© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Andere Lampen

Es gibt noch eine ganze Liste von anderen Brennflüssigkeiten und –gasen, die neben der tausende Jahre alten Öllampe und erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Siegeszug startenden Petroleumlampe andere Sorten von Lampen ermöglicht haben. Eine erschöpfende Auflistung und Beschreibung dieser Lampen würde aber den Rahmen und den Zweck dieser Website sprengen, also fasse ich mich nur ganz kurz, nicht enzyklopädisch genau, sondern nur um den Unterschied zu Petroleumlampe für den Laien besser und verständlicher aufzuzeigen.

 

Lampen mit flüssigem Brennstoff

Die wichtigste Gruppe besteht aus Lampen, die irgendwie ähnlich zu einer Öllampe aussehen, aber eine andere Flüssigkeit als pflanzliches Öl oder Petroleum verbrennen. Das sind „burning fluid“-, Ligroin- und Benzin-Lampen, die wie ihre Bezeichnung offen darlegt, burning fluid“ (eine Brennflüssigkeit als Gemisch aus 4 Teilen Terpentinöl und einem Teil Alkohol; sehr leicht entzündlich), Ligroin (Schwerbenzin mit einem Siedepunkt von 80-120°C, ein Destillat aus Rohöl) und Benzin (auch ein Destillat aus Rohöl; etwas leichter als Ligroin, Siedepunkt 50-120°C) verbrennen. Insbesondere Ligroin- und noch in einem weit größeren Ausmaß die Benzin-Lampen („lampe à essence“) wurden lange in Frankreich verwendet. Der berühmteste Vertreter solcher Lampen war die Pigeon-Lampe von Charles Pigeon, die ab 1884 jahrzehntelang (bis fast zum Ende des 20. Jahrhunderts) in großen Mengen hergestellt wurde und sehr viele Nachahmer fand.

Vorsicht! Niemals Benzin, Spiritus (das ist Ethanol bzw. Ethylalkohol, der mit irgendwelchen Zusatzstoffen „vergällt“ wurde) oder andere, leicht brennbare Flüssigkeiten (z.B. Terpentinersatz, Aceton, Nitroverdünnung, um einige, in den heutigen Baumärkten leicht zu erstehende Flüssigkeiten zu benennen) in einer Petroleumlampe verbrennen wollen!! Die Explosionsgefahr ist viel zu groß!! Es gab bisher durch solchen unsachgemäßen Umgang mit Petroleumlampen Todesfälle!  Die Lampen, die solche Flüssigkeiten brennen können, haben ganz anders konstruierte Brenner, um die Explosionsgefahr zu vermeiden bzw. zu minimieren. Petroleumlampen-Brenner sind für solche Flüssigkeiten gänzlich ungeeignet.

 

Gaslampen

Die zweite wichtige Gruppe sind die Gaslampen. Wie der Name nahelegt, verbrennen diese Lampen keine Flüssigkeit, sondern ein brennbares Gas, das durch irgendwelche Rohre von außen in die Lampe und zum Brenner geleitet wird. Da Gase ohne jedwede Hilfe von sich aus brennen können, brauchen sie auch keine Brenner mit Dochten. Das Gas strömt aus einer Düse oder Schlitz des Brenners in die Luft, und brennt sofort, sobald man es angezündet hat. Die Höhe der Flamme und somit die Helligkeit wurde eingestellt, indem man die herausströmende Gasmenge mit dem Hahn am Gasrohr regulierte. Damit ist auch klar: Gaslampen sind von Petroleumlampen sehr leicht zu unterscheiden, da sie notwendigerweise einen Hahn aufweisen. Gasbeleuchtung ist fast so alt wie die Erfindung des Leuchtgases bzw. Stadtgases, das man früher aus Steinkohle oder anderen Kohlearten durch starkes Erhitzen ohne Luftzufuhr erzeugt und in riesigen Behältern („Gasometern“) gelagert hat. Die Gaslampen haben aber wiederum nur die größeren, städtischen Gebäude wie Fabrikhallen, Bahnhöfe, Krankenhäuser, etc., erobern können, da ihre Infrastruktur für private Haushalte teuer und ihre Explosionsgefahr recht hoch war. Nur wenige, reiche Haushalte in großen Städten (insbesondere in den USA und in Großbritannien) konnten sich die separate Zulegung der Gasleitung erlauben. Die Gaslampen haben ihre größte Verbreitung in der Straßenbeleuchtung gefunden. Heute noch gibt es nennenswerte Mengen „altmodischer“ Straßenlaternen, die freilich mit Erdgas anstelle von Stadtgas gespeist werden und deren Zündung durch elektrische Impulse von der Ferne geschieht.

