© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Lampen aus Porzellan und Glas

Wenn man bedenkt, dass Großbritannien wohl das reichste Land des 19. Jahrhunderts war und sich demzufolge finanziell sehr potente und geschmacklich sehr verfeinerte Kundenkreise gebildet hatten, die in ihrem Stilempfinden sehr anspruchsvoll waren, nimmt es kein Wunder, dass sich in diesem Land recht früh hervorragende Keramik- und Porzellanhersteller etabliert haben. Daher gab es auch sehr hochwertige Keramik- und Porzellanlampen insbesondere im ausgehenden 19. Jahrhundert.

Im nächsten Bild werde ich meine britischen Porzellanlampen nebst zwei Glaslampen beschreiben.

 

Lampen aus Porzellan und Glas
Von links: L.205 und L.252 (beide von Moore Brothers) – L.215 – L.185 / L.358 – L.186 – L.113

 

Die ersten zwei Lampen sind von der berühmten Porzellanmanufaktur Moore Brothers. Moore Brothers hatten einen völlig eigenen Stil mit Putten und Pflanzen kreiert. Die Porzellanstücke dieser Manufaktur sind daher schnell identifizierbar. Bei L.205 sind 3 Putten mit Weihnachtskaktus, bei L.252 dagegen 4 Putten mit Orchideen kombiniert.

Die Miniaturlampe L.215 besticht durch ihre reiche Blumenornamentik und mit ihrer schönen Kombination von Tulpe und Zylinder, die sich farblich sehr schön ergänzen. Diese Lampe gehört zu meinen kleinsten Lampen und ist wohl für Kinderzimmer entworfen.

Die Lampe L.185 gehört zu seltenen Lampenarten aus Großbritannien, denn sie basiert auf einer französischen Modérateur-Lampe aus Porzellan, die irgendwann mit einem britischen Kristallbassin und Duplex-Brenner zu einer eleganten Petroleumlampe umfunktioniert worden ist.

Eine elegante, reich ausgeschmückte Lampe ist L.358, bei der drei Karyatiden einen bemalten Petroleumtank tragen. Hier ist wieder der typische Steinzeug-Sockel anzutreffen. Interessant ist die Feststellung, dass die Karyatiden und der Petroleumtank von unterschiedlichen Porzellanherstellern stammen.

Die letzten zwei Lampen im obigen Foto sind Glaslampen. L.186 ist aus fein bemaltem Glas mit einem sehr seltenen Rundbrenner von Silber Light Co. Auch die von mir aufgesetzte Tulpe ist recht außergewöhnlich. L.113 besteht aus hellgrünem Milchglas, spärlich bemalt, und erinnert sehr an die langhalsigen Modérateur-Lampen aus Frankreich. 

 

Lampen aus Keramik

Neben wunderschönen Porzellanlampen brachte Großbritannien ebenso schöne, hochwertige Lampen aus Keramik hervor. Die reichhaltige Bemalung und Ausschmückung dieser Lampen ist gleichermaßen bewunderungswürdig.

 

Lampen aus Keramik
Von links: L.332 (Wedgwood) – L.097 – L.105 (Winkle & Co.) / L.271 (Taylor, Tunnicliffe & Co.) – L.238 (Hinks + Doulton) – L.094 – L.247

 

L.332 hat einen Lampenkörper der sehr berühmten britischen Manufaktur Wedgwood. Hier sind weiße Figuren der griechischen Antike auf einem blauen Hintergrund appliziert. Diese Keramikart ist eine Erfindung von Wedgwood und heißt „jasperware“. Eine ähnlich blaue Vianne-Tulpe komplettiert die Lampe.

L.097 ist überreich bemalt mit Blumen und Insekten, die auf einer konkav-zylindrischen Vase reliefiert angebracht sind. Der Sockel und der obere Vasenabschluss sind aus Zinkguss, was zu meiner Annahme führt, dass diese Lampe vermutlich ein deutscher Export ist.

Die Lampe L.105 hat eine relativ modern anmutende Vase mit dem „Canton“-Dekor der Firma F. Winkle & Co. Dieses Muster ist auch an unterschiedlichen anderen Erzeugnissen dieser Firma zu finden. Der Duplex-Brenner von Messenger ist versilbert.

L.271 besteht aus einer Vase von Taylor, Tunnicliffe & Co. in Staffordshire (sehr typisch mit ihrer spezifisch-rauer Oberfläche) mit drei handbemalten, luftigen Landschaftsszenen. Auch diese Lampe verfügt über einen Steinzeug-Sockel.

Die große Lampe L.238 ist ein Highlight in meiner Sammlung, denn diese hohe, fast majestätische Lampe (signiert von Hinks & Son unten am Eisengewicht) trägt schöne Keramikteile vom renommierten britischen Keramikhersteller Royal Doulton. Der Hinks-Brenner war für den französischen Händler Boler hergestellt.

L.094 besticht mit einer japanisch anmutenden Blumenbemalung, kombiniert mit sehr plastisch applizierten Vögeln auf einer streng zylindrischen Vase. Der Kugelschirm mit Vogeldarstellungen passt der Lampe bestens.

Die letzte Lampe, L.247, ist eine Konstruktion von mir. Hier habe ich eine britische, elegant geformte Lampenvase mit einem 18‘‘‘ Sonnenbrenner von R. Ditmar und seinem Messingbassin kombiniert. Der Kugelschirm ist erneut von Vianne.