© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Verbesserte Brenner

Nachdem die Rundbrenner, allen voran die Kosmos-Brenner und die Flammscheiben-Brenner, sich allgemein durchgesetzt und die Flachbrenner vom Markt verdrängt hatten, setzte eine intensive, von der Suche nach dem immer besseren Brenner geleitete Entwicklungszeit ein. Es entstanden Varianten, die die Luftzufuhr unterhalb, an und oberhalb der Flamme verbesserten. Man versuchte durch immer ausgeklügelte Konstruktionen die eingeführte Luft zu erwärmen, um eine bessere Vermischung mit dem kurz vor der Flamme verdampfenden Petroleum zu erzielen, aber andererseits auch Brenner- und Zylinderteile unmittelbar in der Nähe der Flamme abzukühlen. Es wurden sehr viele Patente mit Verbesserungsschritten angemeldet.

Es ist nicht mein Ziel, diese einzelnen Verbesserungen zu beschreiben. Aber ich will hier zwei Verbesserungen erwähnen, die nicht der Verbesserung der Brennqualität, sondern der Vereinfachung der Handhabung dienten.

 

Der Galerie-Heber

Eine wichtige, vorwiegend bei den großen und hochwertigen Brennern zu findende Verbesserung ist der Galerie-Heber, die zum Anheben der Galerie gemeinsam mit dem darin befestigten Glaszylinder (und mit dem evtl. am Brenner angebrachten Glasschirm) dient. In der angehobenen Position der Galerie entsteht zwischen ihr und dem Korb ein ziemlich breiter Spalt, so dass man ein brennendes Streichholz durch diesen Spalt hineinschieben und die Dochte anzünden kann. Danach wird die Galerie wieder zu ihrer normalen Position abgesenkt. Um eine gleichmäßige Anhebung oder Absenkung der Galerie zu gewährleisten, wird diese mit speziellen Stiften in dafür vorgesehenen Rohren geführt. Dadurch entfällt das lästige, mitunter umständliche Abnehmen von Schirm und Glaszylinder, um den Brenner anzuzünden! Das ist eine nicht zu vernachlässigende Erleichterung, wenn zumal dadurch auch die Bruchgefahr von Schirm und Zylinder minimiert wird.

Der Galerie-Heber wurde zum ersten Mal 1882 von Hinks & Son in Birmingham zum Patent angemeldet, und zwar in einem völlig neu konzipierten Brenner, der ein Anheben sowohl des ganzen Brenners als auch der Galerie allein ermöglicht. In dieser ersten Version musste man die Galerie noch per Hand anheben und an der vorgesehenen Stelle arretieren. Dies geschah durch einen wohl durchdachten Mechanismus bestehend aus drei Stiften, die fest an der Galerie/Kugelring-Kombination des Brenners angebracht sind. Die beiden äußeren Stifte gleiten in zwei Führungsrohren, die unten am Dochtradring befestigt sind. Dieser Brenner verfügt über weder Bajonett-Stege noch ein Gewinde zum Festhalten am Vasenring. Diese Aufgabe übernimmt ein ganz speziell konstruierter Vasenring, der nur mit diesem Brenner verwendet werden kann.

Der spezielle, große Vasenring (größer als die normalen Vasenringe mit Bajonett-Anschluss) am Petroleumtank weist drei Öffnungen auf zur Aufnahme der drei Stifte der Galerie und die zwei Führungrohre des Dochtradrings. Außerdem enthält er einen kleinen, außen angebrachten Knopf, mit dem man drei beweglich angebrachte Zähne innerhalb des Vasenrings betätigen kann. Dieser Knopf ist durch eine kleine Feder immer nach außen gedrückt (die inneren Zähne sind dann in der Arretierposition). Zum Entarretieren und den Brenner bzw. die Galerie zu bewegen muss man den Knopf nach innen drücken (Anmerkung: Diese Feder ist bei meinem Exemplar leider kaputt und zusammengedrückt; sie funktioniert also nicht wie vorgesehen. Das sieht man auch in den folgenden Fotos).
 
