Wie unterscheidet man Kosmos- und Flammscheiben-Brenner?
Diese im ersten Blick sehr banal klingende Frage wird uns doch beschäftigen, weil viele Flammscheiben-Brenner (bzw. Lampen mit ihren Flammscheiben-Brennern) angeboten werden, bei denen die dazugehörige Flammscheibe fehlt und der Brenner zunächst wie ein Kosmos-Brenner aussieht. Wie ich oben erwähnte, sind die Flammscheiben nicht fest im Brandrohr des Brenners befestigt, sondern lose hinein gesteckt, und im Laufe der Zeit sind sie leider oft verloren gegangen. Aber die Händler, auch die seriösen Antiquitäten-Geschäfte und sogar die Auktionshäuser sind gar nicht in der Lage, diesen Verlust wahrzunehmen mangels Fachkenntnisse. Der Laie kauft dann eine vermeintlich komplette und funktionierende Lampe, ohne zu ahnen, dass der wesentliche Bestandteil des Brenners zur Erzeugung einer guten, hellen Flamme fehlt.
Die oben formulierte Frage ist also dann gerechtfertigt, wenn man einen Brenner ohne Flammscheibe bekommen hat und darüber grübelt, ob dieser Brenner ein Kosmos-Brenner ist oder vielleicht doch ein Flammscheiben-Brenner, dem aber jetzt leider die Flammscheibe fehlt. Ich versuche hier, klar nachvollziehbare Unterscheidungsmerkmale zwischen den Kosmos- und Flammscheiben-Brennern aufzuzeigen, um die Identifizierung des Brenner-Typs und damit auch die Beantwortung der Frage, ob nun eine Flammscheibe zum Brenner gehört oder nicht, etwas zu erleichtern.
Korb und Galerie sind bei beiden Brennertypen sehr ähnlich. Sie geben keinen Hinweis auf den Typus des Brenners. Auch das Dochtrad weist keine nennenswerten Unterschiede auf. Der Deflektor kann dagegen sehr unterschiedlich sein.
Der Deflektor des Brenners
Das Brandrohr eines Kosmos-Brenners besteht ja aus zwei ineinander gesteckten Rohren, die sich noch oben hin konisch leicht verjüngen. Dieser Teil des Brandrohrs ragt aus der Galerie um ca. 2-3 cm nach oben hervor, ohne irgendwelche Begleitteile aufzuweisen. Die Galerie besitzt im Innern ein zusätzliches, kurzes, teilweise mit Löchern oder Schlitzen versehenes Rohr. Dieses zusätzliche Rohr, das bei Kosmos-Brennern etwa den unteren bis mittleren Teil des Brandrohrs umschließt, nennt man einen Deflektor, da er einzig und allein dazu dient, die nach oben strömende Luft (= äußere Luftzufuhr) etwas gezielter nach oben zur Flamme zu leiten. Deflektor heißt Lenker oder Beuger im Deutschen. Eine einigermaßen passende deutsche Bezeichnung für Deflektor ist Luftleitrohr (ist jedoch nicht allgemein gebräuchlich).
Der Deflektor der Kosmos-Brenner ist so dimensioniert, dass er gerade mal die untere Hälfte des Brandrohrs umschließt. Diesen Deflektor sieht man kaum, wenn man den Brenner nur von der Seite anschaut. Man sieht nur das eigentliche Brandrohr, das nach oben herausragt. Außerdem ist der Kosmos-Deflektor selbst mit Löchern und Schlitzen versehen, so dass die hereinströmende Luft kaum eine nennenswerte Beugung in Richtung der Flamme erlangen kann.
Der Deflektor der Flammscheiben-Brenner hat oft eine nach oben gezogene Form. Bei großen, 20-linigen Brennern ist er immer sehr deutlich zu sehen: Er umschließt das Brandrohr in vielen Fällen fast vollständig und lässt nur einen kleinen Teil dessen noch frei. Da die Wand des Deflektors keine Löcher aufweist, wird die komplette äußere Luftzufuhr, die von außen in den Brenner gelangt und an der Flamme emporsteigt, sehr eng an die Flamme geleitet. Oft ist der Deflektor sogar erheblich höher als das Brandrohr und an seinem oberen Ende merklich nach innen abgerundet. In dieser Gestalt lenkt der Deflektor die Luft sogar ganz gezielt in die innere der Flamme, um einen bestmöglichen Kontakt mit dem Luftsauerstoff zu gewährleisten
Im nächsten Foto habe ich versucht, unterschiedliche Deflektorarten und ihren Einfluss auf die äußere Luftzufuhr schematisch zu visualisieren. Die roten Linien kennzeichnen jeweils den Deflektor des Brenners.
