© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Meine Lampen von R. Ditmar

Wenn man von österreichischen Petroleumlampen redet, redet man hauptsächlich von den Lampen von R. Ditmar. Die große österreichische Doppelmonarchie hatte – im Gegensatz zum deutschen Kaiserreich – nur sehr wenige Lampenproduzenten. Die Lampenmanufaktur von R. Ditmar in Wien war nicht nur die größte, sondern auch die am höchsten angesehene unter den österreichischen Lampenproduzenten. Diese Firma hatte schon sehr früh den Wiener Flachbrenner entworfen, der später nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt unzählige Nachahmer fand und in Millionen von Haushalten als preisgünstige Lichtquelle benutzt wurde. Daneben hatte R. Ditmar auch qualitativ sehr hochwertige, den höchsten Ansprüchen genügende, hochpreise Lampen in seinem Angebot. Daher sind solche Lampen begehrte Sammelobjekte.

Mit Hilfe der Kataloge und durch andere Merkmale konnte ich 25 Lampen meiner Sammlung als Ditmar-Lampen identifizieren. Die meisten davon sind entweder komplette Zinkguss-Lampen oder Lampen, die ein Glasbassin über einem Sockel aus Zinkguss tragen.

Bis auf drei Ausnahmen is es mir geglückt, alle Ditmar-Lampen meiner Sammlung mit Ditmar-Brennern auszustatten. Außerdem war es mir möglich, einige Lampen mit originalen Glaszylindern von Ditmar zu bestücken. In seltenen Fällen gelang es wiederum, entweder Original-Schirme oder wenigstens dem Katalogbild sehr ähnliche Schirme zu finden.

 

Zinkguss-Lampen von R. Ditmar (Nummern in Klammern = Modell-Nr. von R. Ditmar)
Von links: L.051 (6368) – L.064 – L.084 / L.095 – L.104 – L.182 (8086)

 

Alle sechs Lampen in dieser Abbildung sind von mir in verschiedenen Farbnuancen bronziert.

L.051 ist eine eher gedrungene, mit zwei Henkeln ausgestattete Zinkguss-Lampe, die entsprechend dem Katalogbild einen 15‘‘‘ Jupiter-Brenner und einen passenden Pariser Schirm trägt. Der runde, schwarz lackierte Sockel ist aus Schiefer.

Die Lampe L.064 hat ein stellenweise identisches Dekorationsmuster wie die obige Lampe, ist allerdings ganz anders konstruiert. Hier ist die Vase aus schwarz lackiertem Zinkblech mit applizierten Medaillons aus Zinkguss. Der 15‘‘‘ Meteor-Brenner ist bestückt mit dem richtigen Meteor-Zylinder. Eine (vermutlich deutsche) Melonentulpe ergänzt die Lampe.

L.084 mit dem überschwänglichen Neo-Renaissance-Dekor war ein Erfolgsmodell. Von dieser Lampe existieren einige weitere Modelle mit kleinen Änderungen in der Verzierung von Vase und Sockel. Hier habe ich einen 20‘‘‘ Saturn-Brenner installiert. Eine fein geätzte Veritas-Tulpe krönt die Lampe.

L.095 ist eine aufwändig konstruierte Lampe aus mehreren Zinkguss- und Zinkblechteilen. Der Kosmos-Brenner darauf ist patentiert in 1877 und trägt die Bezeichnung „Ditmar Wiener-Brenner“; vermutlich ein Vorläufer des späteren Jupiter-Brenners. Der runde, profilierte Sockel ist lackierter Schiefer.

Die Lampe L.104 ist im Aufbau sehr gut vergleichbar mit der vorangegangenen Lampe. Mehrere Zinkguss- und Zinkblechteile, kombiniert mit dem Schiefersockel, bilden auch diese Lampe. Auch hier ist der Brenner der seltene Ditmar Wiener-Brenner von 1877. Die geätzte Tulpe ist von St. Louis.

Die letzte Lampe im Foto, L.182, ist vermutlich etwas älter. Hier tragen drei Greife die sehr aufwändig konstruierte Vase. Ein 15‘‘‘ Sonnenbrenner und ein Original-Kugelschirm von R. Ditmar krönen die Lampe. Hier ist der Sockel aus einer dreieckigen Schiefer-Platte angefertigt.