Das völlig Außergewöhnliche dieses Mechanismus besteht darin, dass der Brenner komplett angehoben und arretiert werden kann, ohne ihn aus dem Vasenring herauszunehmen. Bei angehobener Position des Brenners kann man bequem Petroleum in den Tank einfüllen. Um die Dochte anzuzünden, muss man nur die Galerie anheben. 
Die Arretierung der Galerie bzw. des kompletten Brenners in der dafür vorgesehenen Höhe wird durch die vier Kerben sowohl an den Stiften (pinkgefärbte Pfeile im Foto) als auch an den Führungsrohren (blaue Pfeile) ermöglicht. Der mittlere Stift hat nur einen längeren Schlitz (grüner Pfeil), der lediglich dazu dient, dass man nicht versehentlich den Brenner bzw. die Galerie vollends aus dem Vasenring herauszieht.

 

Die erste Version des Duplex-Brenners mit Galerie- und Brenner-Heber
Obere Reihe, von links: 
- Der spezielle Vasenring mit den drei Zähnen in arretierenden Stellung (der Knopf durch Federkraft immer nach außen gedrückt)
- Die drei Zähne herausgedrückt, um die Arretierung aufzuheben (der Knopf per Hand nach innen gedrückt)
- Stifte und Führungsrohre mit ihren Kerben und Schlitzen
Untere Reihe, von links: 
- Brenner ganz unten in normaler Position (die Zähne greifen in die oberen Kerben der Stifte und Rohre und befestigen den Brenner am Vasenring)
- Brenner komplett angehoben, um Petroleum einzufüllen (die Zähne greifen in die unteren Kerben der Stifte und Rohre)
- Nur die Galerie angehoben, um die Dochte anzuzünden (die unteren Kerben der Stifte und die oberen Kerben der Rohre sind zusammen arretiert)

 

Dieser kompliziert gebaute Brenner war wohl ziemlich teuer. Außerdem konnte man ihn nicht bei anderen Lampen mit normalen Vasenringen einsetzen. Er wurde daher vermutlich in einer sehr kleinen Menge produziert und ist heute sehr selten.

In der darauffolgenden, wesentlich vereinfachten Version besteht dieser Hebemechanismus aus einem außen am Brennerkorb seitlich angebrachten Drehschlüssel, mit dem man zwei innere Arme nach oben drehen kann, die die Galerie nach oben heben und am höchsten Punkt auch festhalten. Die Unterschiede zur ersten, komplizierten Version sind augenfällig: a) Die Möglichkeit zur Anhebung des kompletten Brenners entfällt; b) der Drehschlüssel übernimmt die Funktionen des Anhebens, des Festhaltens in der gehobenen Position und des Absenkens; c) es sind jetzt nur zwei Stifte in ihren Führungsrohren nötig; d) der Brenner kann an jedem normalen Vasenring befestigt werden.

 

 

Der Duplex-Brenner von Hinks & Son mit dem vereinfachten Heber
Von links: Brenner in normaler Position
Mitte: Galerie angehoben
Rechts: Anzünden der Dochte durch den entstehenden Spalt

 

Eine andere englische Firma, Messenger & Co. in Birmingham, hat einen eigenen Hebemechanismus entwickelt, um die bestehenden Patente von Hinks & Son zu umgehen. Sie haben anstatt eines Drehschlüssels am Brennerkorb einen horizontal beweglichen Hebel angebracht, mit dem zwei schräg ansteigende Rampen bewegt werden. Bei dieser Drehbewegung gleitet die Galerie an diesen Rampen und hebt sich nach oben.

 

Heber-Mechanismen von Hinks & Son und Messenger & Co.
Links: Drehschlüssel mit nach oben drehbaren Armen von Hinks & Son
Rechts: Drehhebel mit zwei seitlich drehbaren Rampen von Messenger & Co.

