© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Lampen vorwiegend aus Majolika und Porzellan

Nach den Zinkguss-Lampen waren Lampen aus Majolika die größte und wichtigste Gruppe. Insbesondere in der Jugendstil-Ära gab es eine enorme Anzahl handbemalter Majolika-Lampen, sowohl als Tisch- als auch als Hängelampen. Majolika als Steingut avancierte schnell zu einem Paradepferd der deutschen Keramikindustrie, da sie bei niedrigeren Temperaturen gebrannt werden konnte und demzufolge preisgünstiger war im Vergleich zu Porzellan.

Neben Majolika war auch die Porzellanproduktion traditionell wichtig. Allen voran brachte die erste europäische Porzellan-Manufaktur Meißen eine große Anzahl von Porzellanlampen, sehr oft mit dem extrem beliebten Zwiebelmuster, auf den Markt. Heute sind solche Lampen gesuchte, hochpreisige Antiquitäten. Aber auch andere Porzellanhersteller wie KPM in Berlin, Schierholz und Sitzendorf in Thüringen, Carl Thieme in Sachsen haben die deutschen Porzellanlampen in die Welt hinaus getragen.

 

Einige Lampen mit Majolika-Körpern bzw. Zinkguss-Sockeln
Von links: L.016 – L.201 (beide von Kretzschmar & Bösenberg in Dresden) – L.199 / L.017 – L.221 – L.211

 

Die schöne Majolika-Lampe L.016 trägt die Signatur von Kretzschmar & Bösenberg in Dresden unter dem Sockel. Auch der Brenner ist original von diesem Hersteller. Die Lampe L.201 ist wohl ebenfalls von diesem Produzenten, da sie den gleichen Brenner hat und aus Dresden angeboten wurde. Die Vase dieser Lampe ist allerdings aus bemaltem Glas. Beide Lampen haben schöne, in Farbe und Stil gut angepasste Vesta-Schirme.

Die größere, schwere Lampe L.199 prunkt mit einer mächtigen Steingut-Vase, die mit zwei unterschiedlichen Landschaftsbildern in reinem Jugendstil bemalt ist. Die Lampe wurde wohl aus unterschiedlichen Teilen zusammengebaut, denn sowohl das Bassin als auch der Vasenverbinder zum Sockel sind mit der Vase verklebt. Die Tulpe aus grünem Glas ist neuerer Herstellung (entweder aus Großbritannien oder aus Australien).

Die Lampe L.017 hat eine Majolika-Vase, deren Bemalung mit stilistischen Blumen bei vielen Lampen deutscher (und auch österreichischer) Manufakturen vorkommt. Diese Bemalung war wohl in einer Zeitspanne (vermutlich ca. 1900-1910) sehr en vogue. Die Zuordnung zu Deutschland war mit Hilfe des eingebauten Brenners möglich. Auch hier konnte ich einen gut passenden, bemalten Vesta-Schirm einsetzen.

Die interessante Lampe L.221 mit zwei Drachen als Handhaben/Henkel hat eine handbemalte Keramikvase von Franz Anton Mehlem in Bonn. Diese Lampe habe ich in einem Antik-Markt ohne den dazugehörigen Petroleumtank entdeckt. Alle fehlenden Teile (Petroleumtank, Brenner usw.) wurden von mir ergänzt. Der Brenner ist ein 18‘‘‘ Sonnenbrenner von R. Ditmar und die Glastulpe ist von Vianne.

Die gefällige Majolika-Lampe L.211 mit stilisiert bemalten Tulpen war ein eBay-Angebot aus Marburg, wo ich Chemie studiert habe. Daher musste ich diese Lampe unbedingt kaufen. Der bemalte Vesta-Schirm ist dem Stil der Lampe sehr gut passend.

 

Einige Majolika- und Porzellan-Lampen der Sammlung
Von links: L.037 (K&T) – L.229 (Kindermann) – L.159 / L.217 (Porzellanmanufaktur Sitzendorf) – L.065 – L.330 (Porzellanmanufaktur Kalk)

 

L.037 des deutschen Produzenten Kästner & Töbelmann mit ihrem markanten Jugendstil-Design taucht sowohl in K&T-Katalogen als auch in den Katalogen von Lámpa-Gyár aus Budapest auf. Der bemalte Vesta-Schirm ist aus der gleichen Zeitepoche.

Die L.229 ist eine recht große, bunt bemalte Lampe von C.F. Kindermann (Keramikvase unten signiert) mit einem ebenso bunt bemalten Pariser Schirm. Hier habe ich dann einen 20‘‘‘ Columbus-Brenner von Kindermann inkl. Columbus-Zylinder installiert.