Deflektoren von Kosmos- und Flammscheiben-Brennern (Obere Reihe: Schemata mit den Luftströmen – Untere Reihe: Fotos von beispielhaften Brennern)
Von links: 14‘‘‘ Kosmos-Brenner von Wild & Wessel
14‘‘‘ Kosmos-Brenner von Wilhelm Egloff
15‘‘‘ Präsident-Brenner von R. Ditmar (Flammscheiben-Brenner)
20‘‘‘ Prometheus-Brenner von Stobwasser (Flammscheiben-Brenner)
Der Deflektor ist natürlich wesentlich breiter als das Brandrohr. Dadurch ergibt sich ein visuelles Unterscheidungsmerkmal: Der mittlere, aus der Galerie sichtbar nach oben ragende Teil des Brenners ist bei den großen Flammscheiben-Brennern wesentlich breiter und wuchtiger, als das bei Kosmos-Brennern der Fall ist. Diese visuelle Unterscheidung gelingt bei vielen Händler-Fotos, falls der obere Teil des Brenners in den Fotos sichtbar ist.
Etwas komplizierter gestaltet sich die visuelle Wahrnehmung der Deflektor-Größe bei 15-linigen Flammscheiben-Brennern. Es gibt Brenner, bei denen das oben Geschilderte gut zutrifft. Es gibt aber auch Brenner, deren Deflektor nicht klar sichtbar nach oben gezogen ist und sie ähneln dadurch doch den Kosmos-Brennern, wenn man sie direkt von der Seite anschaut. Bei diesen Fällen versagt die Deflektorhöhe als Unterscheidungsmerkmal. Aber auch bei diesen Fällen kann man feststellen, dass der Deflektor des Flammscheiben-Brenners doch keine Löcher und Schlitze, wie bei Kosmos-Brennern üblich, aufweist. Vielfach ist sogar das obere Ende des Deflektors deutlich nach innen gebogen. Dadurch ist es doch möglich, auch in solchen Fällen eine klare Unterscheidung zu Kosmos-Brennern zu bekommen, allerdings leider oft nach dem Kauf, wenn man den Brenner zur Hand nehmen und inspizieren kann.
FAZIT: Bei Brennern, die ein erheblich breiteres Mittelteil (das ist der Deflektor) um das Brandrohr aufweisen, und somit keine normalen Kosmos-Brenner sind, muss man sofort daran denken, dass eine Flammscheibe dazu gehört. Ist die Flammscheibe nicht existent, dann ist der Brenner nicht komplett.
Ausnahmen bestätigen die Regel: der Rundbrenner von Silber Light Co. besitzt tatsächlich einen breiten, das Brandrohr überragenden Deflektor, dessen Oberteil nach innen gewölbt ist, obwohl dieser Brenner keine Flammscheibe benutzt (siehe Andere Brenner). Solche Ausnahmen tauchen allerdings extrem selten auf dem Markt. In den zehn Jahren meiner Sammeltätigkeit gab es diesen Silber-Brenner nur zweimal auf eBay; davon den einen habe ich ersteigert.
Entscheidung, ob die Flammscheibe fehlt
Der Deflektor ist fest mit Galerie und Korb verbunden. Nimmt man einem Flammscheiben-Brenner, dessen Dochttrieb einfach über innenliegende Zahnräder erfolgt, den Korb mitsamt Galerie und Deflektor weg, bleibt nur noch das Brandrohr inkl. Dochtrad übrig, das sich von außen nicht von einem herkömmlichen Brandrohr eines Kosmos-Brenners unterscheidet, und die oben beschriebene, leichte visuelle Zuordnung greift nicht mehr. Nur bei den Flammscheiben-Brennern, deren Dochttrieb mittels eines zusätzlichen Tubus mit integrierter Zahnstange funktioniert, hat man eine ganz eindeutige Unterscheidung zu Kosmos-Brennern, bei denen diese Art des Dochttriebs nie praktiziert wurde.