 

Während die Hebebühne bei den Tischlampen nur zur Vereinfachung des Anzünde-Prozesses dient (und zum Luxus der auch sonst hochwertigen Lampe beiträgt), ist er bei den Hängelampen schon eine gewisse Notwendigkeit, um den Brenner anzünden zu können, ohne die Lampe herunter zu lassen und den Zylinder abzunehmen. Die Brenner mit einer Hebebühne besitzen logischerweise einen Korb und eine Galerie, die nicht miteinander fest verbunden, sondern voneinander trennbar sind.

Erst später griffen deutsche Brennerhersteller diese Idee auf, um ihrerseits Hebebühnen zu entwickeln und bei ihren großen Brennern zu integrieren. Jetzt wurden nach und nach andere Hebemechanismen mit Zahnrädern, Zahnstangen, Hebelsystemen, usw. vorgestellt. Es ist auffallend, dass Galerie-Heber außerhalb Großbritanniens fast nur bei deutschen Flammscheiben-Brennern vorzufinden sind. Aus den Katalogen wird ersichtlich, dass manche Brenner in mehreren Versionen (ohne Heber und Löscher, mit Heber, mit Löscher, mit Heber und Löscher) angeboten wurden, natürlich zu unterschiedlichen Preisen.

 

Heber-Mechanismen unterschiedlicher Art bei deutschen Brennern
Obere Reihe, von links: Central-Vulkan- und Agni-Brenner, Wild & Wessel
Gold-Brenner, Schwintzer & Gräff
Concurrenz- und Elite-Brenner, Carl Holy
Intensiv-Brenner, Schubert & Sorge
Hugo-Brenner, Hugo-Schneider
Untere Reihe, von links: Iris-Brenner, Ehrich & Graetz
Matador-Brenner, Ehrich & Graetz
Titan-Brenner, Kästner & Töbelmann
Kaiser-Brenner, Eckel & Glinicke
Regulus-Brenner, Emil Sommerfeld

 

Manuelle Hebebühne

Neben den britischen und deutschen Brennern mit dem außen angebrachten Drehschlüssel gab es auch Brenner, die ein manuelles Anheben der Galerie zum Anzünden des Dochts gewährleisteten. Diese Brenner verfügten nicht über einen Drehschlüssel. Man musste die Galerie per Hand anheben und in angehobener Position arretieren (bzw. per Hand festhalten). Insbesondere die US-Amerikanischen Zentralluftzug-Brenner verfügten oft über dieses einfache System. Beispielsweise muss man bei New Rochester Lamp die Galerie per Hand seitlich drehen, so dass sie an einem schräg angebrachten Schienensystem nach oben bewegt wird. Bei dem Brenner von Matthews & Willard muss man die Galerie einfach nach oben ziehen und kurz seitlich drehen, damit sie in angehobener Position arretiert wird. Noch archaischer ist die Hebebühne der Galerie bei Bristol Brass & Clock Co., die einfach nach oben gezogen wird. An angehobener Position muss man die Galerie mit der Hand festhalten, bis man den Brenner angezündet hat. Bei den europäischen Brennern muss man den Brillant Meteor-Brenner von R. Ditmar erwähnen, bei dem die Galerie in angehobener Position durch seitliches Drehen arretiert wird.

 

Einige Brenner mit manueller Hebebühne ohne Drehschlüssel
(Obere Reihe: Galerie in normaler Position; untere Reihe: Galerie angehoben)
Von links: Zentralluftzug-Brenner von New Rochester Lamp, USA 
Zentralluftzug-Brenner von Matthews & Willard, USA 
Zentralluftzug-Brenner von Bristol Brass & Clock Co., USA 
15‘‘‘ Brillant Meteor-Brenner von R. Ditmar, Wien 

 

Soweit ich weiß, haben Kosmos-Brenner, auch die belgischen Zentralluftzug-Brenner keinen Galerie-Heber.

