Säulenlampen aus Frankreich
Franzosen lieben nicht nur das Essen, sie zelebrieren es auch gehörig mit mehrgängigen, lange Zeit beanspruchenden Menüs. Gerade die Haute-bourgeoisie in Paris und in anderen, kulturell und wirtschaftlich erfolgreichen Städten veranstaltete opulente Bankett-Diners mit mehreren Freunden und Bekannten. Die beste Illumination für solche große Tafeln waren die hohen Säulenlampen, die durch ihre schlanken Säulen die Gesichter der gegenüber sitzenden Gästen nicht verdeckten und mit ihren eher seitlich und nach oben gerichteten Lichtern für allgemeine Beleuchtung sorgten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Frankreich (neben Großbritannien) eine große Anzahl an Säulenlampen hervorgebracht hat.
Ich muss gestehen, Säulenlampen haben mich – insbesondere am Anfang meiner Sammeltätigkeit - mit ihrer Höhe und ihrer hochwertigen Ausstattung mit Marmor- oder Alabastersäulen sehr angezogen. So umfasst meine Sammlung insg. 20 französische Säulenlampen aus unterschiedlichen Säulenmaterialien (Marmor, Onyxmarmor, Serpentin, Alabaster, Glas, Porzellan, Zinkguss, Messing), die ich in den nächsten drei Sammelfotos zusammengestellt habe.
Französische Lampen mit Säulen aus Marmor
Von links: L.214 – L.062 – L.236 / L.267 – L.010 – L.281
Ich habe L.214 mit der dunkelgrünen Marmorsäule und Sockel-Platte ohne Bassin bekommen und mit einem farbig gut passenden Glasbassin mit Glasapplikationen ergänzt. Die längliche Tulpe aus Uran-Glas besticht durch die eingearbeiteten Glaseinschmelzungen.
Die Säule und Sockel-Platte von L.062 bestehen aus violett-geädertem Marmor. Das Glasbassin und der mit Schmetterlingen und Blumenzweigen schön geätzte Kugelschirm sind von Baccarat.
L.236 hat eine schön gemusterte rote Marmorsäule und ein bemaltes Glasbassin aus pink farbigem Glas. Die französische Tulpe ergänzt die Lampe farblich sehr gut passend.
L.267 ist strenggenommen keine Säulenlampe, denn der Säulenteil aus grünem, gelb geädertem Marmor ist nicht zylindrisch, sondern balusterförmig. Ich habe sie hier aufgeführt, da sie von ihrem Aufbau sehr gut mit den beiden anderen Lampen vergleichbar ist. Auch hier sind das Glasbassin und von mir ergänzte Tulpe schön bemalt.
Die relativ kleine Säulenlampe L.010 hat immerhin eine kurze Säule und eine Sockel-Platte aus rot-orange gebändertem Marmor. Das bemalte Glasbassin und die neu hergestellte Tulpe aus Polen harmonieren farblich ganz gut mit den Marmor-Elementen. Die Zinkguss-Monturen sind vernickelt.
Die letzte Lampe im obigen Foto, L.281, hat wiederum eine Marmorsäule und eine Sockel-Platte aus grünem, gelb geädertem Marmor und ein bemaltes Bassin aus grünem Glas. Die bauchige Glastulpe ist von Baccarat. Hier sind die Zinkguss-Monturen in einem dunklen Grau patiniert.
Lampen mit Säulen aus Onyxmarmor, Serpentin und Alabaster
Von links: L.033 – L.167 – L.098 – L.115 / L.296 – L.264 – L.087
Die hellcreme-farbige Säule der Lampe L.033 ist aus Onyxmarmor. Das Kristallbassin ist von Baccarat. Die große, mit Rokoko-Ornamenten geprägte Tulpe ist eine Neuproduktion aus den alten Gießformen der Wiener Glasmanufaktur S. Reich. Die Lampe ist mit einem 20‘‘‘ Bürgerbrenner von Carl Holy bestückt.
Die Lampe L.167 hat eine Säule aus grünem, rötlich gebändertem Onyxmarmor. Das Glasbassin ist schlicht, ohne Bemalung, weist aber eine leicht lüstrierende Oberfläche auf. Auch hier ist der Tulpenschirm eine neue Produktion aus Polen.
Im Gegensatz zur vorigen Lampe prunkt die Lampe L.098 mit einem imposanten Aussehen aufgrund aufwändiger Dekoration. Die Lampe besteht aus einer leider verkürzten, facettiert geschnittenen Säule aus grünem Onyxmarmor und aus zwei quadratischen Platten aus dem gleichen Material. Der Sockel ist mit Ornamentteilen aus Messingguss prunkvoll gestaltet. Die verkürzte Säule konnte ich mit anderen Messingteilen einigermaßen passend ausgleichen. Das Bassin ist von Baccarat. Die Lampe habe ich mit einem 22‘‘‘ Kaiser-Brenner von Eckel & Glinicke und mit einem großen, blauen Tulpenschirm aus vermutlich polnischer Produktion komplettiert.
