© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Lampen vorwiegend aus Glas und Metall

Glas spielte auch eine wichtige Rolle in der deutschen Lampenindustrie, wenn es darum ging, Lampenvasen bzw. komplette Lampen aus Glas herzustellen. Neben den aufwändig bemalten Glaslampen mit ihren eingesteckten, ebenfalls bemalten Glasbassins, gab es eine sehr große Anzahl von Glaslampen, deren Bassins aus anders gefärbtem Glas auf den übrigen Lampenkörper aus weißem Opalglas fest angeschmolzen wurden.

Neben dem dominierenden Zinkguss haben andere Metalle eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Messingguss war wesentlich teurer in der Herstellung als Zinkguss, hatte aber den Vorteil, dass man die damit hergestellten Lampenteile nicht nachträglich bronzieren musste. Eine große Anzahl von Jugendstil-Lampen wurde aus Messing produziert. Eine zeittypische Besonderheit waren die Lampen, die als Kombination von zwei unterschiedlich gefärbten Metallen entstanden. Kupfer wurde gerne mit Messing, aber auch mit schwarz lackiertem Schmiedeeisen kombiniert.

 

Einige Glaslampen in der Sammlung
Von links: L.231 – L.052 – L.208 – L.313 / L.009 – L.074 (Stobwasser) – L.053 – L.339

Manche Glaslampen aus deutscher Produktion sind ähnlich zu Porzellanlampen aufwändig bemalt. Insbesondere in den Zeiten des Klassizismus bis ca. 1875 sind fein bemalte Glaslampen entstanden. Drei solche Lampen sind in der linken Hälfte des obigen Fotos abgebildet.

Die pokalförmige Lampe L.231 aus sog. „Alabasterglas“ ist mit feinen Blumengirlanden bemalt. Die Lampe könnte sogar von Wild & Wessel stammen, da der installierte Kosmos-Brenner von W&W ist. Eine deutsche Tulpe in Walzenform ist hier eingesetzt.

L.052 hat auch eine konische Pokalform aus weißem Milchglas, das vorne mit einem Blumenstrauß bemalt ist. Auch hier ist der installierte Brenner von W&W. Der schöne Kugelschirm mit gravierten Blumen-Dekorationen dürfte recht alt sein, da diese Art von Verzierung auch bei den viel älteren Schirmen für Sinumbra- oder Solarlampen vorkommt.

L.208 hat eine sehr vergleichbare Konstruktion zu den anderen Lampen im Foto, mit dem Unterschied, dass das Glasbassin jetzt fest in der Glasvase sitzt. Daher ist es nicht abnehmbar. Der Kosmos-Brenner ist ebenfalls von W&W, aber für Stübgen in Erfurt hergestellt. Die konisch geformte Tulpe ist aus Frankreich.

Die vierte, feine Glaslampe, L.313, ist aus Opalglas. Die Vase ist mit pastosen Emailfarben in Blau und Weiß bemalt. Zwei goldene Zierhenkel tragen zur Schönheit der Lampe bei. Der Brenner ist ein sehr seltener, früher Kosmos-Brenner von Schwintzer & Gräff mit Löschfunktion mit einem einmaligen Federmechanismus.

In der rechten Hälfte im Foto sind neben der hoch-eleganten Stobwasser-Lampe spätere, einfachere, doch sehr zeittypische deutsche Glaslampen abgebildet. L.009 besteht aus einem schwarzen Glasfuß und einem Bassin aus hell-gelbgrünem Uranglas. Die beiden letzten Lampen, L.053 und L.339, sind ebenfalls aus unterschiedlich gefärbten Sockel- und Bassinteilen zusammengesetzt. Alle drei Lampen sind mit bemalten Vesta-Schirmen des Jugendstils bestückt.

Die elegante Lampe L.074 aus bemaltem Glas und mit Messingmonturen ist vom ältesten Berliner Lampenproduzenten Stobwasser. Ein hochgeschätzter Sammlerfreund hat die gleiche Lampe komplett mit dem Originalschirm. Ich habe den fehlenden Schirm mit einer französischen Tulpe ergänzt. Der 20‘‘‘ Prometheus-Brenner von Stobwasser komplettiert die Lampe.

 

Lampen aus Messing in der Sammlung
Von links: L.092 – L.096 – L.333 (Triumph-Lampe, Ehrich & Graetz) / L.209 (Kleemann) – L.343 – L.326

 

Die ersten zwei Lampen sind typische Metall-Lampen des deutschen Jugendstils. Ihre Herkunft aus Deutschland leite ich davon ab, dass sie deutsche Brenner und Zylinder tragen. Ihre Formensprache und Zierdekorationen könnten aber auch österreichisch sein. L.092 hat einen 20‘‘‘ Champion-Brenner von Jacob Hirschhorn. L.096 besitzt einen 20‘‘‘ Auto-Brenner von Gebr. Wolff in Neheim; und interessanterweise ist auch der Glaszylinder mit einem Oldtimer-Auto gemarkt. Diese Lampe ist wohl eine Reverenz an der gerade aufkommenden Auto-Industrie in Deutschland.