 

Der Löscher

Eine weitere Verbesserung ist der Flammen-Löscher. Normalerweise geschieht das Löschen einer Flamme, indem man von oben kräftig in den Zylinder bläst, oder auch den Docht soweit herunterdreht, bis die Flamme kaum noch Luftkontakt hat und ausgeht. Beide Maßnahmen sind gut möglich bei den Tischlampen und bei niedrigen Hängelampen, aber mit Schwierigkeiten verbunden bei den höher hängenden Lampen, bei denen man das Dochtrad nicht ohne weiteres Bedienen kann. Ein Löscher ist also zum Löschen der Flamme bei den Tischlampen nicht zwingend nötig, aber hilft, um einen Brenner wertvoller, luxuriöser zu gestalten und damit mehr Marktanteile im hochpreisigen Segment zu gewinnen.

Die Lösch-Vorrichtung bei Duplex-Brennern ist eine Erfindung des englischen Lampenherstellers Hinks & Son, deren Duplex-Brenner fast standardmäßig damit ausgestattet wurden. Hier war die Löschmechanik relativ einfach: Mit einem außen am Brennerkorb angebrachten Hebel konnte man flache, parallel zueinander angebrachte Metallscheiben entlang der flachen Dochthaltern nach oben bewegen, die sich über der Flamme mit Federkraft sofort zusammenschlossen und damit die Flamme löschten. Da Duplex-Brenner zwei Dochte hatten, gab es diese Vorrichtung doppelt; mit einem Hebel konnte man aber beide simultan bewegen.

Wie oben erwähnt, ist das Löschen des brennenden Dochtes auch sonst ziemlich einfach. So gesehen, war das kurz vor 1880 eingeführte Löschsystem der Duplex-Brenner nicht unbedingt notwendig. Jetzt haben aber Hinks & Son einen weiteren, jetzt doch sehr wichtigen Schritt getan: Sie haben später diesen Löscher so vervollkommnet, dass der Löscher selbsttätig die Flammen löschte, sobald die Lampe aus Versehen umgefallen war. Dafür haben sie ein frei bewegliches Gewicht an dem Löscher-Hebel integriert, das den Hebel betätigte, wenn es aus seiner senkrechten Hängeposition schlagartig zur Seite neigte, was bei einer fallenden Lampe der Fall war. Diese Erfindung hat wahrscheinlich wesentlich dazu beigetragen, viele Brände zu vermeiden, die durch umfallende Petroleumlampen verursacht worden wären.

Die kontinental-europäischen Rundbrenner hatten da erhebliche Schwierigkeiten zu überwinden, da die runde Form des Brandrohrs und des Dochts keine solchen einfachen Lösungen zuließen. Folglich sind nur wenige, aber recht wertvolle Brenner mit einem Löscher ausgestattet. Vermutlich hat hier der Berliner Brenner-Hersteller Schwintzer & Gräff Pionierarbeit geleistet. Die Royal- und Staats-Brenner dieser Firma benutzen ganz spezielle Löschvorrichtungen, die mehrere Lamellen besitzen. Sobald diese Lamellen mit einem Hebel nach oben bewegt werden, schließen sie sich durch Federkraft vollflächig zusammen, wenn sie die Oberkante des Brandrohrs erreicht haben. Diese Mechanik ähnelt im Prinzip dem Duplex-Löschsystem durch Ersticken der Flamme mittels Unterbrechung des Luftkontakts, ist allerdings wesentlich schwieriger in der technischen Realisierung.
 
Der einzige mir bekannte Kosmos-Brenner mit einem Löschsystem ist der Victoria-Normal-Patent-Brenner von Schwintzer & Gräff. Ich besitze eine frühe Version dieses Brenners mit zwei halbrunden Klappen, die durch eine Feder unten am Brandrohr in Spannung gehalten werden. Sobald man die Feder löst, schnellen diese Klappen nach oben und schließen sich, wenn sie die Oberkante des Brandrohrs erreicht haben. In einer weiteren, verbesserten Version hat man auf die Feder verzichtet und die beiden Klappen mit einem außenliegenden Hebel verbunden. Jetzt konnte man durch das Bewegen des Hebels die Löschmechanik in Gang setzen.