Die Gewindemaße der 14‘‘‘ Kosmos- und 15‘‘‘ Flammscheiben-Brenner sind in aller Regel identisch; das heißt, man kann den Korb eines Flammscheiben-Brenners dieser Größe durch den Korb eines Kosmos-Brenners gleicher Größe leicht ersetzen. Jetzt sieht diese Kombination visuell wie ein Kosmos-Brenner aus, obwohl das Brandrohr von einem Flammscheiben-Brenner herrührt. Das wird leider oft gemacht, um aus größenmäßig zusammenpassenden Teilen völlig unterschiedlicher Brenner einen „komplett aussehenden“ Brenner zu kreieren. Dann ist eine Unterscheidung wirklich recht schwierig. Wenn man alte Kataloge besitzt, kann man mit dem Brenner-Logo aus dem Dochtrad die richtige Zuordnung im Katalog ablesen. Es kommt jetzt natürlich die Frage auf, ob ein Brenner, der z.B. aus dem Brandrohr eines Flammscheiben-Brenners und Korb + Galerie eines Kosmos-Brenners zusammengesetzt ist, nicht gut brennen würde. Der umgekehrte Fall, nämlich die Kombination eines Kosmos-Brandrohrs mit dem Korb + Galerie + Deflektor eines Flammscheiben-Brenners, kommt auch vor. Ich habe diesbezüglich einige Experimente gemacht und daher kann ich bestätigen, dass in beiden Fällen solcherart falsch kombinierte Brenner an sich gut funktionieren, sobald man einen Kosmos-Zylinder darauf setzt, da man in beiden Fällen einen Brenner vom quasi Kosmos-Typ ohne Flammscheibe kreiert hat. Nur, was ist der Wert einer Lampe, dessen Brenner nicht authentisch komplett, sondern nur eine willkürliche Kombination aus völlig unterschiedlichen Brennern ist?
Im nächsten Foto habe ich jeweils ein Brandrohr von 14‘‘‘ Kosmos- und 15‘‘‘ Flammscheiben-Brenner mit den Körben der anderen Brennerart kombiniert. Im ersten Augenblick sehen beide Resultate wie reguläre Kosmos-Brenner aus, was sie allerdings überhaupt nicht sind.
Falsche Kombinationen von Kosmos- und Flammscheiben-Brennern
Von links: Das nackte Brandrohr des 14‘‘‘ Kosmos-Brenners von Fr. Hoffmann (ULUM)
Das gleiche Brandrohr kombiniert mit dem Korb des 15‘‘‘ Volksbrenners von Carl Holy (Flammscheiben-Brenner)
Das nackte Brandrohr von 15‘‘‘ Titus-Brenner (Flammscheiben-Brenner von Wetzschewald & Wilmes; hier ohne Flammscheibe)
Das gleiche Brandrohr (ohne Flammscheibe) kombiniert mit dem Korb des 14‘‘‘ Kosmos-Brenners von Gaudard
Hat man tatsächlich Zweifel daran, ob der erworbene 14- oder 15-linige Brenner vielleicht doch ein Flammscheiben-Brenner sein könnte, hat man in vielen Fällen doch eine gute Möglichkeit zur Unterscheidung von den Kosmos-Brennern: Das innere Rohr des Brandrohrs eines Flammscheiben-Brenners weist innen in entsprechender Höhe eine wulstige Verdickung auf, worauf die Flammscheibe (vom Typ: Hut auf Siebrohr) sitzt, denn sonst würde sie weiter in das Rohr absinken. Diese Verdickung besitzen die normalen Kosmos-Brandrohre, die ja ohne Flammscheibe betrieben werden, nicht. Diese Hilfe ist allerdings nur bei Flammscheiben des oben genannten Typus nützlich. Da aber die Mehrzahl der 15-linigen Flammscheiben-Brenner genau diese Art Flammscheibe besitzt, ist der Blick in das Brandrohr meist eine sehr gute Entscheidungshilfe.
Einige ältere 15- oder 16-linige Flammscheiben-Brenner haben stattdessen eine einfache Flammscheibe auf dünnem Stift oder Rohr. In diesem Fall gibt es zwar keine wulstartige Verdickung im Brandrohr, aber ein schmales Extrarohr innerhalb des Brandrohrs zur Befestigung der Stift-Flammscheibe. Damit gibt es hier auch eine gute Entscheidungshilfe. Dieses schmale Rohr kann aber leider eine frappierende Ähnlichkeit zum Extra-Luftrohr des sog. Reform-Kosmos-Brenners haben (siehe Der Kosmos-Brenner). Da aber dessen typische kleine Luftöffnungen am Dochtrad-Ring bei einem Flammscheiben-Brenner (von einigen wenigen Ausnahmen wie bei den späteren Weißlicht-Brennern abgesehen) fehlen, ist hier doch eine Unterscheidung möglich.
