© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Die Unterschiede zwischen Petroleumlampen und Modérateur-Öllampen

Das ist meines Erachtens ein wichtiger Punkt, denn am Anfang, wenn man noch relativ ahnungslos ist, steht man vor einen antiken, schönen Lampe, und weiß nicht, was das für eine Lampe ist. Da viele echte Modérateur-Lampen bei eBay (insbesondere in Frankreich) und im Handel als "Petroleumlampen" angeboten werden, finde ich wichtig, auf klare Unterscheidungsmerkmale hinzuweisen. Diese Unterscheidung ist auch deswegen vonnöten, da viele alte Modérateur-Lampen später zu einer Petroleumlampe umgewandelt worden sind, indem man ihr inneres System aus Lederkolben, Spiralfeder und Modérateur-Rohr entfernt und einen richtigen Petroleumbrenner darauf montiert hat.

Die Modérateur-Lampen waren nach ihrer Erfindung einige Jahrzehnte lang die meist verbreiteten Öllampen. Ihr großer Vorteil zu den noch älteren, mit Feder und Uhrwerk betrieben Kolbenpumpen-Lampen war ihre Robustheit, da sie weniger reparaturanfällig waren. Man konnte sie eher billig, aus einfachem Messingblech oder auch sehr imposant und teuer, z.B. aus bemaltem Porzellan, erwerben. Sie konnten damit von vielen Leuten gekauft werden. Dennoch wurden sie schon ab den 1870‘er Jahren von den billigeren Petroleumlampen allmählich verdrängt, aber noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts produziert und vermarktet.

Modérateur-Lampen tauchen relativ oft bei eBay Frankreich auf, und werden aus Unkenntnis als Petroleumlampe (lampe à pétrole im Französischen) deklariert. Die richtige französische Bezeichnung wäre "lampe à huile" (= Öllampe). Der Laie kann schnell darauf einfallen, zumal Modérateur-Lampen zum größten Teil sehr schön aussehen und schon deshalb Kaufwunsch erregen. Will man nur eine schöne, antike Lampe zu reinen Dekorationszwecken kaufen, kann man das Angebot ruhig annehmen. Will man jedoch eine technisch gut funktionierende Lampe kaufen, die man auch ab und zu in Betrieb nehmen möchte, ist bei Modérateur-Lampen äußerste Vorsicht geboten! Das komplizierte Innensystem ist meistens nicht mehr intakt; die verharzten Reste des Pflanzenöls, womit man diese Lampe früher betrieb, haben jetzt viele Innenteile verklebt, und außerdem ist der Zustand des Lederkolbens höchst ungewiss. Nur ein sorgfältiges Auseinandernehmen der Bestandteile mit anschließender Reinigung und Reparatur kann die Lampe wieder verwendbar machen. Die Fachleute, die dies können, sind äußerst rar. Daher Vorsicht beim Kauf von Modérateur-Lampen.

 

Funktionsweise der Modérateur-Lampe

Obwohl ich keine Modérateur-Öllampen sammle, möchte ich hier trotzdem das Innenleben und die Funktionsweise von diesen Lampen kurz beschreiben. Ich erachte die Modérateur-Lampe als eine epochemachende technische Erfindung der damaligen Zeit (um 1830). Ich finde aber kaum geeignete Literaturstellen, die uns die fein justierte Modérateur-Technik klar verständlich beschreiben. Insbesondere wird die genial erdachte Wirkungsweise des Modérateur-Stifts nirgends plausibel erklärt. Daher habe ich vorgenommen, Ihnen diese Erfindung mit verständlich gezeichneten Schemata (sozusagen in Wort und Bild) zu erklären. Als einzige Quelle half mir dabei die Website von Lothar Spaniol († 2011), dessen Familie diese wertvolle Hinterlassenschaft von ihm auch Jahre nach seinem Tod für Lampensammler zur Verfügung stellt. Hiermit möchte ich mich bei ihnen herzlich bedanken.

