© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.278

Eine Lampe mit völlig verspieltem Art Nouveau aus Frankreich. Entstanden wohl 1900-1910.

Der ganze Lampenkörper ist eine einzige Hymne an den sinnlich-floralen Jugendstil, der nur in Frankreich entstehen konnte. Die kurze Säule steigt aus vier "blumigen" Füßen empor, wird kurz unter der Vase wie ein Pflanzenbündel geschnürt, und entfaltet sich zu einer heiter aussehenden Vase mit zwei lächelnden Frauenantlitzen (oder sind das junge Mädchen, pausbäckig, heiter dem Betrachter anlächelnd?). Die zwei Henkel sind ebenso wie der ganze Rest der Lampe völlig frei entworfen, gleich zwei Blumenstängeln, die aus dem Pflanzenbündel heraus ihren Weg nach oben gesucht haben. Die Lampe ist sicherlich der Entwurf eines französischen Meister-Bildhauers; eine Signatur gibt es leider nicht.

Ich musste die stumpfe, dunkel angelaufene Messingfarbe in Natronlauge-Bad entfernen. Als ich die Lampe aus der Natronlauge herausnahm, war die Messingfarbe schon abgelöst, klebte aber noch eine rote Farbe drauf, die ich dann mechanisch abbürsten musste. Darunter war endlich die Original-Oberfläche: Zinkguss war vorerst verkupfert, und anschließend versilbert! Von der Silberschicht war leider recht wenig übrig geblieben; Kupfer schien ziemlich durch. Da und dort war sogar die Zinkguss-Oberfläche zu sehen. Trotzdem habe ich die Lampe sorgfältig poliert. Die Versilberung mit der Silber-Lösung aus Großbritannien war nicht befriedigend, da sie auf Zinkoberfläche nicht funktioniert; daher habe ich die Lampe mit Messing-Wachs bronziert.

Ich habe der schönen Lampe einen hochwertigen Kosmos-Brenner und eine kleine, farblose Tulpe aus der gleichen Zeitperiode gespendet. Die Tulpe mit ihrer hochgeätzten Ornamentik ist etwas zu klein für die Lampe, aber ergänzt ihre heitere Verspieltheit doch gut, wie ich finde.

 

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Brenner, Glaszylinder, Tulpenschirm und Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Lampe in NaOH-Bad von Farbschichten befreit, poliert und mit Goldwachs (Laiton) bronziert.

Lampenkörper:
Lampenkörper aus Zinkguss in floralem Art Nouveau. Ehemals verkupfert und versilbert. Später rot bemalt und mit Messingfarbe "vergoldet". Sockel auf vier Füßen, ca. 10 x 10 cm.
Vase mit zwei lächelnden Frauenantlitzen und zwei Henkeln, Ø ca. 13 cm (mit Henkeln). Keine Signatur.
Lampenkörper ist gleichzeitig Bassin.

Brenner:
10’’’ Kosmos-Brenner von Kästner & Töbelmann, Erfurt.
Dochtrad gemarkt: 10''' Kaestner & Toebelmann Erfurt. Schwarze Glaseinlage.
Flachdocht 48 mm.

Glaszylinder:
10’’’ Kosmos-Zylinder. Höhe 225 mm, Ø unten 40 mm.
Gemarkt: Logo von Wensel, Soest.

Schirm und Schirmhalter:
Tulpe, farbloses Glas, satiniert, hoch-geätzte Ornamentik, Oberrand gewellt. Gelippter Kragen (für Elektro-Lampen).
Höhe 97 mm, Ø unten 66 und oben 152 mm.
70 mm Kugelring für 10’’’ Brenner.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 19,8 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 45,8 cm.
Gesamtgewicht 1580 g.