© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.290

Eine große französische Figurenlampe mit einer signierten Frauenfigur in Art Nouveau, produziert um 1910-1920. Diese hochwertige Konstruktion mit Skulptur auf Marmorsockel unterscheidet sich grundsätzlich von anderen französischen Figurenlampen, weil die Frauenskulptur nicht wie üblich den Petroleumtank in ihrer Hand hält, sondern mit zwei Händen eine halboffene Schale aus Zinkguss. In dieser Schale befand sich nur ein Kerzenhalter aus Blech, der wohl später daran gelötet war, und sonst gar nichts, als die Lampe zu mir kam.

Diese Lampe ist sicherlich nicht als Kerzenhalter produziert worden. Viel später in einem Auktionsportal habe ich die gleiche Lampe als eine elektrische Lampe mit einem mundgeblasenen Kugelschirm gesehen. Diese Version ähnelte den späteren Art Déco-Lampen, war aber wohl das Ergebnis einer späteren Elektrifizierung, denn eine Möglichkeit für dezent versteckte Kabelführung existiert nicht. In der Tat hing das Elektrokabel aus der Schale nach unten, was das Aussehen der Lampe ziemlich störte.

Ich habe mich dann doch entschlossen, daraus eine schöne, prunkvolle Petroleumlampe zu machen. Dafür habe ich die Kerzentülle in der halboffenen Schale abgesägt und mit einem Metallzapfen mit innerem Gewinde ersetzt. Dann war es leicht, einen bemalten Petroleumtank meiner Wahl daran zu schrauben. Die unregelmäßigen Löcher an der Schale, deren Bedeutung mir unklar ist, habe ich mit kleinen kupfernen Blumen zugeklebt.

Die fein modellierte Skulptur des französischen Bildhauers Paul Philippe gehört zu einer späten Art Nouveau-Zeit, ist aber noch nicht Art Déco. Auch bei dieser Lampe ist die Figur zweifarbig patiniert; das Kleid ist grünlich, die Haut hell ocker-braun. Der Sockel besteht aus rotem Marmor, ohne ein Namensschildchen darauf.

Die farblose Tulpe kommt auch aus Frankreich. Damit ist eine komplett-französische Figurenlampe entstanden, die mit einer ganz gekonnt modellierten Frauenfigur den unnachahmlichen französischen Esprit wiedergibt. 

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Petroleumtank, Metallzapfen mit innerem Gewinde, Brenner, Glaszylinder, Tulpenschirm, Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Ich habe einen passenden Metallzapfen mit innerem Gewinde in der halboffenen Schale angelötet, damit ich einen Petroleumtank einschrauben konnte. Die Löcher an der Schale habe ich mit kupfernen Blumen zugeklebt.

Lampenkörper:
Profilierter Sockel aus rotem Marmor, Ø 163 mm.
Sehr schön modellierte, fein gegossene Frauenfigur aus Zink, zweifarbig patiniert, signiert: P. Philippe (= Paul Philippe, französischer Bildhauer, 1870-1930). Hinten eine kleine Plakette: Fabrication Française Paris Made in France. Die Figur der jungen Frau hält eine offene Halbschale aus Zinkguss in ihren Händen, Ø 117 mm.
Petroleumtank aus hellgrünem, satiniertem Glas, bemalt mit Email-Farben, Ø 154 mm. Bassin abschraubbar.

Brenner:
16’’’ Hugo-Brenner von Hugo Schneider, Leipzig, für Export nach Frankreich. Mit Original-Flammscheibe und Galerie-Heber.
Dochtrad-Ring gemarkt: 16’’’ Bec Lumière.
Dochtrad gemarkt: R.V. Importé Lumière + Anker (Logo von Robert & Vilette, Bordeaux und Paris).
Flachdocht 76 mm.

Glaszylinder:
15’’’ Matador-Zylinder. Höhe 270 mm, Ø unten 53 mm.
Gemarkt: Cristal Recuit - Matador 15’’’+  RM in einem Kreis.

Schirm und Schirmhalter:
Tulpenschirm, farbloses Glas, satiniert, hochgeätzte Blumenmotive, Oberrand gewellt.
Höhe 157 mm, Ø unten 83, oben 165 mm.
85 mm Kugelring für 14’’’/15’’’ Brenner.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 69,6 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 101,2 cm.
Gesamtgewicht 5340 g.