© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Lampen vorwiegend aus Zinkguss

Wie oft erwähnt, war Zinkguss das bevorzugte Lampenmaterial der deutschen Lampenindustrie vom Historismus bis zum Jugendstil. In den 4-5 Jahrzehnten ab ca. 1865/1870 bis 1910/1915, also in den produktivsten Zeiten der Lampenproduktion in Deutschland, spielten die Lampen aus Zinkguss (entweder komplett oder teilweise) eine Vorreiterrolle sowohl bezüglich der Produktionszahlen als auch im Hinblick auf Formen- und Dekorentfaltung.    

 

Einige deutsche Lampen aus Zinkguss in meiner Sammlung
Von links: L.001 – L.345 – L.272 – L.086 / L.007 – L.207 – L.258 (alle drei von K&T) – L.347

 

Die schlichte Lampe L.001 aus einem einfachen Zinkguss-Sockel und geschliffenem Kristallbassin ist meine allererste Lampe, die ich in den 1990’er Jahren in Frankfurt gekauft habe. Damals war das Sammeln von Lampen überhaupt nicht in meinem Fokus. Der Fuß mit dem einfachen Jugendstil-Dekor hatte mich angezogen.

Die hochgeschossene Zinkguss-Lampe L.345 in Flötenpokalform ist wohl eine gewisse Berühmtheit, denn von dieser Lampe existieren auch Porzellan-Exemplare, ausgeführt von der berühmten Berliner Porzellan-Manufaktur KPM. Mein Zinkguss-Exemplar trägt einen 14‘‘‘ Kosmos-Brenner von Stobwasser.

Die hochfein ziselierte Zinkguss-Lampe L.272 ist ganz eindeutig in 1888 produziert worden, denn sie trägt die Porträts zweier deutscher Kaiser, von Wilhelm I. und seinem Sohn Friedrich III. In 1888 starb der erste Kaiser des neu gegründeten deutschen Reichs und sein Sohn folgte ihm auf den Thron. Meine Lampe ist wohl gerade in dieser Periode entstanden. Das Jahr 1888 heißt auch das „Drei-Kaiser-Jahr“, denn dem 1888 gekrönten zweiten Kaiser Friedrich III. war leider keine lange Herrschaft vergönnt; er starb noch im selben Jahr aufgrund seiner Krebserkrankung, und sein Sohn kam auf den Thron als Wilhelm II. Es gibt auch tatsächlich Lampen, die alle drei Kaiser abbilden.

Die Lampe L.086 mit den schönen Puttenmedaillons auf der Vase gibt einiges Rätsel auf, denn das Bassin ist eindeutig gekennzeichnet als „Intensiv-Clara-Lampe“ (Lampen von Albert Riegermann aus Wuppertal mit zentralem Luftzug), aber selbst keine Luftzugslampe ist. Vermutlich hat man diese Lampe irgendwann zu einer normalen Lampe ohne zentralen Luftzug umgestaltet. Die stilistisch gut passende Glastulpe ist aus Großbritannien.

Ein weiterer, sehr renommierter deutscher Lampenproduzent war Kästner & Töbelmann aus Erfurt. Die Lampen von K&T sind nicht irgendwie gekennzeichnet, aber mittels der vorhandenen Kataloge kann man sie trotzdem identifizieren. Eine in meinen Augen sehr schöne, frühe K&T-Lampe ist L.207 aus wunderschön modelliertem Zinkguss. Diese einmalige figürliche Lampe stellt den Überlebenskampf zwischen einem Adler und einer Schlange dar und ist abgebildet in einem frühen K&T-Katalog von 1884. Die schöne Glastulpe ist aus Großbritannien.

Zwei weitere K&T-Lampen aus Jugendstil-Zeit kann man aufgrund ihres Sockeldesigns identifizieren. L.007 ist mit einem seltenen Sockel/Säule-Kombination aus Zinkguss und Pressglas und mit einem bemalten Vesta-Schirm bestückt. L.258 hat ein schön bemaltes Glasbassin und ebenfalls einen handbemalten Vesta-Schirm. Die Sockel/Säule-kombination besteht hier aus Alabaster- und Zinkguss-Teilen.

Die schlichtere L.347 in Pokalform ist der Lampe L.345 recht ähnlich gebaut; allerdings besteht hier der Sockel nicht aus Serpentin, sondern aus schwarz lackiertem Gips. Die runden Henkel sind mein eigener Entwurf. Die invers-gefärbte Tulpe ist aus Großbritannien.

 

Weitere Zinkguss-Lampen in der Sammlung
Von links: L.259 – L.287 – L.351 / L.256 – L.183 – L.362 (Koeppen & Wenke) – L.014

 

L.259 mit dem schön geformten und geschnittenen Kristallbassin ist mit einem seltenen Hugo Schneider-Brenner mit Heber und Löscher bestückt.

Die große, herrschaftlich anmutende L.287 hat einen imposanten Fuß aus grün-patiniertem Zinkguss und eine große Glasvase aus schwarzem, akkurat facettiert geschnittenem Glas in Pokalform. Eine aus reinem Zinkguss bestehende Version dieser Lampe ist in einem britischen Katalog von 1875 abgebildet. Die aufwändige, kostspielige Bauweise und bestimmte Gestaltungselemente weisen auf Wild & Wessel als Produzenten hin. Entsprechend dazu habe ich einen 20‘‘‘ Agni-Brenner eingesetzt. Der elegante Kugelschirm mit Bienenkorb-Form und Jugendstil-Dekoration ist drei Dekaden jünger als die Lampe, passt aber dem gehobenen Design der Lampe sehr gut.

Die schlichtere L.351 dagegen hat nur noch den bemalten Vesta-Schirm als Verzierungselement aufzuweisen.

Die gedrungene, im eklektischen Historismus entworfene Lampe L.256 habe ich in der mittelalterlichen italienischen Stadt Viterbo gefunden. Alle Komponenten gehören original zur Lampe. Ich habe sie lediglich neu bronziert. Interessant ist der italienisch gemarkte Glaszylinder. Der Kugelschirm ist wohl auch aus deutscher Produktion.

L.183 prunkt mit einem Glasbassin des böhmischen Herstellers Pallme-König. Der Rest der Lampe ist analog der K&T-Lampe L.258 aus Alabaster- und Zinkguss-Elementen zusammengebaut. Der bemalte Vesta-Schirm ist aus der gleichen Zeitperiode.

Eine seltene und interessante Form weist die Lampe L.362 von Koeppen & Wenke auf. Der Lampenkörper besteht aus mehreren Zinkgussteilen, die so zusammengesetzt sind, dass sie die Glasvase aus cranberry-gefärbtem Glas teilweise umfassen. Die Vase ist passend bauchig geformt. Das Bassin für Petroleum ist aus dem gleichen Glas hergestellt. Der Brenner ist ein W&W-Kosmos-Brenner. Die Tulpe ist von der französischen Glasmanufaktur Vianne.

Die reine Zinkguss-Lampe L.014 besticht mit den sehr realistisch wiedergegebenen Alpenveilchen-Motiven, die die gesamte Oberfläche einnehmen. Ich habe die Lampe mit einem bemalten Vesta-Schirm bestückt.