Unabhängig von der äußeren Form der Lampe besteht die innen verborgene Modérateur-Technik immer aus einem streng zylindrischen Metallzylinder, der in Breite und Höhe der Form der Lampe angepasst ist, einem rigiden Metallkolben aus zwei Metallscheiben, der sich im Zylinder befindet und zwischen den Metallscheiben eine recht steife Lederscheibe trägt, deren Ränder ca. 1,5 cm aus dem Kolben ragen und nach unten gedreht sind, einer kräftigen Spiralfeder, deren untere Kante an dem Kolben befestigt ist, und zwei schmalen, teleskopisch ineinander greifenden Rohren. Das obere Rohr ist am Brenner, das untere Rohr hingegen ist am Kolben befestigt. Der oben aus dem Hals der Lampe herausragende Teil des Kolbenschafts ist als eine Zahnstange geformt. Wichtig ist die Dimensionierung der Lederscheibe: Ihre herausragenden Ränder müssen dicht an den Innenwänden des Metallzylinders liegen, so dass der Raum unterhalb des Kolbens von dem übrigen Raum oberhalb des Kolbens recht gut isoliert ist.

Zum Befüllen der Lampe gießt man Öl durch den offenen Hals in den Metallzylinder. Das Öl sammelt sich im Raum oberhalb des Kolbens. Danach zieht man den Kolben mit dem außenliegenden Drehschlüssel an der Zahnstange manuell nach oben und hält an dieser Position fest. Dadurch wird die Spiralfeder zusammengedrückt und ihr Druck auf den Kolben steigt. Gleichzeitig entsteht unterhalb des Kolbens ein Unterdruck, der die Ränder der Lederscheibe aus den Wänden des Metallzylinders etwas nach innen zieht und das Öl fließt aus dem oberen Raum in den unteren Raum, bis der Raum unter dem Kolben wieder mit Öl gefüllt ist, was einige Minuten in Anspruch nimmt je nach Menge des gefüllten Öls. Wichtig dabei ist, dass man die obere Öffnung des Brenners mit einem Finger zudeckt, damit keine Luft von oben zum unteren Teil des Reservoirs mit Unterdruck dringen kann, was dort zum frühzeitigen Druckausgleich sorgen würde (Schema A im folgenden Bild).

Nach dem Befüllen wird der Drehschlüssel losgelassen. Die Spiralfeder drückt den Kolben nach unten und erzeugt unterhalb dessen einen Überdruck, der die Ränder der Ledermanschette zurück an die Metallwände drückt. Dadurch ist der Kolben-Unterraum hermetisch abgeschlossen und das Öl beginnt durch die beiden Teleskoprohre nach oben zum Brenner zu fließen, um dort zu brennen (Schema B im folgenden Foto). Falls auf Grund des Überdrucks zu viel Öl oben am Brenner ankommt, fließt der überschüssige Teil wieder zurück in den Metallzylinder. Der spezielle Modérateur-Stift, der sich im unteren Teleskoprohr befindet (nicht eingezeichnet in den Schemata im nächsten Bild) sorgt dafür, dass die Menge des nach oben zum Brenner steigenden Öls unabhängig vom Druck der Spiralfeder ziemlich konstant bleibt (die Funktionsweise des Modérateur-Stifts wird im übernächsten Bild dargestellt).

Wenn das Öl nach einigen Stunden verbraucht ist, muss man den Kolben wieder mit dem Drehschlüssel nach oben ziehen und erneut Öl einfüllen.

 

Teile des Modérateur-Systems und schematische Arbeitsweise
Links: Spiralfeder, Kolben mit Lederscheibe, Kolbenschaft mit Zahnstange und das untere Teleskoprohr einer länglichen Modérateur-Lampe
Mitte: Das Befüllen des Metallzylinders (Schema A; Erklärung siehe oben)
Rechts: Das Befördern des Öls zum Brenner (Schema B; Erklärung siehe oben)
Anmerkung: Der Modérateur-Stift ist nicht in den Schemata eingezeichnet. Die Schemata zeigen nur das Innenleben einer Modérateur-Lampe; die äußere Form der Lampe aus Porzellan, Keramik oder Metallblech ist bei den Schemata nicht angedeutet.

