nur wenig eingesetzt worden ist.

Zinn hat einen für schwere Metalle unüblich niedrigen Schmelzpunt bei 232°C. Es ist sowohl in reinem Zustand als auch in den meisten seiner anorganischen Verbindungen ungiftig. Daher wurde Zinn früher sehr oft zur Herstellung von Tafelgeschirr und Trinkgefäßen verwendet. Durch seinen niedrigen Schmelzpunkt war Zinn außerdem zum Verzinnen von toxisch wirkenden (Kupfer-Geschirr) bzw. leicht oxidierbaren (Blecheisen) Metallen eingesetzt. Die meisten Konservendosen aus Eisenblech waren früher verzinnt („Weißblech“).

Das reine Zinn ist recht weich und kann schon mit einem Fingernagel eingeritzt werden. Daher hat man Zinn mit ca. 5% Antimon härter gemacht. Das moderne, europäische Zinn hat die Zusammensetzung von 94% Zinn, 5% Antimon und 1% Kupfer. Der handelsübliche Weichlot zum Löten von Metallen enthält heute ca. 95% Zinn, da Blei nicht mehr eingesetzt werden darf.

Pewter ist die englische Bezeichnung für Zinn-Legierungen mit Antimon und Kupfer. Es beinhaltet 85-99% Zinn, 5-10% Antimon, 2% Kupfer, mit geringen Beimengungen von anderen Metallen.

Britannia-Metall ist eine spezifische Legierung aus 92% Zinn, 6% Antimon und 2% Kupfer. Diese Legierung wurde sehr oft und gerne verwendet, da sie eine dem Silber sehr ähnliche Farbe hat und außerdem sehr gut poliert werden kann.

Zinn wurde nur sporadisch bei den Petroleumlampen eingesetzt, da es erstens viel teurer ist als Zink, und zweitens aufgrund seiner Weichheit nicht zum Hochglanz poliert werden kann. Andererseits oxidiert Zinn aber auch viel langsamer als Zink, weshalb es bis heute zur Herstellung von Orgelpfeifen verwendet wird, die ihren angenehm-weichen Glanz sehr viele Jahre behalten.

Zinngegenstände, auch Lampen, kann man recht gut als solche identifizieren, da sie fast immer einen Stempel mit dem Zinngehalt tragen. Meine einzige Zinnlampe (L.306) trägt das Signum der Gießerwerkstatt.

 

Eisen

Eisen ist eines der wichtigsten Metalle für die Menschheit, nicht nur in der Geschichte („Eisenzeit“) sondern auch in der heutigen Industrie. Ohne Eisen und Stahl hätten wir unsere Mobilität und unseren Lebensstandard von heute nicht erlangen können.

Eisen ist nach Zink und Zinn das dritte Metall in unserer Betrachtung, das eine grau-silbrige Farbe hat und könnte daher theoretisch mit den beiden anderen Metallen verwechselt werden. Allerdings ist Eisen als einziges der hier beschriebenen Metalle (bzw. Legierungen) magnetisch und kann dadurch sehr leicht identifiziert werden.

Eisen wird – historisch gesehen – in zwei völlig unterschiedlichen Bearbeitungsformen verwendet: Schmiedeeisen enthält nur Spuren von Kohlenstoff und ist daher sehr gut verformbar und bearbeitbar. Gusseisen hingegen enthält 2-4% Kohlenstoff, ist härter und viel spröder als Schmiedeeisen und kann daher nicht wie dieses noch weiter verformt werden. Unter Hammerschlägen bricht das Gusseisen.

Eisen wird in unterschiedlichen Arten und zu unterschiedlichen Zwecken bei den Petroleumlampen eingesetzt. Gewindestäbe mit Muttern, Unterlegscheiben und größeren Blechscheiben zum Fixieren von Lampenteilen miteinander sind fast immer aus Eisen. Die versteckt angebrachten Petroleumtanks aus Metall bestehen auch zum größten Teil aus verzinntem oder vermessingtem Eisenblech. Neben diesen profanen Einsatzgebieten, die von außen unsichtbar bleiben, hat man Eisen auch als gestalterisches Element eingesetzt, und zwar in Form von Gusseisen (z.B. die pyramidal-viereckige Sockel von vielen britischen Petroleumlampen) und Schmiedeeisen (z.B. bei vielen Standlampen). Dekorativ geformte und schwarz lackierte Eisenbänder aus Schmiedeeisen wurden auch eine Zeitlang zusammen mit Kupfer bei den repräsentativen Tischlampen verwendet, da diese Zusammensetzung reizvolle Farbkontraste ermöglichte (siehe Lampen L.222 und L.251).