Eine weitere Majolika-Lampe ist L.159 mit ihrer schönen Bemalung mit Blumen und Schmetterlingen. Der türkisfarbene Vesta-Schirm ist vermutlich neuerer Herstellung. Er gefällt meiner Frau sehr und bleibt daher auf der Lampe.

Auf der rechten Fotohälfte im obigen Foto habe ich drei Lampen zusammengestellt, die allesamt meine eigenen Entwürfe sind. Sie sind also in dieser Gestalt selbstgebaute Unikate. Die zwei kleinen, L.217 und L.330, sind als Petroleumlampen umgebaute Kerzenständer aus Porzellan. L.217 basiert auf einem sammelwürdigen Kerzenständer der Porzellan-Manufaktur Sitzendorf in Thüringen, während bei L.330 ein Kerzenständer aus Biskuit-Porzellan der ebenfalls in Thüringen beheimateten Porzellan-Manufaktur Kalk verwendet wurde.

Die größere Porzellanlampe L.065 ist vollständig mein Entwurf. Die verwaiste Lampenvase aus Porzellan haben meine Frau und ich in einem nahegelegenen Auktionshaus entdeckt. Die Vase mit dem wunderschönen Fries aus handbemalten, plastisch dargestellten Knaben war wohl in einer thüringischen Manufaktur (beispielsweise Volkstedt) im italienischen Capodimonte-Stil hergestellt. Alle übrigen Teile der Lampe musste ich aus passenden Einzelstücken selbst konstruieren. Der neue Vesta-Schirm mit den Blumengirlanden ist von der Berliner Porzellanmalerin Ingrid Henze bemalt und signiert.

 

Weitere Porzellan-Lampen in der Sammlung
Von links: L.172 (Carl Thieme) – L.323 (Meißen) – L.344 (Carl Thieme) / L.253 (Schierholz Plaue) – L.274 (vermutlich Stobwasser) – L.255 (Schierholz Plaue)

 

Deutschland war auch das Land der Porzellan-Produktion. Daher ist es anzunehmen, dass es eine große Anzahl von Porzellanlampen aus deutscher Produktion, insbesondere im hochpreisigen Segment, existierte. Ein Großteil davon ist wahrscheinlich im Bombenhagel des zweiten Weltkrieges verlorengegangen.

Seit der Erfindung des europäischen Hartporzellans in Sachsen besteht die Meißener Manufaktur ununterbrochen bis heute. Die handbemalten Porzellane von Meißen sind weltberühmt. Wenn doch eine Porzellanlampe von Meißen angeboten wird, ist der Preis (Adel verpflichtet!) in schwindelerregender Höhe. Die allermeisten Porzellanlampen von Meißen tragen das obligatorische Zwiebelmuster in Unterglasur-Blau. Andere, mit mehrfarbigen Blumen bemalte Lampen sind extrem selten. Mir ist es geglückt, eine Meißen-Lampe zu erwerben. L.323 trägt einen 20‘‘‘ Gold-Brenner von Schwintzer & Gräff und einen Kugelschirm von St. Louis.

Zwei weitere Porzellanlampen haben Bodenmarken von Carl Thieme in Potschappel nähe Dresden. L.172 ist eine außergewöhnliche Handlampe mit einer quadratischen, an vier Seiten bemalten Porzellanvase in einem Messinggestell. Auch der dazugehörige, fein bemalte Glasschirm weist eine außergewöhnliche Form auf. L.344 ist eine zierliche Säulenlampe aus bemaltem Porzellan, die wohl nach USA exportiert wurde (die Lampe bekam ich aus den USA, mit einem recht großen amerikanischen Brenner und Zylinder). Nach der Rückführung zu einer rein deutschen Lampe gelang es mir, einen wunderschönen, handkolorierten Lithophanie-Schirm von Schierholz dazu zu erwerben.

L.253 und L.255 sind zwei Porzellanlampen der thüringischen Manufaktur Schierholz, deren markante Formensprache (2 oder 3 kleine Putti einen größeren Korb tragend, der gleichzeitig der Petroleumtank ist) für einen Exporterfolg sorgte. Beide Lampen waren wohl für Großbritannien bestimmt, denn die dazugehörigen Kosmos-Brenner von Wild & Wessel tragen die Inschrift „Made in Germany“.

Die mittlere Lampe, L.274 aus bemaltem Porzellan, könnte von Stobwasser stammen, denn sie war komplett mit 14‘‘‘ Victoria-Brenner von Stobwasser und dem richtigen Knick-Zylinder, ebenfalls gemarkt mit Stobwasser-Logo, geliefert. Die Lampe ist bestückt mit einem fein geätzten Kugelschirm.