© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Der Flachbrenner

Flachbrenner benutzen einen flachen Docht, der aus einem länglichen Schlitz oben am flachen Brandrohr herauskommt und entsprechend seiner Form mit einer flachen Flamme brennt. Es ist offensichtlich, dass die Flamme nur von den beiden Seiten einen Luftzug erfährt aber nicht von unten. Aufgrund der flachen Gestaltung des Dochtes kann die Flamme auch nur flach sein; sie gibt folglich an beiden breiten Seiten mehr Licht ab und an den schmalen Enden nur sehr wenig.

Diese Art Brenner waren in den ersten Petroleumlampen sehr weit verbreitet. Man ist sich nicht ganz einig, ob die Flachbrenner für Petroleum erst in Wien oder in den USA eingesetzt wurden. Allgemein wird angenommen, dass die Wiener Firma R. Ditmar ca. 1855 mit der Produktion dieser Brenner angefangen hat, und die US amerikanische Hersteller kurz darauf die Konstruktion des Wiener Brenners kopiert haben. Unumstößliche Belege für diese Annahme fehlen jedoch. Immerhin ist es bekannt, dass R. Ditmar seinen Brenner  in großen Mengen herstellte und auch exportierte, weswegen ist er heute als Wiener Flachbrenner weltweit bekannt. Daneben gab es auch Flachbrenner aus Deutschland, die sich im Aussehen geringfügig von den Wiener Brennern unterscheiden. Sie werden Berliner Flachbrenner genannt. Die Wiener Flachbrenner wurden in den Größen 3, 5, 8 und 11 Linien angeboten, die Berliner Flachbrenner dagegen in 3, 5, 7 und 10 Linien. Später gab es auch größere, 14- und 15-linige Flachbrenner.

Die wichtigsten Bestandteile eines Flachbrenners sind – wie im Kapitel Petroleumbrenner schematisch erläutert – der Brenner-Korb, der unten mit dem Brenner-Gewinde fest verbunden ist, die Brenner-Galerie zum Festhalten des Glaszylinders, das innen befindliche, rechteckig-flache Brandrohr und die kuppelähnliche Kappe (auch Brennkapsel genannt). Der Korb ist vom Brandrohr nicht abschraubbar; er ist fest mit dem Dochtrad-Ring verbunden. Daher haben die Flachbrenner kein Korb-Gewinde innen am Brandrohr. Die konischen Wände des Korbs sind meistens konkav, also leicht nach innen gewölbt. Die Kappe weist im oberen Bereich einen länglichen Schlitz auf, woraus die Flamme des Brenners herauskommt. Das Brandrohr endet nämlich innerhalb der Kappe um einiges unterhalb des Kappenschlitzes. Innerhalb der Kappe vermischen frisch hineingeströmte Luft und warme Petroleumdämpfe miteinander zu einem besser brennbaren Medium. Neben den Flachbrennern mit einem Gewinde gibt es auch andere Flachbrenner, die kein Gewinde aufweisen und einfach in einem geeigneten Vasenring aufgesteckt werden, oder andere mit Bajonett-Anschlüssen.

Die Brenner-Galerie besteht bei den Wiener Flachbrennern aus einer oben gerade geschnittenen Messingscheibe, die durch senkrechte Schlitze in vier Segmente getrennt und dadurch etwas biegsamer gestaltet ist. Bei den Berliner Flachbrennern dagegen besteht die Galerie aus einer Reihe von leicht biegbaren Zacken. Korb und Galerie sind sehr oft eine Einheit, da die beiden Teile maschinell fest zusammengefügt oder gar aus einem Stück Messingblech geformt wurden.

Am unteren Teil des Korbs ist das Dochtrad mit einer horizontalen Achse befestigt. Diese Achse ist im Innern des Korbs mit 2-3 Zahnrädern versehen, die in den Docht hineinragen. Fast immer trägt das Dochtrad das Zeichen oder das Logo der Firma, die den Brenner hergestellt hat. Alte, für Massenproduktion vorgesehene Flachbrenner waren sogar zum Teil aus Eisen anstatt Messing gefertigt.

 

Beispiele für Flachbrenner und ihre Dochträder
Von links: 2‘‘‘ Flachbrenner von Silber Light Co., London
5‘‘‘ Bajonettschluss-Brenner von Thiel & Bardenheuer, Ruhla
11‘‘‘ Flachbrenner von R. Ditmar, Wien
15‘‘‘ Victoria-Brenner von Young, Birmingham
#3 Flachbrenner von Plume & Atwood, USA, mit zwei unterschiedlichen Gewindegrößen

 

In der Anfangsphase der Petroleumära haben alle Lampenproduzenten ihre Lampen mit Flachbrennern ausgestattet. Neben dem den Markt dominierenden Wiener Flachbrenner gab es auch Flachbrenner in Belgien (von Lempereur & Bernard), in Großbritannien (Hinks & Son; Young; und andere) und in den USA (Edward Miller; Plume & Atwood; und weitere) mit jeweils unterschiedlichen Dochtbreiten und Gewindegrößen. Der einfache Flachbrenner mit nur einem Docht wurde später in Großbritannien in Anlehnung an den Duplex-Brenner mit zwei Dochten folgerichtig „Simplex-Brenner“ getauft. In Deutschland hat man wohl vorwiegend den Berliner Flachbrenner eingesetzt.


Eine innovative Besonderheit bei den größeren amerikanischen Flachbrennern der späteren Phase war die Tatsache, dass manche von ihnen mit zwei Gewindegrößen (31 und 46 mm, siehe Tabelle D und Foto oben) gleichzeitig bestückt waren, so dass man sie je nach Wunsch bei zwei unterschiedlichen Vasenring-Größen einsetzen konnte. An ihrer Dochtgröße änderte sich aber nichts, da sie eben nur für eine Dochtbreite angelegt waren.