L.197
Eine weitere Ignác Fischer-Lampe aus bemalter Keramik. Ein toller Fund in Budapest als Souvenir und leider auch ein sehr teurer Spaß! Als meine Frau und ich in einem Antiquitätengeschäft in Budapest diese Lampe fanden, habe ich vor dem Kauf sehr lange gezögert, denn sie war mehrfach zerbrochen und völlig dilettantisch und erbärmlich zusammengeklebt! Der Antiquitätenhändler hatte sie ja auch erst von einem hinteren Lager herholen müssen, als ich ihn nach Petroleumlampen gefragt hatte. Die fachmännische Reparatur würde doch Unsummen verschlingen. Aber wie oft findet man eine Ignác Fischer-Lampe? Maria hat mich ermuntert, die Lampe doch zu kaufen. So kam die Lampe mit uns nach Deutschland, um von ihrem Dornröschen-Schlaf wachgeküsst zu werden.
Die Reparatur von insg. 14 zerbrochenen Teilen inkl. Übermalung war äußerst aufwändig. Dabei hat Herr Kühnel eine Meisterleistung vollbracht; man kann die Bruchstellen nur bei sehr genauem Betrachten erkennen. Der Messingring am Vasenrand war auch beschädigt und der Deckel passte nicht mehr hinein. Ich habe den Ring abgesägt und mit einem eingesetzten Messingstück erweitert.
Die Bemalung der Vase und dem Bassindeckel ist sehr typisch für Ignác Fischer. Stilisierte Blumen sind eingebettet inmitten eines flächenfüllenden, komplexen Rankengebildes. Eine ähnliche Lampe mit der gleichen Bemalung existiert auch in einer weiteren Version mit diagonal gerippter Vase.
Die Lampe war für den britischen Markt angefertigt, denn sie hatte einen Vasenring mit Bajonett-Anschluss. Bei der Reparatur kam dieser Vasenring frei. So hatte ich die Gelegenheit, einen Vasenring mit Gewinde einzusetzen, denn ich hatte einen passenden Flammscheiben-Brenner mit dem richtigen Zylinder schon zur Hand. Der 20''' Germania-Brenner ist vermutlich von Wetzchewald & Wilmes (Zuordnung durch Vergleiche in Goldberg-Katalogen). Ein mit "Germania Cylinder" gemarkter Zylinder ergänzte den Brenner sehr passend.
Eine alte Tulpe mit handbemalten Blumenmotiven in golden gerahmten Kartuschen passt dieser Lampe hervorragend.
Die Lampe ist leider sehr teuer geworden, dennoch ist sie eine prunkvolle Lampe aus der ungarischen Metropole und mit Sicherheit ein ziemlich seltenes Stück.
Lampendaten
Von mir ergänzt:
Vasenring, Brenner, Glaszylinder, Tulpenschirm und Kugelring.
Reinigung und Reparatur:
Hr. Kühnel hat die Keramikteile im Lösungsmittelbad komplett auseinander genommen, fachmännisch neu geklebt und minutiös übermalt. Ich habe den oberen Messingband der Vase repariert und einen neuen Vasenring eingekittet.
Lampenkörper:
Sockel aus ornamentalem, durchbrochenem Messingguss mit unterlegtem Messingblech, rund, auf 4 Löwenfüßen, 17x17 cm. Unter dem Fuß ein Gewicht aus Eisenguss.
Vase aus aufwändig handbemalter Keramik, signiert mit Fischer J. Budapest (mehrfach zerbrochen). Vasenrand mit Messingring abgeschlossen (verbeult).
Bassin aus Messingblech, rund, eingesteckt in der Vase. Bassin-Deckel aus handbemalter Keramik, Ø 151 mm (mehrfach zerbrochen).
Brenner:
20’’’ Germania-Brenner, vermutlich von Wetzchewald & Wilmes, Neheim.
Dochtrad gemarkt: Germaniabrenner + Krone.
Original-Flammscheibe (flache Scheibe auf Rohrstift).
Flachdocht 100 mm.
Glaszylinder:
20’’’ Flaschen-Zylinder, nach oben konisch verjüngend. Höhe 287 mm, Ø unten 63 mm.
Gemarkt: Germania Cylinder 20''' + Stern in Kreis + 2 gekreuzte Pfeile.
Schirm und Schirmhalter:
Tulpenschirm, farbloses Glas, satiniert, bemalte Blumen, goldene Rahmen und Zierlinien. Oberrand 5-fach eckig geschnitten.
Höhe 198 mm, Ø unten 85 und Bauch 173 mm.
85 mm Kugelring für 20’’’ Brenner.
Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 39,5 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 73,3 cm.
Gesamtgewicht 4560 g.