 

Erklärungen zu den Schemata im oberen Bild:

1 = Streng-zylindrisches Metallgefäß aus Eisenblech (unten am Anfang noch offen zur Einbringung der anderen Modérateur-Teile)
2 = Unteres Abschlussblech, verlötet mit dem Metallzylinder, nachdem man die Innenteile von unten in des Metallgefäß eingebracht hat
3 =  Kolben mit integrierter Lederscheibe mit überstehenden Rändern
4 =  Kolbenschaft, oben als Zahnstange geformt
5 =  Spiralfeder (hier zusammengedrückt; Kolben nach oben gezogen)
6 =  Spiralfeder (hier entlastet und drückt den Kolben nach unten)
7 =  Unteres Teleskoprohr, verbunden mit dem Kolben
8 =  Oberes Teleskoprohr, verbunden mit dem Brenner
9 =  Argand-Brenner
10 =  Drehschlüssel an der Zahnstange zum Hochziehen des Kolbens
11 =  Drehschlüssel losgelassen; Spiralfeder drückt jetzt den Kolben nach unten
12 =  Öl, in die Lampe gefüllt durch den oberen Hals des Metallzylinders
13 =  Unterdruck (Öl fließt an den Seiten von oben nach unten und füllt den Raum unter dem Kolben)
14 =  Überdruck (Öl fließt durch die teleskopischen Rohre nach oben zum Brenner)

 

Das nächste Bild dient allein dazu, die Wirkungsweise des Modérateur-Stifts zu visualisieren. Dazu musste ich allerdings die teleskopischen Rohre (7 und 8 im obigen Bild) jetzt extrem breit einzeichnen. Das obere teleskopische Rohr ist fest mit dem Brenner verbunden und daher in seiner Position fixiert. Es ist im Durchmesser breiter als das untere teleskopische Rohr, das wiederum nur mit dem Kolben verbunden ist und sich daher gemeinsam mit dem Kolben nach oben oder nach unten bewegt. In diesem Rohr befindet sich der Modérateur-Stift als ein dünner, langer Stift, dessen Oberteil konisch nach oben hin breiter wird, jedoch ohne den Durchmesser des Rohrs ganz zu erreichen. Dieser Stift (grün gezeichnet in den Schemata) ist lose im unteren Rohr eingelegt und bewegt sich nicht gemeinsam mit ihm. Auf dem Boden des Metallreservoirs ist ein Stück Leder (c im Bild) festgeklebt, das ein weiteres Absenken des Kolbens und dadurch eine Deformierung der überstehenden Ränder der Lederscheibe verhindert.

Ich habe im Bild drei unterschiedliche Positionen des Kolbens gezeichnet:

Schema 1: Hier ist der Kolben weit nach oben gezogen; der Druck der Spiralfeder auf den Kolben ist sehr stark. Im Ölreservoir herrscht dadurch ein hoher Überdruck. Der breiteste Oberteil des Modérateur-Stifts befindet sich jetzt im engen unteren Teleskoprohr. Dadurch ist der Durchlass "a" für das nach oben gedrückte Öl am kleinsten. Trotz des großen Überdrucks kommt wenig Öl nach oben zum Brenner.

Schema 2: Etwa die Hälfte des Öls ist verbraucht. Der Kolben und damit auch das untere Teleskoprohr sind zur Hälfte nach unten gekommen. Die Spiralfeder ist etwas entlastet und übt daher weniger Druck auf den Kolben; daher ist der Überdruck im Ölreservoir entsprechend geringer geworden. Die Oberkante des unteren Teleskoprohrs befindet sich mittlerweile ca. in der Mitte des konischen Teils des Modérateur-Stifts. Dadurch ist der Durchlass "a"  jetzt größer und lässt entsprechend mehr Öl zum Brenner durch.

Schema 3: Das Öl ist fast zu Ende verbraucht. Der Kolben ist sehr weit nach unten gelangt und die Spiralfeder hat sich maximal entlastet. Der Überdruck in der Ölkammer hat sich weiter reduziert. Die Oberkante des unteren Teleskoprohr hat sich schon so weit abgesenkt, dass sie sich nun im schmalsten Bereich des Modérateur-Stifts befindet. Der Durchlass "a"  ist hier am größten und lässt eine größere Menge Öl durch.

