© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Häufig gestellte Fragen (FAQ)  -  Auch nicht ganz ernst zu nehmen

Wenn die Sammlung der erlegten Trophäen ansehnlich gewachsen ist, zieht sie langsam aber sicher das Interesse anderer Leute an. Gewöhnlich sind das Mitglieder der eigenen Familie, Nachbarn, Freunde und Bekannte, die das gesammelte Gut entweder mit einem halb versteckten Kopfschütteln (nach dem Motto: „Wozu braucht ein Mensch dieses alte Zeug? Reicht ein Stück nicht?“) oder mit offen ausgedrückter Bewunderung („Wow! Du musst ein Museum aufmachen!“) betrachten. Solche Besichtigungen provozieren natürlich Fragen, die sich unverständlicherweise fast immer gleichen.

Hier einige knappe Antworten auf FAQ (frequently asked questions = oft gestellte Fragen):

Wo hast du das alles herbekommen?
Zugegebenermaßen eine berechtigte Frage, denn die Fülle des Gesammelten „erschlägt“ zunächst alle diejenigen, die a) nichts sammeln, und b) noch nie solche erhabene Stücke auf irgendwelchen Flohmärkten gesehen haben. Diese Frage ist geradezu eine Einladung zu einem längeren, mit zunehmender Begeisterung gehaltenen Vortrag meinerseits, mit dem ich meine allabendlichen Jagdstunden in unterschiedlichsten eBay-Auktionen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und USA beschreibe. Welcher Jäger würde die Gelegenheit versäumen, einem ahnungslosen Publikum von den etlichen Sternstunden seiner Jagderfolge zu erzählen?

Was hat das alles gekostet?
Woher soll ein Sammler das wissen? Er hat doch nicht akribisch Buch geführt, wie viel er wofür ausgegeben hat (ich bin in diesem Punkt ein idiotischer Außenseiter; ich habe tatsächlich von Anfang an sehr gewissenhaft Buch geführt, und daher weiß ich, wie viel ich in all diesen Jahren ausgegeben habe – und die Summe ist wirklich erschreckend hoch. Mich zuckt es jedes Mal, wenn ich darüber grüble, was ich sonst mit dem ganzen Geld hätte anfangen können; und die Antwort lauert irgendwo in meinem Sammlerhirn – ich könnte ja eine andere Sammlung anfangen…). Der Sammler weiß im Herzen, dass seine Sammlung an sich unbezahlbar ist. Die meisten seiner Sammelstücke sind sowieso ausgesprochene Raritäten, gar museale Wertgegenstände, also an sich sehr teuer, gar unbezahlbar… Und ein echter Sammler spricht eh nicht über seine Ausgaben für seine Sammlung, insbesondere dann nicht, wenn die Ehegattin in der Nähe ist.

Hast du noch nicht die Lampe von Aladin gefunden?
Zu meinem großen Bedauern muss ich gestehen, dass mir dies noch nicht geglückt ist. Bei weiterem Grübeln über dieses Missgeschick stelle ich aber verblüfft fest: a) Aladins Lampe war eine klassische Öllampe, und ich sammle doch keine Öllampen, sondern nur Petroleumlampen; b) die Lampe war wohl auch aus purem Gold und daher sehr, sehr teuer; wie sollte ich das bezahlen können? Es lag wohl einfach an diesen Faktoren, dass sich Aladins berühmte Lampe nicht in meine Sammlung gefunden hat. Der Geist in der Lampe genießt noch seinen Urlaub….