Unterscheidungsmerkmale zur Entscheidung, ob eine Flammscheibe dazu gehört
Von links: Die Wulst im Brandrohr für eine Flammscheibe vom Typ Hut-auf-Siebrohr.
Das zylindrische Brandrohr eines Brenners ist typisch für einen Flammscheiben-Brenner mit Dochttrieb über eine Zahnstange von unten.
Das schmale Rohr im Brandrohr eines Reform-Kosmos-Brenners, dessen Dochtrad-Ring mit Luftöffnungen versehen ist.
Stellt man endgültig fest, dass tatsächlich die Flammscheibe auf dem erworbenen Brenner fehlt, kommt gleich die Frage auf, ob man die fehlende Flammscheibe regulär nachkaufen kann. Die Antwort ist, ehrlich gesagt, nein. Jeder Flammscheiben-Brenner besitzt eine in Form und Dimension anders aussehende, für den vorliegenden Brenner speziell entwickelte Flammscheibe; und genau diese eine fehlende Sorte aufzufinden ist ein extremer Glücksfall. Die Firma Gaudard* in Frankreich stellt immer noch 15-linige Flammscheiben-Brenner mit dem typischen „Hut-auf-Siebrohr“-Typ, und man kann Ersatz-Flammscheiben für diese Brenner kaufen; diese passen aber nur zu diesen Brennern. Sie können die Flammscheiben anderer Brenner mit anderen Dimensionen gar nicht ersetzen.
*Anmerkung von Ara Kebapcioglu: Gaudard produziert und vermarktet mehrere Kosmos-Brenner und 15‘‘‘ bzw. 20‘‘‘ Matador-Typ-Flammscheiben-Brenner. Es ist jedoch sehr eigentümlich, dass beide Flammscheiben-Brenner das gleiche Brandrohr des 14-linigen Kosmos-Brenners besitzen. Man hat nur die Körbe in der Größe variiert, damit die entsprechenden 15‘‘‘ und 20‘‘‘ Matador-Zylinder eingesetzt werden. Dagegen sind die Flammscheiben und sogar die Dochtbreiten bei beiden Flammscheiben-Brennern identisch. Man betreibt damit einen als „20-linig“ betitelten Brenner mit Brandrohr, Flammscheibe und Dochtbreite eines 15-linigen Brenners, was eigentlich nicht zulässig ist. Daher Vorsicht vor dem Kauf des 20‘‘‘ Flammscheiben-Brenners von Gaudard.
Falsche Flammscheibe
Man muss hier zusätzlich den Fall beschreiben, der auch oft vorkommt: Findige Händler ersetzen manchmal die fehlende Flammscheibe eines Brenners mit einer zufälligerweise vorhandenen Flammscheibe eines anderen, aber in den Dimensionen fast identischen Brenners. Dann sieht der Brenner im ersten Augenblick komplett aus. Nur der gute Fachmann kann erkennen, dass die aufgesetzte Flammscheibe nicht original zu diesem Brenner gehört. Für den Laien ist es fast unmöglich, das festzustellen. Das kann in vielen Fällen brenntechnisch zufriedenstellend funktionieren, zumal fast alle Nachahmer des Matador-Brenners von Ehrich & Graetz fast identische, zumindest in den Dimensionen kaum unterscheidbare Brenner entworfen haben, die auch fast identische Flammscheiben besitzen. Die fremde Flammscheibe kann in solchen Fällen ihren Dienst zufriedenstellend ausüben; der Wert des Brenners ist jedoch trotzdem etwas herabgesetzt, da ein wesentlicher Originalteil von ihm fehlt.
Das Ersetzen einer altmodischen Flammscheibe, die nur eine mehr oder weniger breite, flache Scheibe auf einem dünnen Stift trägt, ist wesentlich schwieriger, da die Form und die Dimensionen solcher Flammscheiben viel öfter und stärker variiert wurden. Hier hatte jeder Brenner-Hersteller eigene Vorstellungen, wie die Flammscheibe des Brenners auszusehen hatte, um eine optimale Flamme zu erzeugen. Der Durchmesser der Flammscheibe und deren Abstand zur oberen Kante des Brandrohrs waren jeweils unterschiedlich. Ohne gründliche Kenntnisse über den Brenner (z.B. aus alten Katalogen, wo solche Brenner abgebildet sind) ist ein vernünftiges Ersetzen der fehlenden Flammscheibe nicht möglich. Man kann solche simpel konstruierte Flammscheiben möglicherweise aus Messing drehen lassen, sofern man die Originalmaße der fehlenden Flammscheibe kennt. Das ist nur möglich, wenn man einen anderen Sammler kennt, der zufälligerweise den Brenner mit der Original-Flammscheibe besitzt.
