© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Lampen vorwiegend aus Messing

Der Zinkguss, der in Deutschland und Österreich eine sehr dominante Rolle bei den Lampen spielte und in Frankreich zumindest bei den Skulpturenlampen eingesetzt wurde, kommt bei den britischen Lampen so gut wie nie vor. Das am allermeisten verwendete Metall bei den Lampen ist hier Messing, sowohl als geprägtes Blech als auch in Gussform.  

 

Lampen aus Messing
Von links: L.004 und L.048 (beide von Hinks) – L.320 (Messenger) – L.359 (Martin) / L.164 (Hinks) – L.304 (L&B Großbritannien) – L.169

 

L.004 ist eine relativ frühe Hinks-Lampe aus Messing in Urnenform. Die Vase ist ornamental gepunzt. Der Brenner ist auch ein früherer Hinks-Brenner vor 1878, noch mit zwei Dochtrad-Achsen. Der Kugelschirm ist vermutlich aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts.

L.048 ist eine Hinks-Lampe mit einem sehr seltenen Hinks-Brenner, der eine spezielle Öffnung aufweist, um einen Streichholz einzuführen und den Brenner anzuzünden, ohne Schirm und Zylinder abnehmen zu müssen. Dieser Brenner war 1880 patentiert. Die Lampe trägt einen Kugelschirm von Vianne.

Die überaus reich ornamentierte Messinglampe L.320 ist von Messenger. Diese Lampe wurde wohl auch in Frankreich vermarktet, da sie einen französischen Händler-Stempel aufweist. Der Messenger-Brenner hat den typischen Galerie-Heber mit dem Schiebe-Hebel.

L.359 ist eine typische Lampe der Firma Martin in Birmingham. Die Lampe hat kein spektakuläres Aussehen; der Martin-Brenner hingegen ist eine seltene Spezialität: Hier werden zwei Flachdochte getrennt mit zwei Dochträdern reguliert und oben zu einem Runddocht zusammengeführt. Damit ist dieser Brenner eine Kombination des englischen Duplex-Brenners mit dem deutschen Rundbrenner.

Die Lampe L.164 von Hinks ist eine vornehme Lampe des Arts & Crafts-Stils, gepaart mit eleganten Jugendstil-Elementen. Das eingehengte Bassin ist aus Kupfer. Die kupferrote Tulpe ist vermutlich ein Produkt aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

L.304 ist wieder ein sehr schönes Exemplar im Arts & Crafts-Stil. Diese Lampe komplett mit ihrem Brenner ist von der britischen Niederlassung Midland Lighting Co. in Birmingham des belgischen Herstellers Lempereur & Bernard. Diese britische Version von 1884 heißt auch „Lampe Belge“. Die Tulpe aus Opalin-Glas gehört zu einer etwas späteren Periode.

Die spätere, schlichte Säulenlampe L.169 trägt eine Widmungsplakette aus dem Jahr 1927 anlässlich eines goldenen Ehejubiläums und ist damit eine der seltensten Lampen, die ihre eigene Geschichte bekunden. Der Zentralluftzug-Brenner ist von Young. Die Tulpe auf dieser Lampe ist aus bedrucktem Pressglas und dürfte etwa Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden sein.

Lampen mit dem sehr typischen Steinzeug-Sockel sind im nächsten Bild zusammengestellt.

 

Messing- und Zinkguss-Lampen mit Steinzeug-Sockeln
Von links: L.118 – L.129 – L.245 / L.315 (Messenger) – L.047 (Veritas) – L.311

 

Die ersten 5 Lampen im obigen Foto haben ein gemeinsames Konstruktionsprinzip: Auf einem schwarz-glasierten Steinzeug-Sockel ist eine kurze Säule aus Messingblech platziert, die oben das Bassin trägt.

L.118 mit ihrem bemalten Bassin aus blauem Glas und ihrer seltenen, türkis-blauen Tulpe ist ein schönes Beispiel für diese Art von Lampen. Diese Lampe nahm den langen Weg von Kanada zu mir. Der Brenner ist von Rowatts & Sons.

Der Sockel der Lampe L.129 hat zwar das typische Aussehen eines schwarz-glasierten Steinzeug-Sockels, ist jedoch aus täuschend ähnlich hergestelltem und schwarz lackiertem Eisenblech. Das Bassin ist aus bemaltem Opalglas.

Die Lampe L.245 hat eine Sonderstellung in meiner Sammlung, denn sie trägt einen größeren Kartonschirm, den ich aus alter, französischer Vorlage selbst konstruiert habe. Dieser Schirm hat drei ausgesparte Fenster, die mit farbig bedruckten Folien versehen sind. Der 15''‘ Victoria-Flachbrenner von Young hat den richtigen, seltenen Victoria-Zylinder.

Viel unspektakulärer sind L.315 von Messenger mit einem „beehive“-Kugelschirm und L.047 von Veritas mit ihrem Original-Veritas-Kugelschirm. Beide Lampen sind in den jeweiligen Katalogen abgebildet. Die Veritas-Lampe dürfte zur Übergangszeit vom Jugendstil zu Art Déco zählen.

Die letzte Lampe im Foto, L.311, ist meine einzige britische Lampe mit einer Skulptur aus Zinkguss. Die perfekt modellierte weibliche Figur trägt das Glasbassin hoch über ihren Kopf. Diese Lampe scheut den Vergleich mit den französischen Figurenlampen nicht. Ein Hinks-Duplex-Brenner und eine feine Tulpe unterstreichen die Eleganz der Lampe.