© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.275

Eine sehr seltene Keramik-Lampe von der ungarischen Keramikmanufaktur Ignác Fischer in einer recht ungewöhnlichen Kalebassen-Form und mit einem prächtigen Sockel aus sehr aufwändig gestaltetem Messingguss. Herstellung vermutlich um 1885-1895.

Die Lampe besticht mit ihrer herrschaftlichen Gestaltung. Insbesondere der Sockel aus Messingguss ist der aufwändigste und hochwertigste in meiner gesamten Sammlung. Er muss von einer wahrlich meisterlichen Gießwerkstatt stammen. Aber der Bassindeckel ist leider nicht original (darauf hatte auch der ehrliche Verkäufer schon hingewiesen). Der Deckel ist aus Zinkguss mit Jugendstil-Ornamentik. Der Original-Deckel war entweder aus passend bemalter Keramik oder aus dem Sockel passend gestaltetem Messingguss. Mehr noch: Anstatt eines üblichen Glasbassins war eine abgesägte Flaschenhälfte unter dem Deckel angebracht. Das improvisierte Glasbassin habe ich entsorgt und mit einem richtigen Bassin, herausgelöst von einem Majolika-Lampendeckel, ersetzt.

Die Vase hat eine recht außergewöhnliche Form: Ein runder Unterteil ist kombiniert mit einem etwas länglichen und breiteren Oberteil; der Übergang ist dekoriert mit drei kleinen Henkeln. Außerdem gibt es insg. 6 perforierte Aufsätze. Auch die Bemalung (stilisierte Blumen in kräftigen Tönen) ist augenfällig. Leider ist ein Teil der goldenen Zierlinien abgerieben. Die Vase hatte oben einen Haarriss, den ich bei Herrn Kühnel reparieren ließ, so dass er jetzt von außen gar nicht zu sehen ist. Unter der Vase gemarkt: Fischer I. Budapest (Stempeldruck in Blau, Unterglasur) + Fischer J. Budapest (gedrückt, ohne Farbe) + 915 (gedrückt, ohne Farbe) + Papieretikett mit: Des.No.584  Fac.No.915.

Der Bassin-Deckel aus Zinkguss passte nicht exakt in die Vase; er war ca. 1 mm zu breit. Ich habe den Überstand fein abgeschliffen, bis der Deckel genau passend war. Den Deckel habe ich anschließend grundiert und mit Messing-Wachs bronziert.

Die Lampe habe ich komplettiert mit einem 20''' Flammscheiben-Brenner von Hugo Schneider (Exportware nach Frankreich) und mit dem passenden Matador-Zylinder. Der britische Kugelschirm passt von der Größe gut zu der Lampe.

Trotz des nicht kompletten Zustandes (wegen Bassin-Deckel) ist diese Lampe ein außergewöhnliches und herausragendes Exemplar meiner Sammlung.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Glasbassin, Brenner, Glaszylinder, Kugelschirm und Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Bassin-Deckel am Rand etwas abgeschliffen und neu bronziert. Passendes Ersatz-Glasbassin unter dem Deckel eingekittet. Hr. Kühnel hat den Haarriss geklebt und übermalt.

Lampenkörper:
Prachtvoller Sockel aus ornamentalem, mehrfach durchbrochenem Messingguss auf 4 Füßen, 20 x 20 cm, Ø 272 mm.
Keramik-Vase mit 6 aufgesetzten Medaillons in Durchbruch-Technik sowie 3 kleinen Henkeln; polychrome Bemalung von stilisierten Blumen; goldene Zierlinien stellenweise abgerieben. Ø 170 mm (ohne Aufsätze). In der Vase ein Zusatzbehälter aus Messingblech. Vase oben mit einem verzierten Messingring abgeschlossen.
Ersatz-Glasbassin aus klarem Glas. Bassindeckel aus bronziertem Zinkguss (nicht original), Ø 140 mm. Bassin lose eingesteckt in der Vase.

Brenner:
20’’’ Hugo-Brenner von Hugo Schneider, Leipzig, mit Galerie-Heber, für den französischen Händler Robert & Vilette, Paris und Bordeaux.
Dochtrad gemarkt: R.V. Lumière Importé de Saxe + Anker. Schwarze Glaseinlage.
Dochtrad-Ring gemarkt: 20''' Bec Lumière.
Flammscheibe vom Typ Hut-auf-Siebrohr.
Flachdocht 87 mm.

Glaszylinder:
20’’’ Matador-Zylinder. Höhe 286 mm, Ø unten 64 mm.
Gemarkt: Cristal de Bohême - Importe de Tchecoslovaquie - 20''' Matador + Sonne in ovalem Kreis.

Schirm und Schirmhalter:
Britischer Kugelschirm, farbloses Glas, transparent, teilsatiniert, flachgeätzte Blumenmotive (5-fach wiederholend), optisch vertikal gerippt.
Höhe 182 mm, Ø unten 102 und Bauch 196 mm.
100 mm Kugelring für 20’’’ Brenner.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 42,6 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 74,7 cm.
Gesamtgewicht 5180 g.