Der Überdruck in der Ölkammer und die Breite des Durchlasses "a" sind umgekehrt proportional zueinander. Beim größten Überdruck ist der Durchlass "a"  am kleinsten; und beim kleinsten Überdruck ist der Durchlass "a"  am größten. Dadurch kommt immer etwa die gleiche Menge Öl oben am Brenner an.

 

 

Die Wirkungsweise des Modérateur-Stifts (a = Größe des Öl-Durchlasses abhängig von der Position des unteren Teleskoprohrs; b = Modérateur-Stift; c = Leder-Tampon am Boden)

 

Modérateur-Lampen mit langem Hals

Nun, wie kann man die Modérateur-Lampen von den Petroleumlampen äußerlich unterscheiden, falls der Verkäufer sie fälschlicherweise als Petroleumlampe deklariert? Die Unterscheidung ist bei vielen herkömmlichen Modérateur-Lampen ziemlich einfach: Sie bestehen sehr oft aus einer nach oben hin immer schmaler werdenden, sehr langen Vase in Baluster-Form, und der typische Modérateur-Brenner, der von einem herkömmlichen Petroleumbrenner gut unterscheidbar ist, sitzt am oberen Ende dieser Vase. Da durch die früher beschriebene Feder das Öl mit konstanter Geschwindigkeit nach oben befördert wird, darf dieser Vasenhals ziemlich lang sein. Würde man jetzt oben einen echten Petroleumbrenner aufsetzen, müsste dessen Docht sehr weit nach unten verlängert werden, um in das Petroleum einzutauchen. Die Dochtlänge zwischen Petroleum und Brenner wäre zu lang, die Flamme würde bald nur noch sehr mickrig brennen, da nicht genug Petroleum nach oben kriechen kann aufgrund des sehr langen Dochtes.

 

Typische Modérateur-Lampenform mit langem Hals (hier teilweise ohne Brenner gezeigt)

 

Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist somit das Fehlen eines breiten, großen Petroleumtanks unmittelbar unterhalb des Brenners, sobald die Vase einen langen, nach oben hin verjüngenden Hals hat. Leider wurden solche „Langhals-Modérateur-Lampen“ oft elektrifiziert, indem man den Brenner oben durch dessen Mitte absägte und einen Elektrosockel für Glühbirnen anbrachte. Diese Lampen sind somit nicht mehr zu ihrem ursprünglichen Zweck zurückzuführen; sie sind, wie ein englischer Sammler treffend formulierte, regelrecht „electrocuted“  (also sinngemäß „elektrisch hingerichtet“). Hier bleibt aber die gute Möglichkeit, aus diesen elektrifizierten Lampen gut aussehende Petroleumlampen zu kreieren, indem man die Elektroteile und auch noch herausragende Modérateur-Brennerteile sauber entfernt, und einen in Größe, Stil und Farbe gut passenden Petroleumtank aufsetzt. Meine Lampen L.316 und L.317 sind gute Beispiele hierfür. Sogar ehemalige Modérateur-Hersteller haben diese Möglichkeit der Umwandlung ausgenutzt und solchermaßen zum Petroleumbetrieb geänderte Lampen regulär angeboten. Denn kurz nach dem Markteintritt der billigeren Petroleumlampen waren die Hersteller der Modérateur-Lampen gezwungen, ihre Produktion auf Petroleumlampen umzuändern. Da sie aber die länglichen Vasen der Modérateur-Lampen entweder noch zur Genüge in ihren Lagern vorrätig hatten, oder auch deren länglich-elegante Form doch recht beliebt und gefragt war, haben sie kurzerhand einen in Material und Farbe passenden Petroleumtank zwischen der länglichen, schmalen Vase und dem neuen Petroleumbrenner installiert. Jetzt  konnte man den neuen Brenner mit einem kurzen Docht benutzen. Fertig war damit eine elegante, hohe Petroleumlampe, die an die beliebten, aber teuren Modérateur-Lampen erinnerte, und doch die modernere Art des Brenners besaß.