 

Weitere Zinkguss-Lampen in der Sammlung
Von links: L.196 (4828) – L.202 (6780) – L.204 / L.150 – L.060 (8623) – L.262 (6111)

 

Die kleinere Lampe L.196 trägt einen 11‘‘‘ Flachbrenner von R. Ditmar und einen hellgrünen Vesta-Schirm von Schreiber & Neffen. Die Bronzierung der Zinkguss-Teile ist noch sehr gut erhalten.

Ebenfalls die Original-Bronzierung in Kupferton weist die Lampe L.202 auf. Ich musste sie lediglich mit Stahlwolle reinigen. Dem Katalogbild entsprechend habe ich diese Lampe mit einem 15‘‘‘ Sonnenbrenner ausgestattet. Eine farblich gut passende, fein geätzte britische Tulpe kam hinzu.

Die große, prachtvolle Lampe L.204, ein tolles Fundstück aus Süditalien, ist vermutlich von R. Ditmar, da die Frauenfigur im Säulenteil von R. Ditmar stammt. Hier sind ein Flammscheiben-Brenner von Schwintzer & Gräff und eine große, längliche, seltene Tulpe am Platz. Die Lampe ist von mir bronziert.

L.150 mit der schlanken, konischen Form und mit dem Götterboten Hermes als Dekorationselement war zunächst bei den Lampen mit unbekannter Herkunft, denn ich hatte keinen unmissverständlichen Hinweis auf Ditmar. Seitdem diese Lampe bei eBay Großbritannien mit dem typischen, verzierten Vasenring von Ditmar angeboten wird, bekam ich die Sicherheit über ihre Herkunft. Ein 20‘‘‘ Adler-Brenner von K&T tut hier Dienst.

L.060 stellt eine halbentblößte junge Frau in vierfacher Ausfertigung zur Schau (ein früher Vorläufer der einschlägigen Männer-Magazine?). Hier tut ein 15‘‘‘ Flachdocht-Sonnenbrenner von Gebr. Brünner (nicht der Sonnenbrenner von R. Ditmar) ihren Dienst, unterstützt von einem Glaszylinder gleicher Marke. Bronzierung ebenfalls von mir.

Die Lampe L.262 ist eine etwas frühere Zinkguss-Lampe in eigenwilliger Form. Hier tragen drei Löwentatzen die gedrungene Lampe. Der dreieckige Sockel ist wiederum aus lackiertem Schiefer. Mir ist es gelungen, den konischen Vesta-Schirm der Katalog-Abbildung auch hier zu realisieren. Die Kupfer-Bronzierung ist mein Werk.

 

Zinkguss-Lampen mit einem Glasbassin
Von links: L.184 (6177) – L.250 (6540) – L.349 (5581 und 6730) – L.353 (6392) / L.136 (6539) – L.198 (6975) – L.206 (6948) – L.142 (11767)

 

Die relativ schlichte Lampe L.184 ist im Katalog mit einem anderen, facettiert geschnittenen Bassin abgebildet. Das Glasbassin hier ist allerdings auch von R. Ditmar. Ein 15‘‘‘ Jupiter-Brenner und ein Pariser Schirm vervollständigen die Lampe.

Die Lampe L.250 sieht ebenfalls ziemlich einfach aus. Der Brenner daran ist allerdings eine Rarität: er ist ein 15‘‘‘ Patent-Saugdocht-Rundbrenner, der – völlig analog zum Sonnenbrenner – mit einem Brenn- und einem Saugdocht ausgestattet ist. Das facettiert geschnittene Kristallbassin und der Schirmreif sind ebenfalls originale Teile von Ditmar.

L.349 scheint ein Erfolgsmodell gewesen zu sein, denn sie kommt in zwei Ditmar-Katalogen von 1869 und 1897 vor, jeweils mit unterschiedlichen Modell-Nummern. Hier ist ein seltener 10‘‘‘ Splendidus-Brenner mit seinem ebenso gemarkten Zylinder am Werk. Die Cranberry-Tulpe ist aus Großbritannien.