Der Vollständigkeit halber erzähle ich eine weitere falsche Kombination: Ich habe manchmal in eBay Brenner-Angebote gesehen, die einem regulären Flammscheiben-Brenner ähnelten, selber jedoch ganz normale Kosmos-Brenner waren. Man hatte einem Kosmos-Brenner eine in der Größe passende Flammscheibe vom Typus Hut auf Siebrohr aufgesetzt, wohl in der Annahme, einem Brenner gehöre immer eine Flammscheibe…
Falsche Kombinationen aus unterschiedlichen Brennern
Jetzt kommen wir zu einem ganz leidigen Thema, das unerfahrenen Sammlern noch nicht so richtig bewusst ist. Hier geht es nicht darum, ob einem Brenner eine Flammscheibe gehört oder nicht, sondern darum, ob der Korb und das Brandrohr eines neulich erworbenen Brenners tatsächlich original zusammengehören. Oben habe ich den besonderen Fehler beschrieben, wenn man Teile von Brennern, die zu unterschiedlichen Brennerarten gehören (d.h. Kosmos- und Flammscheiben-Brennern), miteinander zu einem „neuen“ Brenner zusammensetzt. Die falschen Kombinationen geschehen aber noch viel häufiger innerhalb der gleichen Brennerart. Diese Art der falschen Kombination taucht sehr oft bei den Kosmos-Brennern auf, ist aber auch bei den späteren Flammscheiben-Brennern genauso existent.
Da die Gewindemaße der Brenner recht früh standardisiert wurden, ist es sehr gut möglich, dass man den Korb eines Brenners der Firma X mit dem Brandrohr einer anderen Firma Y „verheiratet“, sofern sie die gleiche Gewindegröße haben. Und das wird leider sehr oft praktiziert, um den defekten Teil eines Brenners mit einem passenden, intakten Teil eines anderen Brenners zu ersetzen, obwohl sie gar nicht vom gleichen Hersteller sind. Beispielsweise hatten viele Lampen, die ich bei eBay ersteigert hatte, ein Kosmos-Brandrohr von einem deutschen Hersteller und ein Korb vom französischen Produzenten Gaudard. Diese Brenner sehen für einen Laien unverfänglich aus, da sie ja vermeintlich alles haben, was einem ordentlichen Brenner gehört, und doch sind sie falsch zusammengesetzt und müssen ersetzt werden, wenn man solche falsche Kombinationen in seiner Sammlung nicht duldet.
Das Problem ist nun die Entscheidung, ob Korb und Brandrohr tatsächlich Originalteile des Brenners sind, oder ob tatsächlich eine falsche Kombination vorliegt. Diese Entscheidung ist viel schwieriger als die oben besprochene Entscheidung mit der Flammscheibe. Es gibt nämlich keine klar definierbaren Unterscheidungsmerkmale. Bei den Brandrohren ist ja eine Zuordnung zu einem bestimmten Hersteller relativ leicht aufgrund des Hersteller-Logos auf dem Dochtrad. Nur bei nichtssagenden Logo-Beschriftungen wie „Kosmos Brenner“ oder „Rund Brenner“ weiß man nicht genau, wer der Produzent ist. Das sind aber nur Ausnahmen. Die Situation bei den Körben ist davon grundsätzlich verschieden, denn Brenner-Körbe tragen weder ein Logo noch einen anderen Hinweis auf ihren Produzenten. Hier hilft nur noch das akribische, systematische Sammeln von Muster- und Konstruktionsmerkmalen, die einem dezidierten Hersteller zugeordnet werden können. Beispielsweise können Brenner-Körbe von Gaudard oder SI (Societé Industrielle d’Articles d’Éclairage), beide in Frankreich, hervorragend identifiziert werden, da deren Schlitz-Muster sehr typisch sind und nur von diesen Produzenten benutzt werden. Ähnlich verhält es sich bei einigen anderen Brennern, wie z.B. Fledermaus-Dauerhaft-Brenner von Stübgen oder Jupiter-Brenner von R. Ditmar. Aber bei der Mehrzahl von Körben anderer Hersteller stellt man einen regelrechten Mangel an Design-Fantasie fest. Ungewöhnlich viele Körbe unterschiedlicher Hersteller haben identische Stanzmuster! Hier wird es extrem schwierig und sogar fast unmöglich, einen Korb mit einem solchen Stanzmuster, das von sehr vielen Brennerherstellern angewendet wurde, zu einem bestimmten Hersteller, ja sogar zu einem bestimmten Brenner exakt zuzuordnen.