Wann ist diese Sammlung komplett?
Eigentlich niemals, denn eine Sammlung lebt davon, dass der Sammler immer nach neuen Stücken jagt, ja, sogar jagen muss. Das ist die Essenz der Sammelleidenschaft. Eine Sammlung ist niemals komplett. Es fehlen noch unzählige weitere Objekte. Allerdings gibt es Faktoren, die das Ende einer Sammlung erzwingen: wenn der Sammler senil wird, so dass sich sein Gehirn nicht mehr mit der Sammlung beschäftigen kann, oder wenn er stirbt. Das ist unwiderruflich das Ende „seiner“ Sammlung. Andere denkbare Faktoren, die einer Sammelleidenschaft ein Ende setzen könnten, wie z.B. abhanden gekommene finanzielle Potenz, oder Platzprobleme in einer vollständig beengter Wohnung, die aus allen Nähten platzt, oder gar eine der Sammlung gegenüber feindlich gesonnene Ehegattin (oder gar Ehegatte, falls der Jäger eigentlich eine Jägerin ist, was aber wirklich selten vorkommt), können eine Sammlung nicht ernsthaft zum Erliegen bringen. Der alternde Jäger geht auch dann auf Pirsch, wenn seine Jagdutensilien ganz stumpf geworden sind. Wird Geld knapp, besorgt man sich welche (unsere Banken suggerieren uns täglich, dass wir uns alles leisten könnten, sobald wir deren Kredite in Anspruch nehmen, und das hätten wir redlich verdient). Wird Platz knapp, wird man gleich unvergleichlich erfinderisch, wo man seine Jagdtrophäen noch unterbringen kann (das Auto braucht schließlich nicht unbedingt die Garage; oder das Gästezimmer im Keller sollte eh umgebaut werden; oder der Garten sieht ja noch schöner aus mit dem dritten und viel größeren Gartenhäuschen). Wird die Ehefrau zu aufdringlich und stellt das mörderische Ultimatum: „Entweder ich oder deine Sammlung!“, dann kann man wenigstens nach einigen Dekaden des Ehelebens die korrekte (?) Entscheidung treffen. Das ergibt in vielen Fällen noch mehr Platz in der Wohnung, schmälert allerdings die Geldbörse empfindlich. In noch jungen Ehen wird wohl diese Entscheidung nicht gleich nötig sein, denn die Sammlung ist dann nicht groß genug, und der Sammler hat noch (hoffentlich) den Ehrenplatz im Herzen seiner Dame…

Hat man vor, die Sammlung zu verkaufen?
Welcher Vollblut-Sammler verkauft seine Trophäen? Sind wir Sammler oder Händler? Diese Frage ist fast eine Beleidigung. Ein Sammler liebt seine Sammlung, weiß die Jagdgeschichte hinter jedem Stück, hat noch in guter Erinnerung, wie viel Mühe es gekostet hat, die Teile seiner Sammlung zu erwerben, zu reparieren, zu komplettieren. Und dann verkaufen? Nein, niemals. Das besorgen sowieso die Erben, die Hinterbliebenen, sobald der Sammler (hoffentlich nach einem langen Leben voller Glücksmomente erfolgreichen Jagens) das Zeitliche gesegnet hat. Die Sammlung wird dann doch in alle Windrichtungen verteilt, veräußert, verkauft, zu Geld gemacht. Damit erfüllt aber der verstorbene Sammler noch etwas ganz Wichtiges auch nach seinem Ableben: Er macht andere Jäger glücklich, die jetzt Jagd auf seine Trophäen machen dürfen.

Hat man darüber nachgedacht, die Sammlung einem Museum zu verschenken?
Ehrlich gesagt, ja. Vielleicht insgeheim, vielleicht auch laut, aber der Sammler denkt unwillkürlich an diese Option. Denn er will ja seine (nach seinem eigenen Gutdünken sehr wertvolle, voll mit musealen Stücken angereicherte) Sammlung am besten in einem Museum unterbringen. Dagegen steht aber die nüchterne Feststellung, dass die heutigen Museen gar nicht daran interessiert sind, mehrere Hundert, gar mehrere Tausend Sammelstücke gleich unter ihre Fittiche zu nehmen. Einige tatsächlich kultur- bzw. kunsthistorisch wertvolle Stücke könnten doch vielleicht in die permanente Ausstellung eines Museums schaffen. Der Rest der Sammlung? Würde unweigerlich in den Katakomben (sprich: Lagermagazinen) des Museums verschwinden und schafft nie wieder das Auge eines Menschen zu erfreuen. Da ist ein Verkaufen der Sammelstücke doch viel besser, denn die einzelnen Sammelstücke erfreuen andere Sammler, werden zum begehrten Jagdobjekt und werden ihrerseits wieder von ihrem neuen Besitzer wertgeschätzt. Eine wesentlich bessere, wertvolle Option als das kollektive Vermachen der gesamten Sammlung zu einem Museum ist das Ausrichten einer Sonderausstellung in einem geeigneten Museum. Zwar werden auch hier in diesem Fall nur ausgesuchte Stücke gezeigt, aber ihre Zahl ist beträchtlich höher als in einer permanenten Ausstellung eines Museums; und sie werden auch wissenschaftlich / kulturhistorisch / kunsthistorisch vom Fachpersonal beschrieben, in einem eigens für die Sonderausstellung bedruckten Katalog dokumentiert, der Fachwelt zugänglich gemacht. Die ausgestellten Sammlungsstücke bekommen eine besondere, wissenschaftlich fundierte Würdigung, die den Stolz des Sammlers ins Unermessliche steigert. Nur, solche Sonderausstellungen in Museen kosten sehr viel Aufwand und verursachen auch große Geldausgaben. Daher kommen nur wertvolle, interessante Sammelgebiete in Betracht. Ich glaube nicht, dass irgendein Museum meiner altmodischen Briefmarkensammlung eine Sonderausstellung widmen würde…