 

Modérateur-Lampen mit zylindrischen Formen

Eine weitere, sehr markante Form der ehemaligen Modérateur-Lampen besteht aus zwei zylinderförmigen Körpern. Der untere zylindrische Teil von ca. 6-7 cm Höhe (der gleichzeitig auch als Sockel dient) ist gedrungen und breit, der obere zylindrische Teil ist dagegen länger und schmaler. Die gesamte Lampe hat ein völlig anderes Aussehen als die oben beschriebenen, eleganten „Langhals-Lampen“. Diese Lampen bestanden meistens aus mehr oder weniger aufwändig gedrücktem Messingblech und waren somit auch für nicht wohlhabende Bevölkerungsschichten erschwinglich. Natürlich gab es hier auch wesentlich teurere Exemplare aus wunderschön bemaltem Porzellan. Dieser Typus der Modérateur-Lampen ist am häufigsten nachträglich zum Petroleumbetrieb umgewandelt worden, indem man die inneren Modérateur-Teile und den Modérateur-Brenner entfernt und oben einfach einen Petroleumbrenner aufgesetzt hat, ohne einen besonderen Petroleumtank hinzu zu addieren. In der Tat ist jetzt der Abstand zwischen dem inneren Reservoir und dem Brenner kurz genug für ein relativ problemloses Brennen. Aber auch hier gibt es Varianten, bei denen man einen zusätzlichen Petroleumtank aufgesetzt hat.

 

 Varianten der Form aus zwei quasi-zylindrischen Körpern aus Porzellan oder Messing

 

Diese kurzen Modérateur-Lampen hatten früher oft ein passendes Untergestell, eine Art kleiner Tisch auf einem kurzen, säulenähnlichen Fuß, oft schön dekoriert, um der relativ kurzen Lampe eine für Lichtverhältnisse bessere Höhe zu verleihen. Diese Untergestelle sind häufig verloren gegangen. Sie tauchen zum Teil auch alleine, ohne die dazu gehörige Lampe, in eBay Frankreich auf. Im nächsten Foto ist eine solche ehemalige Modérateur-Lampe abgebildet, die auf ihrem Ständer steht.

 

Modérateur-Lampe mit ihrem Ständer

 

Andere Formen

Natürlich gab es auch Modérateur-Lampen, deren Form von den hier beschriebenen abweicht. Es gibt zylindrische, kugelige oder vasenähnliche, gar mit Henkeln ausgestattete, bisweilen sogar zweiteilige Lampen, die ohne oder mit aufgesetztem Petroleumtank zum Petroleumbetrieb umgewandelt worden sind.

 

 Formenvielfalt bei Modérateur-Lampen

 

Metallblech als Sockel-Abschluss

Das Erkennen von dieser Art der ehemaligen Modérateur-Lampen ist leider nicht sehr einfach. Außer der oben beschriebenen, charakteristischen Formen kann man aber auch von der Sockel-Unterseite die ehemalige Modérateur-Lampe erkennen. Diese Lampen haben nämlich alle unterhalb ihres Sockels immer ein zugelötetes Metallblech aus verzinktem Eisen. Denn die Anbringung der Modérateur-Innentechnik war nur von der breiteren, am Anfang noch offenen Unterseite möglich. Nachdem alles fachgerecht angebracht war, wurde die Unterseite mit einem kreisrunden Metallblech zugelötet. Zur Entfernung der Modérateur-Technik muss man selbstredend dieses Metall-Abschlussblech wieder entlöten. Manche Modérateur-Lampenhersteller haben diese Abschlussbleche mit ihren Initialen oder Firmennamen versehen.