Anmerkung hierzu von Ara Kebapcioglu: In Zeiten der sehr großen Nachfrage nach Petroleumlampen haben manche Brennerhersteller befreundete Firmen dazu gebeten, ihnen mit Brennerkörben weiterzuhelfen, damit sie die Bestellungen doch rechtzeitig liefern konnten. Sie haben also ihre Brandrohre mit den Körben anderer Hersteller kombiniert. Es gab demnach manchmal Brenner, die von Anfang an Kombinationen der Teile unterschiedlicher Hersteller waren.
Wenn man jetzt meint, diese Schwierigkeit käme nur bei Kosmos-Brennern vor, der irrt sich. Die Körbe der Matador-Brenner von Ehrich & Graetz und deren Nachahmer sind sich derart ähnlich, dass auch hier eine klare Unterscheidung sehr schwierig bis unmöglich ist.
Es ist nun eine philosophische Frage, ob es dann doch nicht legitim sei, dass man eine vermeintlich falsche Kombination doch zusammenstehen lässt, wenn es da doch kaum sichtbare oder detektierbare Unterschiede gibt. Darauf gibt es wieder eine philosophische Antwort: Es kommt auf den Kenntnisstand und Anspruch des Sammlers an.
Ich habe in diesen zehn Jahren möglicherweise 150-200 Brenner ersetzt (leider habe ich hier nicht genau Buch geführt), die entweder unreparierbar defekt, nicht komplett oder schlicht und einfach falsch kombiniert waren. Wenn ich die Gewissheit oder auch nur den Verdacht habe, dass bei einem Brenner die Teile nicht original zusammengehören, dann versuche ich alles, um diesen Brenner mit einem Brenner zu ersetzen, dessen Originalzustand mir sicher ist. Die damit generierte Mehrausgabe rechnet sich in meinem Fall, denn siehe oben: auf den persönlichen Anspruch kommt es an…
Bei den nächsten Fotos habe ich je 6 Körbe von Kosmos-Brennern und Flammscheiben-Brennern zusammengestellt sowohl von der Seite als auch schräg von oben aufgenommen. Seiten-Fotos zeigen gut erkennbar die Korb- und Galerie-Muster. Die schräg aufgenommenen Fotos sollen eher den Blick für die Deflektoren schärfen.
Möglicherweise werde ich in der Zukunft versuchen, möglichst viele Brennerfotos mit ihren Korb- und Galerie-Mustern, Brandrohren und Deflektoren, Flammscheiben und Dochtrad-Logos zu sammeln und hier in dieser Website zu veröffentlichen. Dies ist allerdings noch Zukunftsmusik…
Körbe und Galerien von einigen Flammscheiben-Brennern
(oben Seitenansicht, unten Ansicht schräg von oben)
Von links: 16‘‘‘ Salvator-Brenner, Ehrich & Graetz
15‘‘‘ Titus-Brenner, Wetzchewald & Wilmes
15‘‘‘ Präsident-Brenner, R. Ditmar
Körbe und Galerien von einigen Flammscheiben-Brennern
(oben Seitenansicht, unten Ansicht schräg von oben)
Von links: 16‘‘‘ Odin-Brenner, Carl Holy
15‘‘‘ Flachdocht-Sonnenbrenner, Gebr. Brünner (nicht der von Ditmar!)
15‘‘‘ Matador-Brenner, Ehrich & Graetz
Körbe und Galerien von einigen Kosmos-Brennern
(oben Seitenansicht, unten Ansicht schräg von oben)
Von links: 14‘‘‘ Kosmos-Brenner, Wild & Wessel
14‘‘‘ Kosmos-Brenner, Hugo Schneider
14‘‘‘ Fledermaus-Dauerhaft-Brenner, Stübgen
Körbe und Galerien von einigen Kosmos-Brennern
(oben Seitenansicht, unten Ansicht schräg von oben)
Von links: 14‘‘‘ Kosmos-Brenner, Gaudard
10‘‘‘ Kosmos-Brenner, Societé Industrielle
15‘‘‘ Jupiter-Brenner, R. Ditmar