Ist es nicht möglich, die Sammlung in einem Bildband zu veröffentlichen?
Ja, denkbar, sogar insgeheim total wünschenswert ist es, ich gebe zu. Ein großformatiges, gebundenes Buch mit professionellen Fotos der einzelnen Sammelstücke, dazu die nötigen Informationen, Geschichten, Gedanken… Das wäre wirklich toll. Man könnte ja in so einem Buch immer wieder blättern, das schon einmal gelesene wieder lesen, das einmal bewunderte Foto immer wieder neu anschauen. Das wäre ein Traum. Ich bin ja nicht nur ein Sammler von Petroleumlampen, ich liebe und sammle obendrein auch Bücher. Ich kann mir nicht Schöneres vorstellen, die eigene, mühsam und mit viel Geldopfer zusammengetragene Sammlung in einem schönen Buch zu dokumentieren und anderen interessierten Leuten zugänglich zu machen. Aber… Ja, es gibt immer wieder ein „aber“. Findet man einen Verlag, der bereit ist, das Risiko einer Veröffentlichung einzugehen für ein Buch, das möglicherweise nur von einigen Hundert Leuten gekauft wird? Ein Buch drucken heißt, zunächst einmal viel Geld in die Hand zu nehmen, und das mit ungewissem Ausgang, ob das investierte Geld wieder zurückkommt. Bei sehr gefragten Sammelgebieten (alte Uhren, Jugendstil-Vasen, Porzellanpuppen, etc., um nur einige zu nennen) würde ein Buch ziemlich gefragt sein, denn die Sammler-Gemeinschaft ist recht groß. Aber bei relativ unbedeutenden Sammelgebieten (alte Petroleumlampen gehören wohl auch zu dieser letztgenannten Kategorie) ist das Risiko groß, auf einen Großteil der Auflage sitzen zu bleiben.
 
Wie wäre es, es mit einem Internet-Blog oder mit einer Website zu probieren?
Yipp! Das geht. Heute sind wesentlich mehr Leute in den unermesslichen Weiten des Internet zu Hause. Insbesondere die jüngere Generation nimmt kaum noch ein Buch in die Hand; man kann ja alles Wichtige (und auch alles völlig Unwichtige) im Internet finden. Ich bin kein „Blog-Mensch“. Das „posten“ irgendeines Objekts oder Gedankens und das darauffolgende (und zum Teil völlig überflüssige) Kommentierung nerven mich. Aber meine eigene Website? Mit eigenem Text und mit eigenen Fotos? Gar zweisprachig, damit auch die Mehrzahl der Nicht-Deutschsprachigen meine Zeilen lesen kann? Das Geschriebene immer wieder korrigieren und ergänzen zu können? Das hat was. Das will ich und daran arbeite ich. Eine Website ist für alle da, und sie ist ein „living object“. Ich kann sie nach Belieben ändern, ergänzen, korrigieren. Eine Website (wenn man unnachgiebig daran arbeitet) ist immer up-to-date, während ein bedrucktes Buch schon beim Druckprozess unwiderruflich festgenagelt ist, mit allen Tippfehlern und veralteten, gar falschen Aussagen.


Zum Schluss will ich den Namen Artoluys meiner Website erklären. Arto ist ja mein Kosename, wie oben auch kurz erwähnt. Luys ist das armenische Wort für Licht (man beachte die Verwandtschaft zu luce im Italienischen, lux im Lateinischen, luz im Spanischen, und sogar lys im Norwegischen, etc., denn Armenisch ist eine indoeuropäische Sprache – und nicht zu verwechseln mit dem semitischen Aramäisch, die Sprache von Jesus Christus). Mit einiger Fantasie kann man Artoluys als „Licht von Arto“ beschreiben. Das ist zwar ein vielfach teureres Licht als unsere heutige künstliche Beleuchtung mit LED-Lämpchen, aber keiner hat bisher behauptet, Sammler wären vernünftige Leute. Die Namenswahl Artoluys verdanke ich Jürgen Breidenstein, einem Sammlerfreund und Besitzer von hytta.de. Hier sei ihm dafür herzlich gedankt.