 

Zwei Löschsysteme mit Federkraft (jeweils in normaler und in Lösch-Position)  
Links: Der Duplex-Brenner von Hinks & Son
Rechts: Der Victoria-Normal-Patent-Brenner von Schwintzer & Gräff

 

Im Royal-Brenner von Schwintzer & Gräff schließen 8 kleine Lamellen das Brandrohr fast vollständig, sobald sie mit dem Hebel nach oben bewegt werden. Dieser Brenner wurde in großem Umfang bei der britischen Lampe Veritas von Falk & Stadelmann, London, eingesetzt. Eine weitere, und wie ich finde sehr innovative Art von Löscher wurde bei einem 20-linigen Brenner von Brökelmann, Jaeger & Busse realisiert. Mit einem zweiten Rad, das an der Achse des Dochtrads angebracht ist, kann man eine in dem Brandrohr eingebaute Zahnstange vertikal bewegen. Die Flammscheibe ist am oberen Ende der Zahnstange befestigt. Man senkt damit die Flammscheibe soweit nach unten, bis sie den Docht erreicht und dadurch die Flamme erstickt. Ich habe diese Art des Löschers sonst bei keinem anderen Brenner gesehen.

 

Zwei innovative Löschsysteme (jeweils in normaler und in Lösch-Position)
Links: Schließung des Brandrohrs mit 8 Lamellen (Royal-Brenner von Schwintzer & Gräff für Lampe Veritas, UK)
Rechts: Absenkung der Flammscheibe bis zum Brandrohr (Patent Brökelmann, Jaeger & Busse)

 

Das am meisten verbreitete Löschsystem mit einem zusätzlich angebrachten Löschzylinder findet man bei den Flammscheiben-Brennern mit einer großen Flammscheibe. Bei diesen Brennern wird ein zusätzlicher, runder Zylinder aus Messingblech eingesetzt, der das Brandrohr eng umschließt. Mit einem zweiten Rad oder einem Hebel wird dieser Zylinder zum Löschen der Flamme soweit nach oben bewegt, bis er die Flammscheibe erreicht und dadurch die Luftzufuhr zur Flamme von außen unterbindet. Die Flammscheiben dieser Brenner haben an ihrem unteren Teil einen kleinen Bajonett-Anschluss, mit dem man sie im Brandrohr fest arretiert. Sonst würden sie von dem Löschzylinder unweigerlich nach oben geschoben, wenn man ihn anhebt, um die Flamme zu löschen. Dieses Bajonett-System besteht aus einer kleinen Noppe im Innern des Brandrohrs und einem L-förmigen Schlitz an der unteren Wandung der Flammscheibe. Mit dem senkrechten Teil dieses Schlitzes schiebt man die Flammscheibe an der Noppe nach unten, bis die Noppe am waagerechten Teil des Schlitzes angekommen ist, und dreht die Flammscheibe seitlich, so dass die Noppe sich jetzt in diesem waagerechten Schlitz befindet und dadurch die Flammscheibe daran hindert, versehentlich nach oben verschoben zu werden (für ein Beispiel dieses Schlitzes siehe die abgebildete Flammscheibe im allerletzten Foto).