L.115 ist mit einer Säule und einer runden, profiliert geschnittenen Sockel-Platte jeweils aus grünem Onyxmarmor bestückt. Diese elegante, mittelgroße Säulenlampe besticht durch das schöne Kristallbassin mit einem schönen Muster und den interessant geformten, kugeligen Tulpenschirm von Baccarat.
Die schwarze, oktogonal facettierte Säule und der quadratische Sockel der Lampe L.296 bestehen aus schwarzem Serpentin. Es ist mir geglückt, ein Glasbassin und eine Glastulpe mit identischem Ätzdekor aus unterschiedlichen Quellen zu finden und bei dieser Lampe zu vereinen.
L.264 mit der Säule und Sockel-Platte aus rötlich-grauem Alabaster hat ein typisch französisches Glasbassin und eine St. Louis-Tulpe. Die Zinkmonturen sind vernickelt. Interessanterweise sind die von Zinkteilen bedeckten Teile der Alabasteroberfläche grün gefärbt. Vermutlich waren die Alabasterteile ursprünglich mit einer grünen Farbe gefärbt, die unter den UV-Strahlen des Tageslichts mit der Zeit verblichen ist.
L.087 ist eine herrschaftliche Säulenlampe mit einem aufwändig geschnittenen Kristallbassin von Baccarat. Die rechteckig geschnittene Säule und die Sockel-Platte sind aus hellgrauem, etwas stärker transluzidem Alabaster. Die Zinkmonturen sind in einem schönen Jugendstil gegossen und golden bronziert. Die geätzte Tulpe und der zweistufige Schirmhalter kamen aus Großbritannien.
Weitere Lampen mit Säulen aus Glas, Porzellan und Metall
Von links: L.006 – L.035 – L.363 / L.103 – L.034 - L.091 – L.297
Eine von meinen ersten Lampen ist L.006, die gleichzeitig auch zu den teuersten gehört. Diese Lampe besticht durch ihre schöne Fuß/Säule-Kombination aus Clichy-Glas und ehemals vergoldeten Messingmonturen mit ihrer überreichen, barockalen Ornamentik. Das Kristallbassin ist schön von Hand geschnitten. Ich konnte die Lampe mit einem seltenen französischen Tulpenschirm aus Jugendstil-Zeit ergänzen.
Eine ähnlich imposante, seltene Lampe ist L.035 mit ihrer bemalten Porzellansäule und farblich sehr gut passender Tulpe. Das Kristallbassin ist wieder von Baccarat. Der 20‘‘‘ Agni-Brenner von Wild & Wessel ist mit einem gemarkten Agni-Zylinder bestückt.
Die Säule/Sockel-Kombination der Lampe L.363 war wohl der Lampenkörper einer ehemaligen Sinumbra-Lampe. Ich konnte daraus eine elegante Petroleumlampe kreieren, indem ich alle notwendigen Teile dazu beisteuerte. Das Bassin stammt von Baccarat. Alle Teile des Sockels und der Säule sind aus Zinkguss, von mir sorgfältig lackiert und bronziert in Anlehnung an ihre damals vergoldeten Vorgänger. Eine schlanke St. Louis-Tulpe erhöht die Eleganz der Lampe zusätzlich.
Die letzten vier Lampen sind sämtlich aus Messing. Sie besitzen jeweils unspektakuläre Säulen aus Messingblech, schräg kanneliert bzw. senkrecht gerippt. L.103 hat einen Petroleumtank aus Baccarat-Kristallglas, einen 20‘‘‘ Bürger-Brenner von Carl Holy und eine große Tulpe aus polnischer Neuproduktion. L.034 hat eine einfache Messingsäule, aber ein schönes Glasbassin aus geschnittenem, rubinrotem Kristallglas und eine nicht minder schöne St. Louis-Tulpe. L.091 hat ein schräggeripptes Kristallbassin von Baccarat, das mit dem Muster der übrigen Lampe gut harmoniert. Der Tulpenschirm ist wahrscheinlich eine spätere Produktion von Karlskrona in Schweden.
Die letzte Lampe im Foto, L.297, ist wiederum eine hochwertige Lampe aus versilbertem Messing. Die Silberschicht ist insbesondere auf der gerippten Säule etwas abgerieben. Das aufwändig geschliffene Kristallbassin ist – wen wundert’s? – wieder von Baccarat. Der Tulpenschirm in augenfälliger Farbe und Bemalung kam allerdings aus Großbritannien.