Die dreieckig entworfene L.353 dürfte auch ziemlich alt sein, wenn man ihre Gestalt in Betracht zieht; sie kommt jedoch trotzdem im Katalog von 1897 vor. Gemäß ihrer ursprünglichen Silberfarbe habe ich sie passend bronziert. Der Brenner ist ein 6‘‘‘ Jupiter-Brenner.

L.136 hat einen vernickelten Fuß aus Zinkguss und ein Glasbassin in Bernsteinfarbe. Der mitgelieferte Vesta-Schirm mit Rosa-Grundfarbe passt farblich nicht gut zur Lampe, bleibt aber mangels anderer Alternativen dran. Der Brenner ist ein 5‘‘‘ Flachbrenner.

Die komplett erhaltene Lampe L.198 ist ein Fundstück in Salzburg. Sie ist mit einem 8‘‘‘ Flachbrenner aus Ungarn und einem schön bemalten Vesta-Schirm bestückt. Der Zylinder mit dem großen Kugelbauch dürfte eine nachträgliche Ergänzung sein.

L.206 weicht mit ihrer außergewöhnlichen Konstruktion ziemlich von den anderen Lampen ab. Hier ist das Glasbassin in einem prunkvollen Zinkguss-Rahmen eingelassen. 15‘‘‘ Jupiter-Brenner und ein alter Kugelschirm für Modérateur-Lampen sind weitere Bestandteile der Lampe.

Die Lampe L.142 ist wohl späteren Datums; sie ist abgebildet im Katalog von 1926, also in der Art Déco-Zeit. Die Bronzierung des Sockels ist bestens erhalten. Der 15‘‘‘ Präsident-Brenner kam mit der Lampe. Das geschnittene Kristallbassin ist ebenfalls von Ditmar.

 

Majolika- und Metall-Lampen
Von links: L.324 (6854) – L.260 (8393) / L.327 – L.002 (8981) – L.012 (4863)

 

Die Majolika-Lampe L.324 ist vorne mit einem Storch und hinten mit Wiesenblumen bemalt. Der aufwändig dekorierte Sockel ist aus Zinkguss. Ich habe eine etwas kugelige, fein geätzte Tulpe aus Frankreich auf dem 15‘‘‘ Sonnenbrenner aufgesetzt.

L.260 kam zu mir völlig verrostet und verkrustet, teilweise mit grünem Kupfercarbonat überzogen, aus einem feuchten Keller eines österreichischen Jagdschlosses (Angabe der Verkäuferin). Ich habe diese Lampe vollständig auseinander genommen und mit tagelanger Arbeit gereinigt und restauriert. Ein 18‘‘‘ Sonnenbrenner und eine Baccarat-Tulpe mit passendem Drachenmotiv haben die Lampe sehr stilgerecht vervollständigt.

Die kleine Lampe L.327 konnte ich erst durch eine sehr charakteristische Unterlegscheibe als eine Ditmar-Lampe identifizieren. Diese Lampe trägt einen selten anzutreffenden Ditmar-Brenner mit getrennten Saug- und Brenndochten: 8''' oder 11''' Patent-Saugdocht-Rundbrenner (die Größe ist nicht sicher identifizierbar). Der kleine Lithophanie-Schirm zeigt 4 Genre-Szenen des spanischen Barock-Malers Murillo.

Die Favorit-Lampe L.002 aus vernickeltem Messingblech scheint ein Erfolgsmodell gewesen zu sein; sie ist unverändert in den Katalogen von 1897 bis 1926 abgebildet. Es ist mir gelungen, einen Vesta-Schirm zu finden, der dem Katalogbild recht ähnlich aussieht.

L.012 ist eine stilistisch reine, auf wenige Stilelemente reduzierte Jugendstil-Lampe aus Kupfer und Messing, die selten anzutreffen ist. Die Tulpe habe ich aufgrund der identischen Farbgebung ausgewählt, obwohl ein Kugelschirm stilistisch vielleicht besser geeignet wäre. Der 15‘‘‘ Sonnenbrenner kam mit der Lampe.