Unterschiede gibt es bei dieser Löscher-Variante lediglich in der Art und Weise, wie man diesen Löschzylinder nach oben bewegt. Matador-Brenner von Ehrich & Graetz sind mit einem zweiten Drehrad ausgestattet, das ein kleines Zahnrad betätigt. Dieses Zahnrad bewegt den Löschzylinder nach oben, indem es in die ausgestanzten Löcher einer schmalen Verlängerung dieses Zylinders greift. Hugo-Brenner von Hugo Schneider und Elite-Brenner von Carl Holy verwenden auch ein Zahnrad, das eine breite Zahnstange bewegt, die fest am Löschzylinder angebracht ist. Eine einfachere Lösung findet man z.B. bei dem Kaiser-Brenner von Eckel & Glinicke (und auch im fast baugleichen Regulus-Brenner von Emil Sommerfeld), wo man mit einem Außenhebel den Löschzylinder nach oben bewegt.

 

Bewegungsarten des Löschzylinders nach oben
Obere Reihe, von links: Matador-Brenner, Ehrich & Graetz, Löschzylinder unbetätigt
Matador-Brenner, Löschzylinder in Löschposition
Matador-Brenner, Löschzylinder selbst
Kaiser-Brenner, Eckel & Glinicke                   
Untere Reihe, von links: Hugo-Brenner, Hugo Schneider
Elite-Brenner, Carl Holy
Unbekannter 20‘‘‘ Brenner von Hugo Schneider (hier
ohne Galerie); links in normaler, rechts in Lösch-Position

 

Der letzte Brenner im obigen Foto (von Hugo Schneider; nicht abgebildet in Stoll- und Goldberg-Katalogen) hat einen ganz anderen Mechanismus, um den Löschzylinder nach oben zu bewegen. Hier hat der Löschzylinder zwei schräg nach oben steigende Schlitze, in denen sich zwei kleine Noppen befinden, die aber am äußeren Brandrohr fest angebracht sind. Der Löschzylinder hat zwei schmale Verlängerungen nach unten mit ihren Führungen, die mit dem Außenhebel verbunden sind. Wenn man den Hebel nach rechts dreht, dreht man auch den Löschzylinder mit nach rechts. Die Noppen in den Schlitzen zwingen den Löschzylinder, bei dieser Drehung gleichzeitig nach oben zu steigen.

Diesen Brenner bekam ich mit einer Lampe aus Frankreich fast komplett mit allem, was dazu gehört (Galerie mit Heber; breite Flammscheibe; Außenhebel komplett mit den Führungen für den Löschzylinder). Es fehlte allerdings der Löschzylinder! Ich habe andere Sammlerfreunde kontaktiert, um evtl. den gleichen Brenner mit dem Original-Löschzylinder zu finden; jedoch ohne Erfolg. Ich war gezwungen, den fehlenden Löschzylinder selbst zu konstruieren. Nach Berechnungen und Kartonmodellen gelang es mir, zusammen mit meinem Cousin den Zylinder aus dünnem Messingblech so zu konstruieren, dass er einwandfrei funktioniert. Natürlich weiß man nicht, wie der Original-Löschzylinder ausgesehen haben mag, aber ich finde diesen Mechanismus wirklich sehr interessant, da er (zumindest für mich bislang) einmalig ist. Vermutlich hat Hugo Schneider nur wenige Exemplare von diesem Brenner hergestellt, da man anderen, leichter zu bauenden Löschern den Vorzug gab. In der Tat ist die Konstruktion dieses Mechanismus aus sehr vielen Einzelteilen, die auch zusammen gelötet werden mussten, doch sehr aufwändig und damit unwirtschaftlich.

Die Galerie trägt die Patent-Nummer D.R.P.No.81542. Erstaunlicherweise hat dieses Patent weder mit dem Löschsystem noch mit dem Heber dieses Brenners zu tun! Das Patent beschreibt den anderen Heber von Hugo Schneider, der im Foto oben (mit 10 Heber-Systemen) abgebildet ist

Eine Bitte an Petroleumlampen- oder Brennersammler: Falls jemand diesen Brenner mit dem beschriebenen Löschsystem kennt, bitte ich um Kontaktaufnahme. Hier das Foto des Brenners in kompletter Montur:

 

Brenner von Hugo Schneider mit dem unbekannten Löscher