Lampen mit Skulpturen oder Figuren aus Gusseisen sind dagegen selten. Man hat offensichtlich den wesentlich leichter zu erstellenden Zinkguss dem Gusseisen vorgezogen. Die sehr leichte Oxidationsneigung Eisens (= Rost) hat wohl dazu auch beigetragen. Meine einzige Lampe mit gusseisernen Figuren (L.300) hat ziemlich viele oberflächliche Spuren vom Rost aus früheren Zeiten.

Vorteile für Petroleumlampen:

a) Eisen kann man sowohl weich- als auch hartlöten.

b) Verbogenes Eisen lässt sich gut wieder zurück biegen, allerdings unter weit hoher Kraftanstrengung.       

Nachteil für Petroleumlampen:

Eisen rostet schnell. Rost ist ein Gemisch aus Eisenoxiden, die in ihren Kristallen Wasser gelagert haben. Der gebildete Rost braucht mehr Platz als das Metall und zersprengt daher die Oberfläche, wodurch immer mehr intaktes Eisen Luftkontakt bekommt. Das Rosten geht unweigerlich weiter, falls man diesen Prozess nicht unterbricht. Blanke, vom Rost befreite Eisenoberflächen müssen sofort mit geeigneten Lackschichten vor weiterem Luftkontakt geschützt werden.

 

Kupfer

Kupfer ist auch ein viel verwendetes Metall bei den Petroleumlampen, allerdings fast nur als die Hauptkomponente des Messings. Nicht legiertes Kupfer wird dagegen eher selten eingesetzt, da Kupfer härter und weniger flexibel bei seinen Verarbeitungseigenschaften als Messing ist. Wenn Kupfer als Teil einer Petroleumlampe verwendet wird, dann meist als Kupferblech und auch nur, um farbliche Kontraste zu anderen Lampenteilen aus Messing oder schwarz lackiertem Eisen zu erzeugen. Dass man Messing in jeder Hinsicht dem Kupfer vorzieht, sieht man auch bei der Lampe L.086, deren kupferne Vase an sich eine Vase aus Messingblech ist, die man anschließend verkupfert hat.

Kupfer kann man von allen anderen, hier beschriebenen Metallen unterscheiden, da es eine typische rote Farbe besitzt.

Die uns interessierten Eigenschaften und Vor- und Nachteile des Kupfers sind denen von Messing fast identisch, daher will ich sie hier nicht nochmal beschreiben. Der einzige Unterschied besteht darin, dass wohl keine Stress-bedingten Haarrisse bei Kupferblech vorkommen.

 

Galvanische Veredelung von Metallteilen

Die meisten hier beschriebenen Metalle können in ihrem Aussehen intensiv verändert werden, indem man sie mit einem anderen, vielfach edler aussehenden Metall überzieht. Die Anlagerung eines Metalls auf einem anderen Metall geschieht mit einer physikalisch-chemischen Technologie, die man Galvanotechnik nennt.

Bei der Galvanotechnik wird das zu veredelnde Metallstück am negativen Pol einer elektrischen Batterie mit Gleichstrom angeschlossen, das edlere Metall dann am positiven Pol. Beide Metallstücke legt man in einer salzhaltigen Lösung, die elektrisch leitfähig ist. Durch die angelegte elektrische Spannung lösen sich positiv geladene Atome (Ionen) des edleren Metalls aus seiner Oberfläche, wandern zum anderen, negativ geladenen Metall, werden dort ladungsmäßig neutralisiert und scheiden sich als Metallatome an der Oberfläche dieses Metalls aus. Je nach Länge der Prozedur können sich ganz dünne bis dicke Schichten des edleren Metalls auf der Oberfläche aufbauen. Die Verbindung des edleren Metallüberzugs auf dem anderen Metall ist dauerhaft.

Auf diese Art und Weise kann man Metalle versilbern, vergolden, vernickeln, verchromen, verkupfern, mit Messing überziehen, verzinken, verzinnen, usw., um entweder den ursprünglichen Metallen ein edleres Aussehen zu verleihen oder sie vor Anlaufen und Korrosion zu schützen.

Bei hochwertigen, prestigeträchtigen britischen Lampen sind die Duplex-Brenner manchmal versilbert. In Kontinental-Europa gibt es oft vernickelte (oder später sogar verchromte) Brenner bzw. Vasenteile aus Messingblech. Manchmal werden sogar Messingteile verkupfert, um sie nur in ihrer Farbe zu ändern.

