© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.032

Ein völlig ungewöhnlicher Fund bei eBay Frankreich: Eine kleine, versilberte, britische Lampe mit einem sehr raren Brenner! Die Lampe verfügt über einen 10-linigen Martin-Brenner, der wohl eine Rarität darstellt (siehe Andere Brenner - Der Martin-Brenner). Alle mir bekannten Martin-Brenner sind nämlich 14-linig. Der Brenner war ordentlich heruntergekommen: die Versilberung war fast komplett abgerieben, es gab schwarze Verschmutzungen, und jemand hatte versucht, den Brenner gewaltsam abzuschrauben und dabei hatte man den Korb ordentlich eingedrückt.

Der Sockel der Lampe ist von Hukin & Heath versilbert (Hukin & Heath, Birmingham, 1855-1904; danach Hukin & Heath Ltd. 1904-1953). Unten trägt er die Punze H&H + Adler + 5855. Nach meiner Recherche hat Hukin & Heath diese Marke 1875-1879 verwendet. Demnach ist die Lampe ziemlich genau zu datieren. Auch der Martin-Brenner dürfte um 1880 entstanden sein. Das Gewinde des Brenners weicht von den herkömmlichen 10’’’ Kosmos-Brennern ab; es ist um 2 mm größer.

Ich habe den Brenner mit Aceton gereinigt und die eingedrückten Stellen mit einem Zahnarzt-Besteck - so gut es ging - wieder rausgezogen. Danach habe ich den Vasenring, den Brenner, die abgeriebenen Stellen des Sockels und den Messing-Kugelring versilbert.

Das Glasbassin weist unten im gekitteten Bereich ein geschliffenes Muster auf. Vermutlich war es sogar ohne einen Metallsockel verwendbar. Es ist zu klären, ob diese Lampe von Hukin & Heath gebaut wurde, wozu man den Brenner und den Vasenring von Martin gekauft hat, oder umgekehrt hat Martin die Bestandteile selbst zusammengefügt.

Mit einem kleinen Tulpenschirm aus Frankreich und einem 10''' Kosmos-Zylinder wurde die Lampe komplettiert. Dadurch ist eine recht niedliche Bijou-Lampe entstanden. Das Aussehen der Lampe ist eher unspektakulär, aber der seltene Brenner alleine macht die Lampe kostbar.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Glaszylinder, Tulpenschirm und Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Die verbeulten Stellen des Brennerkorbs etwas ausgebessert. Die abgeriebenen Stellen am Brenner, Vasenring und auch den Kugelring versilbert.

Lampenkörper:
Sockel aus versilbertem Messing, rund ohne Zierrat, Ø 112 mm. Unter dem Fuß gemarkt: H&H + Adler + 5855 (= Hukin & Heath, Birmingham).
Vase aus schräg geripptem, farblosem Glas, vermutlich Kristall, Ø 107 mm.
Vase ist gleichzeitig Bassin. Vasenring ursprünglich versilbert, jetzt abgerieben. Vasenring von mir neu versilbert.

Brenner:
10’’’ Martin-Brenner von Martin, Birmingham, spezieller Rundbrenner mit 2 Dochten und 2 Dochträdern. Brenner-Gewinde 34,6 mm; Korb nicht trennbar, mit mehreren Dellen. Ursprüngliche Silberschicht ziemlich abgerieben.
Zwei Dochträder gemarkt: Martin’s Patent.
Ein Flachdocht als Schlaufe, 20 mm.

Glaszylinder:
10’’’ Kosmos-Zylinder. Höhe 241 mm, Ø unten 39 mm.
Gemarkt: Kristal (in Stern) - 10'''.

Schirm und Schirmhalter:
Tulpenschirm, klares lachsfarbenes Glas, optisch leicht schräg gerippt, flachsatinierte Blumen, Oberrand gewellt.
Höhe 116 mm, Ø unten 55 und oben 147 mm.
58 mm Kugelring für 8’’’/10’’’ Brenner; von mir versilbert.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 14,4 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 42,4 cm.
Gesamtgewicht 1520 g.