 

 Einige Firmenlogos bei den Abschlussblechen von Modérateur-Lampen

 

Modérateur-Brenner

Ein weiterer, wichtiger Unterscheidungspunkt ist der Brenner. Der Brenner einer Modérateur-Lampe ist nach außen hin umgeben von einem zylindrischen, mehrfach ornamental durchlöcherten und recht aufwändig gestalteten Mantel aus Messing- oder Bronzeguss. Dieser Mantel hat mit dem eigentlichen Brenner nichts zu tun; er hat lediglich die Aufgabe, das schlichte, lange Rohr des Brenners zu verbergen und sowohl den Glaszylinder als auch den Glasschirm festzuhalten. Dieser verzierte Metallmantel hat seitliche Aussparungen für zwei Schlüssel, die zum Aufziehen der Feder und zum Verstellen der Docht- und damit Flammenhöhe dienen. Die für Petroleumbrenner typischen Teile, der „Korb“ und die „Galerie“ (siehe Kapitel Petroleumbrenner), fehlen bei dem Modérateur-Brenner, der an sich, ohne die Zierde des bronzenen Mantels, aus dem einfachen, schmalen, zylindrischen Rohr des Argand-Brenners und zwei aus ihm herausragenden Schlüsseln besteht.

 

Unterschiede zwischen Modérateur- und Petroleumbrenner
Links: Modérateur-Brenner ohne Ziermantel (Foto von Ara Kebapcioglu) 
Mitte: Modérateur-Brenner komplett mit Ziermantel und Zylinder (Foto von Ara Kebapcioglu)
Rechts: Typischer Petroleum-Brenner (hier ein Kosmos-Brenner)

 

Zu Petroleumlampen umgewandelte Modérateur-Lampen

Eine alte Modérateur-Lampe, die durch Elektrifizierung oder andere Vorkommnisse (wie z.B. durch Rost löchrig gewordenes Metall-Reservoir; völlig verharzte, nicht mehr zu reinigende Innenteile; steif gewordene Ledermanschette) als solche unbrauchbar geworden ist, kann man zu einer Petroleumlampe umwandeln. Man muss dabei unbedingt auf folgendes achten:

Zu allererst muss man den Modérateur-Brenner (falls noch vorhanden) mitsamt der beiden Schlüsseln möglichst weit unterhalb der Halsöffnung absägen. Das gleiche gilt wenn die Lampe schon zuvor elektrifiziert worden war; auch hier muss alles, was einem neuen Brenner oder Petroleumtank im Wege steht, abgesägt und entfernt werden.

Bei Langhals-Modérateur-Lampen muss man zwangsläufig ein Petroleumtank auf dem Halsende anbringen, damit der Docht des Brenners nach kurzem Wege in das Petroleum eintauchen kann. Ohne zusätzliches Bassin wäre der Abstand zwischen Brenner und Brennflüssigkeit – bedingt durch den langen Hals – zu lang.

Gedrungene Modérateur-Lampen mit zylindrischen Körpern können sowohl ohne als auch mit Extra-Bassin umgewandelt werden, da jetzt der Abstand zwischen Brenner und Petroleum kurz genug wäre. Bei der Variante ohne Zusatzbassin muss man jedoch darauf achten, dass a) das innere Metallreservoir nicht verrostet und dadurch undicht geworden ist; b) keine Ölreste mehr im Reservoir enthalten sind.

 

 

Möglichkeiten zur Umwandlung von Modérateur-Lampen zum Petroleumbetrieb
Links: Umwandlung der Lampen mit langem Hals
Rechts: Umwandlung der gedrungener Lampen

 

Ich möchte allerdings auf eine Schwierigkeit hinweisen: Weder ein Petroleumbrenner noch ein Petroleumtank passen ohne weiteres in den offenen Hals einer Modérateur-Lampe. Da muss man über bestimmte Ersatzteile verfügen, die in den Dimensionen der Halsöffnung der Lampe passend sind. Will man nur einen Petroleumbrenner aufsetzen, sollte man einen Vasenring anbringen. Schwieriger wird es, wenn man gezwungen ist, ein Petroleum-Bassin aufzusetzen, dazu braucht man einen passenden Zapfenaufnehmer mit innenliegendem Gewinde als das Gegenstück des Bassinzapfens (siehe Petroleumtank / Bassin - Vasenring und Metallzapfen), den man gegebenenfalls mit zusätzlichen Messingringen in den Hals einlöten kann. Hat man diese Ersatzteile nicht zur Hand, muss man notgedrungen das Bassin komplett mit dem Zapfen im Hals eingipsen, mit dem Nachteil, dass man das Bassin nicht mehr abschrauben kann.