 

Brenner mit unterschiedlichem Metall-Finish (obere Reihe: die jeweiligen Dochtrad-Logos)
Von links: 8‘‘‘ Kosmos-Brenner von Hugo Schneider, Messing
Duplex-Brenner von Lampe Belge UK, Messing verkupfert
8‘‘‘ Kosmos-Brenner von Thiel & Bardenheuer, Messing vernickelt
8‘‘‘ Kosmos-Brenner von Kauffmann & Cie., Messing verchromt
Duplex-Bijou-Brenner von Richard Evered & Son, Messing versilbert

 

Da die Lampen aus Zinkguss unbedingt gegen Anlaufen geschützt werden mussten, hat man sie galvanisch mit einer Messingschicht überzogen. Das nennt man galvanische Bronzierung. Das ist ein etwas komplizierter Prozess bei der Galvanotechnik, da jetzt anstelle eines einzigen „edleren“ Metalls zwei unterschiedliche Metalle, nämlich Kupfer und Zink als die Bestandteile des Messings, auf der Zinkoberfläche ausgeschieden werden müssen. Soweit ich es verstanden habe, gibt es dadurch keine metallisch geschlossene Oberfläche des Überzugs, sondern winzige Kristalle der einzelnen Metalle, die an der Zinkoberfläche haften. Diese dünne Überzugsschicht ist mechanisch nicht so widerstandsfähig als die echten Legierungen, zumal wenn sie aus Kosten- oder Zeitgründen (Galvanotechnik braucht Zeit!) sehr dünn aufgetragen ist. Das erklärt auch, warum die meisten Zinkgusslampen ihren Messingüberzug im Laufe der Zeit durch Abreibung und andere Art mechanischer Beanspruchung fast vollständig verloren haben.

 

Anlaufen von Metallen

Anlaufen der Metalloberflächen wird erzeugt durch die chemische Reaktion der Metallatome mit den Luftbestandteilen wie Sauerstoff, Schwefel, etc. Die durch solche Reaktionen gebildeten chemischen Substanzen haben oft eine völlig andere Farbe als die reinen Metalle selbst. Dies beeinträchtigt mit der Zeit das Aussehen des Metalls, auch wenn manche Leute das Anlaufen als Patina-Bildung und damit als „wertvoll“ betrachten.

Silber bildet mit den Schwefelspuren in der Luft das schwarze Silbersulfid und läuft entsprechend bräunlich-schwärzlich an.

Kupfer (und damit auch Messing und Bronze) reagiert mit dem Luftsauerstoff und bildet zwei Arten von Kupferoxiden, die rot und braun gefärbt sind. Die Anlagerung des auch gebildeten Kupfersulfids an diesen Oxiden erzeugt die schwarz-bräunliche Anlauffarbe.

Zink läuft an, indem es mit dem Sauerstoff und Kohlendioxid in der Luft reagiert. Die gebildeten Moleküle, Zinkoxid und Zinkcarbonat, sind weißlich-grau in ihrer Farbe.

Man spricht beim Eisen nicht von Anlaufen, sondern von Rosten, denn die mit Luftsauerstoff gebildeten Eisenoxide bilden den Rost. Im Gegensatz zu anderen Anlaufschichten, die als geschlossene Schicht nur an der Oberfläche bleiben und den Kontakt der hinteren Metallschichten mit Luft verhindern, löst Rost beim Eisen die oberen Metallschichten von der Oberfläche ab, da die Eisenoxide größeres Volumen beanspruchen. Dadurch werden fortwährend immer neue Metallschichten frei gelegt und das Rosten geht weiter.

Nickel und Zinn laufen nur sehr langsam und nicht merklich an. Sie verändern dabei ihre Farbe kaum, höchstens verlieren sie etwas von ihrem Glanz.

Gold und Chrom laufen nicht an.

Um ein Anlaufen oder gar Rosten der Metalle zu verhindern, kann man sie mit geeigneten Metallen galvanisch überziehen oder mit einem geeigneten Schutzlack versehen. Die versilberten und auch in Original-Messing belassenen britischen Brenner sind fast immer mit solchen Schutzlacken gegen Anlaufen geschützt. Dass sie sich trotzdem mit der Zeit unansehnlich verfärben, liegt daran, dass diese Schutzlacke selbst durch Luft- und Lichteinflüsse mit der Zeit porös werden und das Anlaufen der darunter liegenden Metalloberfläche dann doch punktuell beginnt.