Acetylen- bzw. Karbidlampen verbrennen auch ein Gas, nämlich das Acetylen, das aber direkt in der Lampe in situ aus festem Calciumcarbid durch Einwirkung von Wasser entsteht. Diese Lampen haben gegenüber der herkömmlichen Gaslampen den großen Vorteil, dass sie kein Gas benötigen, das durch Rohre von außen zur Lampe geführt werden muss. Deshalb wurden sie in den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts überall dort eingesetzt, wo eine Gaszuführung von außen nicht möglich war, z.B. unter Tage in Minen. Als Fahrrad-Lampe waren sie weit verbreitet.

 

Glühlicht-Lampen

Eine dritte Gruppe, die Glühlicht-Lampen, benutzt zwar u.a. richtiges Petroleum, das Prinzip der  Lichterzeugung ist dagegen ein anderes. Ein mit speziellen Metallverbindungen von den seltenen Elementen Cer und Yttrium (früher Thorium) behandeltes Baumwollgewebe, das Glühstrumpf genannt wird, ist oberhalb des Brenners eingehängt. Der Brenner ist jetzt zum Gegensatz des konventionellen Petroleumbrenners so konzipiert, das möglichst viel Luft hindurch strömt und das Petroleum fast vollständig mit einer blauen Flamme und hoher Hitze brennt, die lediglich dazu genutzt wird, die Metallverbindungen des Glühstrumpfs richtig zu erhitzen. Sobald eine gewisse Temperatur erreicht wird, fangen diese Verbindungen an, mit sehr hellem Licht zu glühen, ja, zu strahlen. Dieses Licht ist sehr viel heller als von der herkömmlichen Petroleumlampe. Es gibt auch Glühlicht-Lampen, die Spiritus oder Gas anstelle von Petroleum verwenden. Der bekannteste Vertreter der Glühlicht-Lampen ist die Aladdin-Lampe von Mantle Lamp Co. in den USA, die heute noch produziert und vermarktet wird.

Eine Kategorie der Glühlicht-Lampen sind die sogenannten Hochdruck-Lampen, deren Brennflüssigkeit Petroleum, Benzin oder Spiritus sein kann. Bei diesen Lampen lässt man die Brennflüssigkeit durch Vorwärmen in gasförmigen Zustand überführen und dieses Gas unter Druck durch feine Düsen verströmen, um eine nochmals verbesserte Helligkeit beim Brennen zu erreichen. Kombiniert mit einem Glühstrumpf, erzeugen diese Lampen die allerhöchste Helligkeit, die von einer nicht elektrischen Lampe erwartet werden kann. Die heutigen Petromax®-Lampen (um nur eine Lampe zu benennen; es gibt auch andere Lampen, die nach dem gleichen Prinzip arbeiten) gehören zu dieser Kategorie. Ein besonderes Merkmal dieser Lampen ist, dass sie beim Brennen ein leichtes, zischendes Geräusch von sich geben, das vom Vergasen und Verströmen der unter Druck gehaltenen Brennflüssigkeit herrührt.

Eine technisch anspruchsvolle Weiterentwicklung ist die inverse (also nach unten gerichtete) Aufhängung des Glühstrumpfs, um das Licht ungehindert nach unten verbreiten zu können. Mit diesem Prinzip wurden große Hängelampen entwickelt, die z.T. mit mehreren Glühstrümpfen bestückt waren. Mit ihrem sehr hellen Licht waren diese Lampen für große Räumlichkeiten, wie z.B. Fabrik- oder Bahnhofshallen, vorgesehen.

 

Beispiele für Lampen und Brenner, die nicht klassisch mit Petroleum brennen (entnommen aus diversen alten Lampenkatalogen)
Obere Reihe, von links: Typische Benzin-Handlampe aus Frankreich
Eine Schiebelampe mit Gaszufuhr (Pfeil zeigt den Gashahn)
Eine Karbid-Lampe (Verbrennung von Acetylen aus Calciumcarbid)
Eine Fahrrad-Lampe (Verbrennung von Acetylen aus Calciumcarbid)
Untere Reihe, von links: Glühlicht-Brenner für Petroleum (Kronos-Brenner von Hugo Schneider)
Glühlicht-Brenner für Spiritus (No. 2 von Hugo Schneider)
Glühlicht-Brenner für Gas (Auer-Gasbrenner)
Eine Petromax®-Lampe (Petroleum-Hochdruck-Lampe von Ehrich & Graetz)
Eine große, inverse Hochdruck-Lampe für Petroleum (Petromax®, Ehrich & Graetz)

 

Heute kann man neu hergestellte Petroleumlampen sowohl herkömmlicher Art, als auch mit Glühstrumpf und mit Hochdruck-Vergaser-Prinzip kaufen, da man entweder ihre nostalgische Ausstrahlung schätzt, oder eine leicht zu transportierende Lampe für draußen, wo man keinen elektrischen Strom hat, zur Verfügung haben möchte.