© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.321

Eine sehr augenfällige und außergewöhnliche Skulpturenlampe aus bunt bemalter Keramik des böhmischen Herstellers Wilhelm Schiller & Sohn in Bodenbach (heute ein Stadtteil der nordtschechischen Gemeinde Dĕčin). Um 1890-1900 war diese Keramik-Manufaktur äußerst aktiv und hat diesen exzessiven Stil eingeprägt. Aus der Modellnummer 11406 kann man folgern, dass diese Keramik eher in der späten Periode der Manufaktur entstanden ist.

Die Lampe besteht vermutlich teilweise aus dem unteren Teil einer großen, prunkvollen Vase bzw. Aufsatzschale von Wilhelm Schiller & Sohn. Ich fand ein Bild der ursprünglichen, kompletten Vase im Internet (von einer Auktion in 2013; siehe letztes Foto, links). Nun kann man spekulieren: Entweder ging der Oberteil der Vase zu Bruch und man hat mit dem unteren, heilgebliebenen Teil eine Lampe konstruiert (dann als Unikat), oder war der obere Schalenteil erst gar nicht angebracht, und man hat aus übrig gebliebenen Sockelteilen der Fabrik Lampen erzeugt und regulär vermarktet. Ich weiß es nicht, ob wir das jemals klären können...

Die Skulptur der Lampe besteht aus einem stilisierten Fabelwesen (Drachenvogel? Greif?), das in einem prunkvollen Rahmenwerk platziert ist. Die ganze Keramik ist überaus exzessiv und fantasievoll geformt und wahrlich bunt bemalt!

Der Tulpenschirm ist eine in Polen neu hergestellte Tulpe aus alten Formen der ehemaligen Glashütte S. Reich (Wien). Sie ist mit Puttenmotiven bedruckt, anschließend handbemalt und mit Goldstaffage ergänzt. Somit ist eine überaus interessante, seltene Lampe entstanden, die womöglich sogar Unikat-Charakter hat, falls sie aus einer zerbrochenen Aufsatzschale hervorgegangen ist.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Brenner, Glaszylinder, Tulpenschirm und Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Hr. Kühnel hat kleine Abplatzungen der Keramikglasur restauriert.

Lampenkörper:
Lampenkörper (Sockel und Säulenteil) ist eigentlich der Unterteil einer wohl zweiteiligen Keramik-Prunkvase von Wilhelm Schiller & Sohn in Böhmen. Ein stilisierter Greif bildet die Säule. Fuß 18,8 x 23,9 cm, unten gemarkt: W.S.& S. 11406 und Malersignatur.
Bassin aus hellgrünem Glas, transparent, ornamental geprägt, Ø 163 mm. Bassin in Keramikhals eingegipst, nicht entnehmbar.

Brenner:
20’’’ Hugo-Brenner von Hugo Schneider, Leipzig.
Dochtrad gemarkt: HS + Zahnrad mit Flügeln. Schwarze Glaseinlage.
Brenner gemarkt: H.S. 20’’’.
Original-Flammscheibe mit Hut auf Siebrohr.
Flachdocht 85 mm.

Glaszylinder:
20’’’ Matador-Zylinder mit schmalem Bauch. Höhe 273 mm, Ø unten 64 mm.
Gemarkt: Ferd. Landenberger Flaschnerei Wollmatingen - Matador 20’’’.

Schirm und Schirmhalter:
Tulpenschirm, hellrosa Glas, satiniert, geprägt, bedruckte und bemalte Engel, goldgefasste Ornamentik, Oberrand eckig geschnitten. Neue Anfertigung aus alter Form der Glashütte S. Reich.
Höhe 195 mm, Ø unten 92 und Bauch 172 mm.
95 mm Kugelring für 20’’’ Brenner.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 38,5 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 69,5 cm.
Gesamtgewicht 2590 g.