L.333 scheint im ersten Blick eine langweilige, allgegenwärtige Messinglampe zu sein, aber der Schein trügt. Diese Lampe ist eine seltene Tischlampen-Version der damals ziemlich verbreiteten Triumph-Lampen von Ehrich & Graetz, die vorwiegend als Hängelampen verwendet wurden und daher auch nicht über ein herkömmliches Dochtrad, sondern eine spezielle Vorrichtung zur Regulierung der Flammenhöhe mittels nach unten hängender Schnüre verfügten. Diese seltene Tischlampe weist auch diese Vorrichtung auf, aber jetzt kann man das senkrecht angebrachte Dochtrad mit der Hand bedienen. Ich konnte diese Lampe mit einem ganz komplett erhaltenen 20‘‘‘ Triumph-Brenner (inkl. der fast immer verloren gegangenen, speziellen Flammscheibe) und dem passenden Triumph-Zylinder bestücken.

Eine weitere, elegante Lampe in reinem Jugendstil ist L.209. Diese Lampe trägt einen konischen Glasschirm von C.A. Kleemann, eingebettet in einer Messingmontierung. Ein seltener 15‘‘‘ Rex-Brenner von Ehrich & Graetz kam mit der Lampe. Die Kombination des Lampenkörpers aus Kupfer mit den Messingmonturen verleiht dieser Lampe ein selten anzutreffendes Aussehen.

Die Lampe L.343 in ausgesprochen reinrassigem Jugendstil ist designmäßig recht auffällig. Nicht nur die elegante Formung der Henkel, die gleichzeitig auch den Schirmreif tragen, sondern auch der Metallschirm aus gehämmertem Messing mit augenfälligen Glaseinsätzen machen diese Lampe zu einer Jugendstil-Ikone. Die Lampe war mit einem Reform-Kosmos-Brenner von Bünte & Remmler bestückt.

Die Messinglampe L.326 ist nicht minder reizvoll in meinen Augen trotz der zurückhaltenden Formensprache, denn sie markiert den Übergang von Jugendstil- zu Art Déco-Zeit. Diese Lampe habe ich mit einem Weißlicht-Brenner von K&T und mit einer schlichteren, geschnittenen Tulpe bestückt, die meines Erachtens gut zur Lampe passt.

 

Weitere deutsche Lampen in der Sammlung
Von links: L.251 – L.300 und L.075 (beide von Stobwasser) / L.111 (Kleemann) / L.148 (Kindermann) / L.162 (K&T) / L.273 (Schubert & Sorge)

 

In einem letzten Foto stelle ich 7 weitere deutsche Lampen zusammen, die aus unterschiedlichen Materialien aufgebaut sind.

L.251 ist ein schönes Beispiel für Lampen, die aus Kupfer und schwarz lackiertem Schmiedeeisen bestehen. Diese Kombination war wohl eine Trendmode um 1890-1900. Auch renommierte Lampenhersteller wie W&W hatten Lampen mit sehr ähnlichem Aussehen in ihrem Angebot. Diese Lampe bekam eine grün gefärbte französische Tulpe mit passendem Kontrast zur Lampe.

Die äußerst außergewöhnliche Skulpturenlampe L.300 der altehrwürdigen Berliner Lampenmanufaktur Stobwasser ist aus mehreren Gusseisenteilen aufwändig zusammengebaut. Hier stehen zwei Marinesoldaten in einem stilisierten Boot, das wiederum auf einem aufgewühlten Meer platziert ist. Diese Lampe ist bestückt mit einem 20‘‘‘ Matador-Brenner von E&G und einem britischen Tulpenschirm.

Die äußerst elegante Säulenlampe L.075 ist ebenfalls von Stobwasser. Diese Lampe mit ihrer sehr aufwändig konstruierten und ebenfalls überschwänglich dekorierten Sockel/Säule-Kombination konnte wohl nur von sehr wohlhabenden Leuten erworben werden. Ein hochwertiger 20‘‘‘ Elite-Brenner von Carl Holy und eine fein bemalte Glastulpe haben die Lampe vervollständigt.

In der rechten Hälfte des Fotos habe ich drei deutsche Klavierlampen und eine mächtige, ausladende Hängelampe mit Fächerschirm in Einzelfotos abgebildet. Diese Lampentypen beschreibe ich im Kapitel Andere Haushaltslampen.

Die Klavierlampe L.111 von Kleemann hat den typischen Kartonschirm mit Komponisten-Porträts. Diese Schirme waren damals sehr  bevorzugt, weil sie sehr leicht waren und außerdem auch sehr preisgünstig. Sie haben aber die Zeit nicht überstanden. Ich habe den Schirm aus den Vorlagen eines Sammlerfreundes selbst gebastelt.

Die nächste Klavierlampe L.148 ist von C.F. Kindermann. Auch hier ist der Schirm meine eigene Konstruktion. Er besteht aus einem flachen Glasschirm mit einer Krone aus durchbrochenem Messingblech und einer gehäkelten Bordüre. Damit bekommt diese Lampe Unikat-Charakter.

Die Klavierlampe L.162 in der unteren Reihe ist von Kästner & Töbelmann. Diese Lampe in einem markanten Jugendstil-Design hat von mir einen bemalten Vesta-Schirm aus den USA bekommen.

Die letzte Lampe im Bild, L.273, ist eine große Hängelampe von Schubert & Sorge aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Die Lampe besitzt einen mächtigen Fächerschirm aus 10 Glasplatten und einen 30‘‘‘ Blitz-Brenner von Fr. Hoffmann.